• Omikron bestimmt in vielen Ländern bereits als dominierende Variante das Infektionsgeschehen.
  • Ersten Studien zufolge ist die Variante ansteckender als Delta, das Risiko für einen schweren Verlauf aber geringer.
  • Was bisher über Omikron bekannt ist - und was nicht.

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Während die Welt gerade nach Frankreich blickt, wo eine weitere Variante des Corona-Virus entdeckt wurde, schnellen die Infektionszahlen weltweit wegen Omikron in die Höhe. So auch in Deutschland. Doch wie gefährlich ist Omikron im Vergleich zum Wildtyp des Virus und wie sicher können Schnelltests die aktuell dominierende Variante nachweisen? Fragen und Antworten im Überblick.

Schützt eine Infektion mit Omikron vor erneuter Ansteckung mit SARS-CoV-2?

Es gibt Hinweise darauf, dass eine Infektion mit Omikron keinen guten Schutz vor einer zeitnahen weiteren Ansteckung mit einer anderen Variante des Corona-Virus bieten könnte.Insbesondere bei ungeimpften Menschen baut der Körper nach der Infektion eine auf Omikron maßgeschneiderte Immunantwort auf. Da sich diese Variante allerdings sehr vom Urtyp des Virus unterscheidet, könnte der Schutz bei Kontakt mit früheren (oder möglichen neuen) Varianten deutlich deutlich verringert sein.

Das bestätigte auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der eine Studie zum Thema auf Twitter einordnete: "Der Ungeimpfte, der jetzt eine Omikron-Infektion bekommt, wird im Herbst gegen andere Varianten wenig Schutz haben." Im Gegensatz dazu sei die Immunantwort nach Grundimmunisierung deutlich breiter. In einem Interview mit der Bild-Zeitung sagte Lauterbach außerdem: "Es ist gut möglich, dass wir es im Herbst mit einem mutierten Delta-Typ zu tun bekommen. Wer jetzt als Ungeimpfter an Omikron erkrankt, hätte im Herbst gegen eine neue Delta-Variante wahrscheinlich einen Infektionsschutz von deutlich unter 50 Prozent."

Wie unterscheidet sich Omikron vom Wildtyp SARS-CoV-2?

Bei Gesundheitsbehörden gilt Omikron als sogenannte „besorgniserregende Virusvariante". Laut Robert Koch-Institut (RKI) bedeutet das, dass sie sich etwa in Bezug auf Virulenz und Übertragbarkeit von früheren Varianten unterscheidet und damit Einfluss auf die Immunantwort von Nichtgeimpften und Geimpften haben kann.

Tatsächlich weist Omikron - im Vergleich zum erstmalig entdeckten Corona-Wildtypen - deutliche Veränderungen auf: Omikron hat etwa 30 veränderte Aminosäuren am wichtigen Spike-Protein, mit dem das Virus menschliche Zellen befällt und gegen das die Immunantwort des Körpers unter anderem vorgeht. Laut RKI sind noch nicht alle dieser Mutationen erforscht und ihre "Bedeutung" noch "unklar". Fest steht aber: Omikron überträgt sich leichter von Mensch zu Mensch und ist damit ansteckender.

Wie schnell verbreitet sich Omikron?

In Deutschland verdoppeln sich die Infektionszahlen durch Omikron aktuell etwa alle vier Tage. Verdopplungen binnen zwei Tagen gibt es in Ländern, in denen fast alle Neuinfektionen auf Omikron zurückzuführen sind. Fachleute gehen derzeit davon aus, dass die Variante, die erstmals in Südafrika entdeckt wurde, um ein Vielfaches ansteckender als frühere Varianten des Virus ist. Laut Catherine Smallwood, einer Sprecherin der Weltgesundheitsbehörde (WHO) könnte die neue Variante bis zu fünfmal ansteckender als die Delta-Variante sein.

Wie gefährlich ist Omikron?

Erste Studien und Preprints weisen darauf hin, dass Omikron weniger häufig zu schweren Verläufen führt. Eine gute Nachricht? Nur bedingt. Zum einen, weil extrem hohe Infektionszahlen trotzdem zu vielen schweren Verläufen und Todesfällen führen können, auch wenn der prozentuale Anteil insgesamt niedriger sein mag. Zum anderen, weil Expertinnen und Experten immer wieder betonen, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh für eindeutige Aussagen über Omikron ist.

Eine Studie aus UK zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, wegen Omikron im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, niedriger ist, als wegen der Delta-Variante: Für Ungeimpfte sinkt das Risiko eines schweren Verlaufs demnach um bis zu 24 Prozent, für zweifach Geimpfte um 30 Prozent. Den besten Schutz haben laut der Untersuchung Geboosterte: Ihr Risiko ist der Studie zufolge 63 Prozent geringer.

Christian Drosten, Virologe der Berliner Charité, ordnet die Studie im Corona-Podcast des NDR ein. "Es wäre voreilig, aufgrund der Beobachtungen aus England zu sagen: Ist alles halb so schlimm", sagt Drosten. Gerade bei der hohen Zahl älterer Ungeimpfter sei in Deutschland zwangsläufig mit ganz unterschiedlich schweren Verläufen zu rechnen und keine Entwarnung angebracht. Zudem verwies Drosten auf den positiven Effekt der Booster-Impfung: "Der Gewinn nicht geimpft zu zweifach geimpft ist nur zehn Prozent mehr, aber der Gewinn von zweifach geimpft zu dreifach geimpft ist dann fast eine Verdopplung."

Omikron: Wie gut ist der Impfschutz gegen die Variante?

Erste Studien deuten darauf hin, dass die Antikörper-Antwort auf die neue Variante erheblich niedriger sein könnte. Das RKI schreibt in diesem Zusammenhang, dass der Impfschutz vor einer symptomatischen Infektion bei zweifacher Impfung "deutlich reduziert" ist und auch nach einer Booster-Impfung niedriger bei Omikron ausfällt, als bei anderen Varianten.

Das zeigt auch eine aktuelle Studie der Gesundsheitsbehörde UK Health Security Agency. Selbst bei Geboosterten fällt der Schutz vor einem symptomatischen COVID-Verlauf nach zehn Wochen wieder deutlich ab. Aber: Eine Booster-Impfung schützt laut der Studie bis zu 88 Prozent vor einem Verlauf mit Hospitalisierung.

Warum wütet Omikron auch in Ländern mit hoher Booster-Impfquote?

Ob im Vereinigten Königreich, in Dänemark oder Israel: Auch dort, wo es eine sehr hohe (Booster-)Impfquote gibt, sorgt Omikron für viele neue Infektionen. Zugleich müssen aktuell aber verhältnismäßig wenige Menschen intensivmedizinisch behandelt werden.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der auf Twitter regelmäßig auf Omikron-Artikel und Studien Bezug nimmt, schrieb in diesem Zusammenhang: „In UK haben sich in 2 Wochen 1,4 Mio Menschen infiziert. Die Tragödie blieb bisher auch aus, weil Ältere hohe Impfquote haben und 75% Boosterimpfung.“

Für Fachleute ist die geringere sogenannte "Krankenlast" in Ländern mit vielen Geboosterten der beste Beweis dafür, wie wichtig Impfungen sind: Der Booster - und die Corona-Impfung im Allgemeinen - schützen nicht zu 100 Prozent vor der Infektion mit SARS-CoV-2. Die Impfung soll vor einem schweren COVID-Verlauf und daraus resultierender intensivmedizinischer Behandlungsmaßnahmen und dem Tod schützen.

Wird es einen speziellen Omikron-Booster geben?

Fakt ist: Die großen Pharmaunternehmen wie Biontech, Pfizer, Moderna oder Curevac forschen aktuell an Impfstoffen, die auch gegen die Omikron-Variante einen deutlich höheren Schutz liefern als die Vakzine, die aktuell gespritzt werden. Viele Fachleute sprechen sich für einen Impfstoff aus, der auch gegen diese neue Variante einen besseren Schutz erzielt.

Ob es einen Omikron-Impfstoff braucht, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, sagt hingegen WHO-Experte Abdi Mahamud. Omikron könne vor allem für Ungeimpfte gefährlich werden. "Die Herausforderung ist nicht der Impfstoff, sondern die Impfung und das Erreichen der gefährdeten Bevölkerungsgruppen."

Schnelltests: Wie gut lässt sich die Variante nachweisen?

Eine Untersuchung der Food and Drug Administration (FDA) aus den USA hatte kürzlich für Aufsehen gesorgt. Sie zeigte, dass einige Corona-Antigentests Omikron nicht nachweisen können. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hatte bis Mitte Dezember 245 Schnelltests auf ihre Sensitivität untersucht, die in Deutschland im Handel erhältlich sind. Das Ergebnis: Die meisten Tests können auch die neue Virusvariante nachweisen. Das liegt laut PEI daran, dass in Tests hierzulande in der Regel das sogenannte N-Protein (Nukleo-Protein) des Corona-Virus nachweisen. Omikron weist zwar Mutationen am N-Protein auf, dies habe aber keinen Einfluss auf die Zuverlässigkeit des Testergebnisses.

Generell können Schnelltests für Zuhause nicht das gleiche leisten wie ein PCR-Test. Der Antigenschnelltest aus der Drogerie kann lediglich eine hohe Viruslast nachweisen. PCR-Tests zeigen hingegen auch Infektionen mit asymptomatischen Verläufen und geringer Viruslast an, wie sie bei vielen Grundimmunisierten und Geboosterten häufig auftreten.

Wieso halten Fachleute ein Ende der Pandemie durch Omikron für möglich?

Fachleuchte halten es für möglich, dass Omikron den Übergang von der Pandemie zur Endemie ebnen könnte. Das heißt, dass Corona zwar weiterhin im Umlauf wäre. Es kann auch noch zu lokalen Ausbrüchen kommen, rasante flächendeckende Anstiege und die Gefährdung der medizinischen Versorgung wie aktuell gibt es im endemischen Zustand allerdings nicht. Möglich wäre das, wenn ein sehr hoher Prozentsatz der Bevölkerung bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen wäre und so eine gute Immunantwort entwickelt hätte.

Mehrere Forschende haben die Hoffnung, dass das bei Corona durch Omikron der Fall sein könnte: Die renommierte dänische Epidemologin Tyra Grove Krause sagte kürzlich während eines Interviews: „Ich denke, die Pandemie wird es noch in den nächsten zwei Monaten geben. Dann hoffe ich, dass die Infektionen sinken werden und wir unser normales Leben zurückbekommen.“ Sie gehe davon aus, dass sich in den nächsten Wochen ein großer Teil der dänischen Bevölkerung mit Omikron infiziere, wo die Variante derzeit schon zu 90 Prozent der Neuinfektionen gesorgt hatte. Die von Omikron Genesenen bauten wiederum eine starke Immunität gegen Corona auf.

Auch die Virologin Isabella Eckerle von der Universität Genf hatte kürzlich auf Twitter geschrieben, Omikron könne "unsere Exit-Welle & das 'Ticket' in die endemische Situation" werden. Es sei so ansteckend, dass es bald keine Menschen ohne Antikörper mehr gibt. Da Omikron den Impfschutz teils unterlaufe, kämen auch Geimpfte damit in Kontakt. Da es in Deutschland aber noch viele Ungeimpfte gibt, sieht Eckerle einen hohen Preis für die Enedmie: Omikron schließe die Immunitätslücken in Rekordgeschwindigkeit, "aber leider nicht so, wie wir uns das eigentlich wünschen würden", schrieb Eckerle. "Diese Immunität wird hier mit vielen Krankheits- und Todesfällen erkauft."

Der Präsident des Verbands der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK), Michael Weber sagte der "Welt am Sonntag",dass er eine "realistische Wahrscheinlichkeit für eine Endemie" in Deutschland sehe. "Wenn sich die Omikron-Variante auch bei uns so stark durchsetzt wie in Südafrika, Großbritannien oder Dänemark und die Infektionen so überwiegend mild verlaufen wie dort."

Quellen:

  • RKI: Übersicht besorgniserregende Virusvarianten, Stand: 30.12.21
  • Paul-Ehrlich Institut: SARS-CoV-2-An­ti­gen­tests für Nach­weis der Omi­kron-In­fek­ti­on ge­eig­net, Stand: 30.12.21
  • Corona Update NDR: Risiko und Hoffnung, Stand: 04.01.22
  • Infektionsschutz.de
  • Material der dpa
  • Material von reuters
  • Material von AP

Drosten: Booster-Impfung macht im Kampf gegen Omikron den Unterschied

Der Virologe Christian Drosten sieht die Booster-Impfung als effektivste Waffe im Kampf gegen die sich rasch ausbreitende Omikron-Variante des Coronavirus. "Was richtig schützt gegen Omikron ist die Dreifach-Impfung", sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité am Dienstag im Podcast "Coronavirus-Update" bei NDR-Info. Folglich sei die starke Konzentration auf die Booster-Impfungen in Deutschland richtig und wichtig. Fotocredit: imago images
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