Die Luft, die wir atmen, sieht zwar meistens sauber aus. Sie kann aber einen Cocktail verschiedenster Schadstoffe enthalten. Einige davon sind gefährlich für die Gesundheit – Experten schätzen, dass aktuell weltweit rund 6,5 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung sterben. Auch Deutschland ist davon betroffen.

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Experten warnen seit vielen Jahren vor Schadstoffen in der Luft. Aber wie gefährlich ist Luftverschmutzung eigentlich? In Deutschland sind davon vor allem Menschen betroffen, die an stark befahrenen Straßen in Großstädten wohnen.

Gefragt sind vor allem politische Lösungen, um die Konzentration der Schadstoffe weiter zu senken. Aber auch jeder Einzelne kann etwas tun, um sich zu schützen.

1. Was ist Luftverschmutzung eigentlich?

Luft besteht nicht nur aus Sauerstoff. Sie setzt sich aus einem Gemisch verschiedenster Gase und kleiner Partikel zusammen. Stickstoff macht den größten Teil dieser Gase aus.

In der Luft sind aber noch weitere Stoffe enthalten, die zum Teil aus der Industrie und vom Verkehr stammen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht dann von Luftverschmutzung, wenn sich diese Stoffe so lange oder in einer so hohen Konzentration in der Luft befinden, dass sie Menschen, Tieren oder Materialien schaden.

2. Woher kommt die Luftverschmutzung?

Die schädlichen Stoffe in der Luft können aus verschiedenen Quellen stammen, beispielsweise auch von Vulkanausbrüchen.

Die wesentlichen Quellen der Luftverschmutzung, die durch den Menschen verursacht werden, sind Emissionen aus Industrie, Verkehr und Haushalt. In den Städten tragen vor allem alte Diesel-Autos zur Luftverschmutzung bei.

3. Welche Stoffe in der Luft sind für Menschen besonders schädlich?

Die Europäische Umweltagentur (EAA) benennt Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon aktuell als die drei Schadstoffe in der Luft, die Menschen am meisten gefährden.

4. Inwiefern schadet Luftverschmutzung der Gesundheit?

Laut EAA sind rund 90 Prozent aller europäischen Stadtbewohner Schadstoffen in der Luft in einer gesundheitsgefährdenden Konzentration ausgesetzt. Die Schäden reichen dabei von Atemwegserkrankungen bis hin zum Tod.

Das deutsche Umweltbundesamt hat ermittelt, dass Luftverschmutzung die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren durch Atemwegserkrankungen erhöht.

Bei einer Langzeitbelastung mit Luftverschmutzung nimmt die Sterblichkeit von Erwachsenen über 30 Jahren durch Herz-Lungenerkrankungen und durch Lungenkrebs zu.

5. Wie viele Menschen sterben jährlich durch Luftverschmutzung?

Laut EAA verringert sich die Lebenserwartung von Menschen in der EU durch Feinstaubpartikel in der Luft aktuell im Schnitt um mehr als acht Monate.

Das deutsche Umweltbundesamt schätzt die Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch Feinstaub auf rund 45.300 Menschen im Jahr.

Laut der Internationalen Energieagentur IEA sterben weltweit rund 6,5 Millionen Menschen pro Jahr an den Folgen verschmutzter Luft. Diese Zahl könnte bis zum Jahr 2040 auf 7,4 Millionen Menschen steigen, warnt die IEA.

6. Wie hat sich die Luftverschmutzung in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt?

Besonders in Großstädten ist die Konzentration von Stickoxiden, Feinstaub und Ozon nach wie vor hoch, auch wenn die Werte insgesamt leicht gesunken sind: So hat die Konzentration von Stickstoffdioxid in der Luft in Deutschland seit 1990 abgenommen.

Lag sie 1990 laut Umweltbundesamt noch bei geschätzten 2.887 Kilotonnen, ging dieser Wert bereits 1995 auf 2.168 Kilotonnen zurück. Seitdem ist er weiter gesunken – im Jahr 2015 lag er bei rund 1.186 Kilotonnen.

Das bedeutet aber keine Entwarnung: Der Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter wurde beispielsweise im Jahr 2016 an rund 57 Prozent der verkehrsnahen Messstationen in Deutschland überschritten.

7. Wer ist besonders durch Luftverschmutzung gefährdet?

Menschen, die in Großstädten an stark befahrenen Straßen wohnen, sind besonders stark durch Luftverschmutzung gefährdet.

Beispiel Stuttgart: Der Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter, der noch als unbedenklich gilt, wurde im Jahr 2016 mit 82 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel um mehr als das Doppelte überschritten (Messstation Am Neckartor).

In München maß eine Station (Landshuter Allee) 80 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch Reutlingen (Lederstraße Ost) überschritt den Grenzwert mit 66 Mikrogramm, Kiel (Theodor-Heuss-Ring) mit 65 Mikrogramm pro Kubikmeter.

In Köln (Clevischer Ring) wurden im Jahresmittel 63 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter gemessen, in Hamburg (Habichtstraße) 62 Mikrogramm. Auch Düsseldorf (Corneliusstraße) überschritt den Wert mit 58 Mikrogramm pro Kubikmeter.

8. Wie kann man sich vor Luftverschmutzung schützen?

Grundsätzlich helfen auf lange Sicht vor allem politische Lösungen vor Luftverschmutzung. Aber auch jeder Einzelne kann etwas tun, um sich vor Luftverschmutzung zu schützen:

  • Mit einem Luftfilter lässt sich die Luft im Haus ein Stück weit reinigen. In der Regel sind in den Geräten austauschbare Filter eingesetzt, die Partikel aus der Luft filtern. Die Filter müssen von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden.
  • Die Fenster öffnen: Es mag merkwürdig klingen, aber es hilft gegen Luftverschmutzung, wenn man die Luft in der Wohnung zirkulieren lässt. Damit werden auch Schmutzpartikel wieder nach draußen befördert.
  • Wer grundsätzlich etwas gegen Luftverschmutzung tun möchte, sollte möglichst häufig öffentliche Verkehrsmittel nutzen und das Auto stehenlassen. Darüber hinaus atmet man in U-Bahnen oder Zügen weniger schädliche Abgase ein als im Auto.
  • Grundsätzlich ist es eine gute Idee, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren oder zu Fuß zu gehen. Das gilt aber nur dann, wenn die Stadt nicht sehr stark von Luftverschmutzung betroffen ist. Wer in einem solchen Fall trotzdem zu Fuß gehen oder das Rad nehmen möchte, sollte auf kleine Nebenstraßen ausweichen, in denen weniger Autos fahren und es weniger Abgase gibt.
  • Beim Warten vor Ampeln oder an Kreuzungen im Auto die Fenster schließen und die Lüftung ausschalten: In dieser Situation steigt die Belastung mit Feinstaub sprunghaft an. Es hilft außerdem, einen möglichst großen Abstand zum Fahrzeug vor einem zu halten.
  • Wenn eine Fahrt mit dem Auto ansteht, sollt man die Stoßzeiten meiden, in denen die meisten Autos unterwegs sind – dann ist die Belastung durch Schadstoffe in der Luft durch Abgabe am höchsten.
  • Wer sich große Sorgen macht, kann auch einen Mundschutz tragen, der einen Teil der Partikel aus der Luft abhält. Das ist in Deutschland nicht sehr verbreitet, aber beispielsweise in vielen asiatischen Ländern gängig.
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