In unserer Aktion "Leserwunsch des Monats" sind Sie gefragt: Was wollen Sie im Gesundheitsressort gerne lesen? Im März hatten unsere Leser einen klaren Favoriten: 56 Prozent, also 10.260 Besucher, haben sich gegen die Konkurrenzthemen Schlafwandeln und Trauerarbeit entschieden und würden gerne mehr über Psychosomatik erfahren. Denn nicht alle Beschwerden haben eine körperliche Ursache. Auch Gefühle können krank machen: Wenn die Seele etwas quält, das wir nicht wahrhaben wollen, werden aus Angst oft Rückenschmerzen und aus Wut Migräne.

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Die Schmerzen im Rücken oder Kopf sind quälend, ebenso die Schlaflosigkeit, der andauernde Piepton im Ohr oder das beängstigende Herzrasen. Wer Derartiges erlebt, leidet aber nicht unbedingt an einer körperlich manifesten Erkrankung. Die genannten Symptome sind typische psychosomatische Beschwerden: Signale, die die Psyche an den Körper sendet, um damit sozusagen auf seine Anliegen aufmerksam zu machen. "Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare", meinte schon der deutsche Dichter Christian Morgenstern. Und damit hat er offenbar Recht.

Denn tatsächlich hängen Seele und körperliche Erkrankungen häufig zusammen, was schon der Begriff "Psychosomatik" ausdrückt. Er setzt sich aus den Wörtern Psyche (altgriechisch für Atem, Seele) und Soma (Körper) zusammen - geht also von einer Wechselwirkung zwischen unserer Seele und unserem Körper aus.

Wie eng beides zusammenhängt, erfahren auch Gesunde Tag für Tag. Jeder Gedanke, jedes Gefühl ist von einer körperlichen Reaktion begleitet. Oft ist diese so "leise", dass sie kaum oder gar nicht bemerkt wird. Manchmal ist sie allerdings auch ziemlich "laut" - etwa dann, wenn wir im Straßenverkehr in eine brenzlige Situation geraten und der Körper darauf etwa mit Herzklopfen reagiert.

Aus seelischen werden körperliche Schmerzen

Im genannten Beispiel Straßenverkehr können wir den Zusammenhang zwischen Gefühl und körperlicher Reaktion meist ganz problemlos herstellen und spüren. Doch das gilt leider nicht für alle Gefühle: Die Angst, abgelehnt zu werden oder Erwartungen nicht erfüllen zu können, lassen wir weniger gerne zu. Das Gleiche gilt für das Gefühl ohnmächtiger Wut und für die Angst, verlassen oder beschämt zu werden. Die Palette "unerwünschter" Gefühle ist breit. Und jedes einzelne kann sich als körperliches Symptom bemerkbar machen, wenn es auf andere Weise nicht an die Oberfläche darf.

Natürlich sind nicht alle Erkrankungen psychosomatisch bedingt, aber dennoch kann dieses ständige "Auf-sich-aufmerksam-Machen" der Seele auf Dauer dem Körper zusetzen.

Ein Zeichen dafür, dass die Psyche bei einer Erkrankung ganz stark mitmischt, ist die Erfolglosigkeit einer herkömmlichen ärztlichen Behandlung. Wer sich dabei längerfristig nicht besser fühlt, sollte daran denken, dass seine Erkrankung - zumindest teilweise - psychosomatische Hintergründe haben könnte.

Wir glauben nicht an die Macht unserer Gefühle

Vielen Betroffenen fällt das allerdings schwer. Sie glauben nicht an die Macht der Psyche, wirklich manifeste Beschwerden auslösen zu können und ziehen es im Grunde vor, eine "richtige" Erkrankung zu haben. Besonders oft zeigt sich diese Verweigerung bei Menschen, die unter Angststörungen leiden, die mit starken körperlichen Beschwerden verbunden sind - wie etwa Herzrasen, Atembeschwerden, Schwindel oder Bluthochdruck. Oft vergehen mehrere Jahre, bis die Betroffenen eine seelisch bedingte Komponente akzeptieren können und sich an einen Psychotherapeuten wenden.

Dieses Nicht-Erkennen-Wollen ist verständlich. Die seelische Ursache für all die quälenden Symptome ist zwar vorhanden, den Betroffenen aber meist völlig unbewusst. Und das bedeutet: Der psychosomatisch erkrankte Mensch ist überzeugt davon, dass eine seelische Ursache gar nicht existiert. Er sieht und erkennt keinen Zusammenhang zwischen dem, was ihn quält, und psychischen Problemen wie Angst, Stress, Beziehungskonflikte, Mobbing oder sonstige Krisen.

Die Bereitschaft, diese psychischen Probleme zumindest nicht völlig auszuschließen, ist daher ein erster Schritt in Richtung Heilung.

Typische Beschwerden mit einem hohen psychosomatischen Anteil:

Die in der nachfolgenden Liste aufgeführten Beschwerden haben sehr häufig keine körperliche, sondern eine seelische Ursache:

  • Rückenschmerzen
  • Migräne und Spannungskopfschmerz
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Adipositas (Übergewicht)
  • Allergien
  • Darmbeschwerden und Darmgeschwüre
  • Atemwegsbeschwerden
  • Arterieller Bluthochdruck
  • Ohrgeräusche und Tinnitus
  • Herzrasen und Atemnot
  • Reizblase
  • Hautprobleme und Ekzeme
  • Restless Legs
  • Verspannungen
  • Panikattacken
  • Lust- und Interesselosigkeit

Bitte beachten Sie: Suchen Sie bei akuten Beschwerden immer einen Arzt auf. Dass etwas psychosomatisch bedingt ist, heißt nicht, dass es ungefährlich ist.

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