Heidelberg (dpa) - Es klingt erfreulich: Die Krebssterblichkeit geht in Deutschland und weltweit seit Jahren zurück. "Krebs muss heute kein Todesurteil sein", sagt Volker Arndt vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Aber gesund sei der Patient nach Überwindung der Krankheit nicht automatisch.
In den vergangenen zehn Jahren sei das Bewusstsein gewachsen, Patienten über eine Heilung hinaus länger zu versorgen, sagt Volker Arndt. Einige Fragen und Antworten vor dem Weltkrebstag am 4. Februar.
Wie viele Krebsüberlebende gibt es inzwischen in Deutschland - und wo wird die Zahl in etwa 20 Jahren liegen?
Derzeit leben in Deutschland etwa 3,5 bis 4 Millionen Menschen mit Krebserkrankung oder mit überstandener Krebserkrankung. Prognosen zufolge werde diese Zahl in Deutschland in den kommenden 20 Jahren auf bis zu fünf bis sechs Millionen steigen, sagt Volker Arndt vom DKFZ in Heidelberg. Grund ist vor allem das Altern der Generation der sogenannten Baby Boomer - so bezeichnen Statistiker in Deutschland die geburtenstarke Jahrgänge zwischen 1955 bis 1969.
Was bedeutet der Anstieg für die Gesellschaft, etwa für die Arbeitswelt?
Etwa 35 Prozent aller Krebspatienten in Deutschland sind dem DKFZ zufolge im berufsfähigen Alter - also zwischen 15 und 65 Jahren. "Im Durchschnitt nehmen 62 Prozent der Betroffenen nach Abschluss der Therapie ihre Berufstätigkeit wieder auf", sagt Arndt. Die Wahrscheinlichkeit dafür hänge vom Bildungsstatus und von der Art des Berufs ab. Experten raten, Ärzte sollten geheilten Krebspatienten mit Sensibilität begegnen, aber nicht mit übertriebener Zurückhaltung. Nicht all diese Menschen seien gleich schwer traumatisiert.
Besitzen Krebsüberlebende eine deutlich verringerte Lebenserwartung - und gibt es auch da eine positive Entwicklung?
Statistiken zeigen klar, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeiten für viele Tumorpatienten in den vergangenen 30 Jahren deutlich verbessert haben. "Ein Überleben von 20 und mehr Jahren ist bei vielen Tumor-Entitäten heute eine realistische Option", betont auch Arndt. Es gebe aber eine wichtige Voraussetzung: Der Tumor muss frühzeitig entdeckt werden. Die Deutsche Krebshilfe nimmt den Weltkrebstag zum Anlass, die Öffentlichkeit für das Thema Prävention zu sensibilisieren. "Insbesondere Bewegung kann das eigene Krebsrisiko senken", sagte Vorstandsvorsitzender Gerd Nettekoven.
ZUR PERSON: Volker Arndt leitet im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg das epidemiologische Krebsregister Baden-Württemberg. Er betreut zudem die Arbeitsgruppe Cancer Survivorship. Arndt hat in Zürich und Ulm gearbeitet und wurde unter anderem an der staatlichen Universität Chapel Hill im US-Bundesstaat North Carolina ausgebildet. Im DKFZ forscht er zusammen mit fast 3000 Kollegen, die in Heidelberg in mehr als 90 Abteilungen und Gruppen aufgeteilt sind. Ihre Aufgabe: Näheres darüber zu erfahren, wie Krebs entsteht und welche Faktoren das Risiko beeinflussen.
Bewegung senkt Risiko für 13 Krebsarten
Wer sich regelmäßig bewegt, beugt vielen Krebserkrankungen vor. Darauf weist die Deutsche Krebshilfe hin. An mindestens 13 Krebsarten erkranken Menschen, die Sport treiben, seltener als andere. Dazu gehören Darmkrebs und Burstkrebs. Einen Marathon laufen muss man dafür nicht. Es genügt, an fünf Tagen in der Woche eine halbe Stunde lang so aktiv zu sein, dass man ein wenig ins Schwitzen kommt. Das wirkt sich auch sonst positiv auf die Gesundheit aus. © dpa
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