Klimawandel, hohe Anbaukosten, aber auch Parasiten sorgen dafür, dass sich unser Speiseplan verändert. Ein akutes Beispiel: die Banane. Schimmelpilze lassen die Stauden absterben und sind eine Gefahr für Anbaugebiete weltweit. Doch nicht nur die gelben Früchte, auch andere Lebensmittel gelten als bedroht und könnten in absehbarer Zeit aussterben.
Banane kämpft mit dem Aussterben
Gelb, lecker und süß: So kennt man die Banane. Auf Plantagen werden Unmengen der Früchte produziert, um die weltweite Nachfrage zu bedienen. Ganze Regionen haben sich auf den Anbau der Frucht spezialisiert. Doch die Banane hat ein Problem und das heißt "Fusarium oxysporum f. sp. cubense". Hinter der Bezeichnung versteckt sich ein besonders heimtückischer Pilz. Er nistet sich im Boden ein, befällt die Bananenstaude und lässt sie absterben. Die Pflanzenkrankheit, die auch unter dem Namen Tropical Race 4 (TR4) oder Panama-Krankheit bekannt ist, verbreitet sich derzeit rasend schnell um den Globus und sucht immer mehr Anbaugebiete heim. Selbst kleinste Mengen des Pilzes reichen für eine Infektion. Forscher sind im Moment machtlos gegen die Sporen. Das Problem: Bislang gibt es keinen Wirkstoff, der die Bananen-Pflanzen retten könnte. Und die Zucht einer neuen, resistenten Sorte mit traditionellen Mitteln dauere etwa 20 bis 30 Jahre, erklären Forscher im "Süddeutsche Zeitung Magazin". Es gibt allerdings Hoffnung, die vielen aber nicht schmecken dürfte: Gentechnisch veränderte Früchte könnten dem Pilz standhalten. Doch nicht nur der Banane droht ein übles Schicksal. Viele Lebensmittel, die wir heute gewohnt sind, ringen mit dem Aussterben.
Wilde Arabica-Bohnen werden immer seltener
Seit Jahresbeginn 2014 treiben eine starke Dürreperiode im Anbauland Brasilien und voraussichtliche Ernteausfälle den Preis für Arabica-Kaffee in die Höhe. Auch durch die Folgen des Klimawandels könnte es bereits in 100 Jahren keine wilden Bestände der Arabica-Kaffeebohnen mehr geben, schätzen Forscher der Botanischen Gärten in London. Die wilden Formen der beliebten Kaffeebohne seien eine besonders wichtige Grundlage für die Zucht neuer Sorten, weil sie in vielen Teilen der Welt angebaut werden und dadurch genetisch vielfältig sind. Doch die wilde Arabica-Bohne ist kein Einzelfall.
Anbau von Rooibos-Tee durch Klimawandel gefährdet
Die Nachfrage nach Rooibos-Tee hat sich in den letzten 13 Jahren weltweit vervierfacht. Eigentlich ein Grund zur Freude für die Teebauern in Südafrika. Doch diese befürchten, dass der Klimawandel das sensible Ökosystem der Rotbüsche, die nur in Südafrika wachsen, zerstört. Versuche, den Rooibos-Busch in China, Australien und den USA anzubauen, scheiterten.
Überfischung: Thunfisch besonders betroffen
Die Liste von Fischen, die vom Aussterben bedroht sind, ist lang. Rund 40 Arten stehen wegen Überfischung kurz vor ihrer Ausrottung. Thunfische sind laut einer US-Meeresforschungsbehörde am meisten vom rücksichtslosen Fang bedroht, sieben Arten davon "kritisch" - darunter der südliche Blauflossen-Thun, der Rote Thun und der Großaugen-Thun. Diese müssen erst etwa fünf Jahre alt werden, bevor sie sich vermehren. Dazu ist ihr Fleisch eine begehrte Spezialität. Der erhöhte Sushi-Konsum in den vergangenen Jahren hatte seinen Anteil daran, dass die Thunfisch-Bestände weiter zurückgingen.
Der Kabeljau ist in Nord- und Ostsee kaum noch vorhanden
Heutzutage gibt es in der Nordsee etwa sieben Mal weniger geschlechtsreife Kabeljaue als vor dreißig Jahren. Schätzungsweise sind es knapp 80.000 Tonnen Elterntiere. Nicht jede Kabeljauart ist vom Aussterben bedroht. Allerdings sollte man darauf verzichten, Kabeljau aus Küstenregionen, besonders aus der östlichen Ostseeregion, zu verzehren, während der Bestand des Islandkabeljaus sich inzwischen einigermaßen erholt hat.
Importierte Krebse vernichten den Bestand an Edelkrebsen
Suppenkrebse, Tafelkrebse, Riesenkrebse - die Süßwasser-Schalentiere sind eine echte Delikatesse. Doch ihr Bestand in heimischen Gewässern ist extrem gefährdet.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Edelkrebs in Mitteleuropa noch weit verbreitet. An seiner Stelle haben sich jedoch amerikanische Arten wie der Signalkrebs in unseren Seen breit gemacht. Diese übertragen die so genannte "Krebspest". Die Pilzerkrankung hat die heimischen Verwandten an den Rand der Ausrottung gebracht, weil sich die Sporen des Parasiten rasch im Wasser verbreiten.
Population des Helgoländer Hummers stark geschwächt
Der Helgoländer Hummer gehört zur Art des Europäischen Hummers, den es in deutschen Gewässern nur auf Helgoland gibt. Er ist das Wappenzeichen der Hochseeinsel – und seit Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. 1937 wurden auf Helgoland 87.000 Exemplare aus dem Meer geholt, heute sind es pro Jahr gerade einmal 100. "Trotz Schutzmaßnahmen hat sich die Hummerpopulation nicht von einem starken Einbruch in den fünfziger und sechziger Jahren erholt", sagt Heinz-Dieter Franke, AWI-Biologe auf Helgoland, dem Magazin "natur".
Aussterben der Biene hätte weitreichende Folgen
Die Biene ist natürlich kein Lebensmittel, aber ein wichtiger Produzent von Nahrungsmitteln. Das Bundesamt für Naturschutz veröffentlichte eine Rote Liste der wirbellosen Tiere, deren Bestand in Deutschland bedroht ist. Darauf stehen unter anderem 52 Prozent der Bienenarten, die es hierzulande gibt bzw. gab. Denn manche von ihnen sind bereits aus unserem Ökosystem verschwunden.
Ein Aussterben der Biene wäre ein Albtraum für die Landwirtschaft. Der Chef des UNEP (United Nations Environment Programme), Achim Steiner, schätzt, dass von den 100 wichtigsten Nutzpflanzen der Welt mehr als 70 Prozent durch Bienenarten bestäubt werden. Mit dem Aussterben der Biene würde es nicht nur keinen Honig mehr geben, auch die Bestände von Äpfeln, Tomaten, Nüssen oder Gurken wären dadurch gefährdet.
Afrika ist überfordert mit dem Anbau von Kakaobohnen
Die Kakao-Erträge gehen ständig zurück. Schuld sind Pilze und andere Schädlinge, die in Brasilien und Ostasien ganze Jahreserträge vernichten. Auch weil sich die armen Bauern in den afrikanischen Anbauländern die Bewirtschaftung der Plantagen eigentlich gar nicht leisten können, werden die Ernten schmaler und schmaler. "Eine Umfrage, die wir letztes Jahr führten, ergab, dass die mehr als 60 Kakao-Förderprojekte, die es in der Welt gibt, völlig unkoordiniert arbeiten", sagt Michael Segal, Kakaoexperte und Sprecher der ICCO in London. Diese Situation wird durch die Erderwärmung noch verschärft.
Die Geschmacksvielfalt der Apfelsorten ist in Gefahr
Die Goldparmäne, der Rote Augustiner und die Französische Goldrenette sind die Streuobstsorten des Jahres 2014. Pomologen, also Apfelexperten, haben mehr als 4.000 unterschiedliche Sorten beschrieben. Mit dem Rückgang der Streuobstwiesen gingen jedoch viele Obstsorten verloren oder sind heute stark gefährdet. Umweltschützer und auf alte Sorten spezialisierte Apfelbauern versuchen, möglichst viele alte Apfelsorten am Leben zu halten.
Slow Food rettet Nahrungsmittel vor dem Aussterben
Eine Initiative namens Slow Food hat es sich zur Aufgabe gemacht, "die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten". Sie fördert Landwirtschaft, Fischerei, Lebensmittelhandwerk und Viehzucht, um vor allem Produkte zu bewahren. Das internationale Slow Food-Projekt "Arche des Geschmacks" schützt weltweit mehr als 1.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Aussterben. Zu den so genannten "Arche-Passagieren" in Deutschland zählen unter anderem das Filder Spitzkraut (Bild), der Maiwirsing und die Weinbergschnecke "Helix pomatia". (mac/sag/mgb)
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