Besonders junge Menschen fühlen sich Studien zufolge immer häufiger einsam. Doch es gibt Möglichkeiten, das zu ändern. Inzwischen gibt es zahlreiche Aktionen, um Kontakte zu knüpfen und Freunde zu finden. Eine Liste zur Inspiration – und einige Mutmacher-Geschichten.

Mehr zum Thema Gesundheit

Immer mehr junge Menschen fühlen sich Umfragen zufolge einsam. Schuld daran sind die Folgen der Corona-Pandemie, aber auch Veränderungen in unserem Lebensstil: Besonders jüngere Personen verlassen ihren Heimatort häufig für einen Job oder ein Studium und tun sich schwer, in der neuen Stadt Anschluss zu finden.

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und die Bertelsmann-Stiftung kommen mit repräsentativen Umfragen im Jahr 2024 zu ähnlichen Ergebnissen: Immer mehr junge Menschen, insbesondere Frauen, fühlen sich demnach einsam. Laut der Bertelsmann-Stiftung geht es knapp der Hälfte der über 2.500 befragten 16- bis 30-Jährigen so.

Einsamkeit betrifft also viele – doch dagegen muss sich doch etwas machen lassen, oder? Inzwischen gibt es viele Aktionen, Apps und weitere Möglichkeiten Leute kennenzulernen und im besten Fall neue Freundschaften zu schließen. Eine kleine Auswahl.

Aktion "Walk and Talk" in vielen großen Städten

Eine Aktion, die junge Menschen in Großstädten vernetzen soll und die in den sozialen Medien schon gefeiert wurde, sind gemeinsame Spaziergänge, bei denen Fremde zu Freunden werden können. Die ursprüngliche Idee stammt aus New York, doch inzwischen gibt es die Aktion auch in vielen Städten bei uns.

Larissa (24) ist im Frühling aus beruflichen Gründen nach München gezogen. Kurz darauf hat sie an einem solchen sogenannten "Walk and Talk"-Treffen teilgenommen, das sie auf Instagram entdeckt hatte. "Es war die einfachste Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen", erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Große Überwindung habe es sie nicht gekostet, berichtet sie. Schließlich handele es sich bei diesen Treffen im Freien um große Gruppen und "du kannst jederzeit wieder gehen – auch ohne, dass es jemand merkt".

Das Bedürfnis, wieder zu gehen, hatte Larissa jedoch nicht. Bei dem Treffen waren um die 30 Personen in den verschiedensten Altersgruppen dabei, sie seien alle nett und sehr offen gewesen. "Es haben schließlich alle das gleiche Ziel, wenn sie zu einem 'Walk and Talk' gehen", sagt die Neu-Münchnerin. Larissa war nur ein einziges Mal bei einem Treffen, doch das hat gereicht, um eine neue Freundin dazuzugewinnen, die sie seitdem regelmäßig trifft.

Eine Auswahl an Städten, in denen es die Aktion bereits gibt:

Je nach Stadt und Organisatoren muss man sich zu dem gemeinsamen Spaziergang anmelden oder kann einfach dazukommen. Häufig bleibt es auch nicht nur bei Spaziergängen. Manche organisieren danach auch gemeinsame Abende zum Essengehen, gründen Buchclubs oder machen gemeinsam Yoga.

Es gibt eine Instagram-Seite, die "Girls Walk and Talks" von Städten in ganz Europa zusammenträgt. Sollte die richtige Stadt noch nicht dabei sein, lohnt es sich aber, ab und an einen Blick reinzuwerfen, da immer wieder neue hinzukommen. Die meisten dieser Aktionen richten sich an Frauen, Männer werden aktuell eher seltener angesprochen.

Apps zum Connecten und Freunde finden

Es gibt unzählige Apps und Webseiten, mit denen man die große Liebe finden können soll – wieso also dann nicht auch den neuen besten Freund? Inzwischen gibt es einige Apps, die genau dafür da sind.

Apps, um Freunde zu finden:

  • Bumble: Freundschafts- und Dating-App in einem
  • MeetMe: Kennenlern-App für Gleichgesinnte
  • Meetup: Gruppenfinder für gemeinsame Interessen und Events
  • Spontacts: Aktivitäten und Events in der Nähe, inklusive Aktivitätenpartner finden
  • friendsUp: Kennenlern-App für Frauen
  • Boo: Freundschafts- und Dating-App in einem

Genauso, wie aus einer Chat-Bekanntschaft eine Liebesbeziehung entstehen kann, können sich auch echte Freundschaft bilden. Eine Person, die mit einer solchen Plattform gute Erfahrungen gemacht hat, ist Leni (27), die vor drei Jahren für ein Praktikum nach München gezogen ist. Außer ihren neuen Kolleginnen und Kollegen kannte sie hier zunächst niemanden.

"Ich hatte natürlich auch komische Treffen."

Leni über ihre "Freundschaft-Dates"

Nach kurzer Zeit hörte sie das erste Mal von der Freundesversion von Bumble. Zuvor hatte sie die App bereits zeitweise zum Daten genutzt. "Es war schon etwas anderes, die Plattform zur Freundessuche als zum Daten zu nutzen", erzählt Leni im Gespräch. Bei der Freunde-Version sei man von Beginn an auf der Suche nach einer tiefgründigeren Verbindung, erzählt sie, "es ist einem wichtiger, dass es direkt gut funktioniert".

Doch nicht jedes "Freunde-Date" war ein Erfolg. "Ich hatte natürlich auch komische Treffen. Es ist, wie beim Dating auch, oft etwas anderes, sich mit jemandem beim Schreiben gut zu verstehen und sich dann aber in echt zu treffen. Manchmal hat man einfach nicht denselben Vibe."

Am Ende hat Leni mit einer Frau gematcht, die regelmäßig "Bumble-Friends-Treffen" mit mehreren Frauen organisiert hat. Sie gingen gemeinsam in Bars oder planten Spieleabende. "Das war super cool, weil man so die Möglichkeit hatte, mehrere Mädels gleichzeitig kennenzulernen. Oft hat man sich dann mit anderen noch besser verstanden als mit der Person, die man eigentlich gematcht hat", berichtet sie.

Auch wenn sie inzwischen zu den meisten keinen Kontakt mehr hat, sagt Leni heute, dass es sich in jedem Fall gelohnt habe. "Selbst wenn es am Ende nicht auf eine langfristige Freundschaft hinausläuft, ist es einfach schön, direkt zu Anfang in einer neuen Stadt Leute zu haben, mit denen man etwas unternehmen kann."

Aufrufe auf TikTok, Instagram und Co.

Über die sozialen Medien hört man viel Negatives. Doch eines sind sie dennoch: sozial. Beispielsweise lassen sich über TikTok Personen in der eigenen Stadt finden, die auf der Suche nach Gleichgesinnten für Hobbys sind. Beispiele dafür wären die Gründung eines Buchclubs oder das Finden eins Reise-Buddys.

Lesen Sie auch

Eine offizielle Organisation steckt in der Regel nicht hinter solchen Aufrufen, daher sollte man genau hinschauen, mit wem man sich verabredet. Dann aber kann aus einem Aufruf auf TikTok etwas Schönes entstehen – so berichtet es uns TikTok-Nutzerin Nora (26).

Ihr wurde ein Video in den Feed gespült, in dem eine junge Frau von ihrem Buchclub erzählt und dazu aufgerufen hat, sich in den Kommentaren zu finden und selbst einen zu gründen. In einem der Kommentare rief dann eine junge Frau zu einem Buchclub in Berlin auf.

"Es hat sich ein bisschen angefühlt, als hätte ich gleich ein Tinder-Date."

Nora über ihre Gefühlslage vor dem ersten Treffen mit dem Buchclub

Da Nora kurz vor ihrem Umzug nach Berlin stand und dort nicht viele Menschen kannte, meldete sie sich bei besagter Person. "Ich dachte mir, was habe ich denn eigentlich zu verlieren? Ist doch ganz cool, in einer neuen Stadt direkt neue Leute kennenzulernen", erzählt sie.

Nach mehreren prüfenden Blicken auf das TikTok-Profil der Frau schrieb Nora ihr und wurde im Anschluss in eine WhatsApp-Gruppe hinzugefügt, in der es bereits mehrere andere Teilnehmerinnen gab. "Vor dem ersten persönlichen Treffen war ich total aufgeregt. Es hat sich ein bisschen angefühlt, als hätte ich gleich ein Tinder-Date. Ich habe beispielsweise auch vorher länger überlegt, was ich anziehen soll", erzählt sie lachend.

Inzwischen ist Nora nicht nur Mitglied des Buchclubs, sondern mit ein paar der Mitglieder auch außerhalb des Clubs befreundet. Mit einer von ihnen macht sie demnächst einen Ausflug ins Möbelhaus, um Einrichtung für ihre neue Wohnung in Berlin zu kaufen.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.