Hannover (dpa) - Seit Wochen schon sind Eier etwas teurer. Die anstehenden Ostertage sind nicht die Ursache dafür, sondern eine Monate zurückliegende Krise: der Fipronil-Skandal.

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Im vergangenen Sommer waren Eier mit dem giftigen Insektenschutzmittel im Handel aufgetaucht, erst in den Niederlanden, dann auch in Deutschland und vielen weiteren Ländern. Das hätte eigentlich nie passieren dürfen: Die Verwendung von Fipronil bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist in der EU verboten.

Die gefundenen Mengen waren zwar gering und Gesundheitsgefahren bei üblichen Verzehrmengen wohl kaum zu befürchten. Verbraucher spüren aber bis heute die Auswirkungen, denn Eier sind seitdem knapper geworden - und zum Jahresbeginn auch ein wenig teurer. "Das Fipronil hat man noch nicht aus allen Ställen herausbekommen", erklärt Aline Veauthier, Geschäftsführerin des Wissenschafts- und Informationszentrums Nachhaltige Geflügelwirtschaft an der Universität im niedersächsischen Vechta.

Die Eier wurden hierzulande knapp und sind es immer noch, weil die meisten betroffenen Erzeuger aus den Niederlanden kamen. "Seit Jahren haben wir in Deutschland bei Eiern einen Selbstversorgungsgrad von nur ungefähr 70 Prozent, der Rest kommt hauptsächlich aus den Niederlanden", sagt Veauthier.

Die Hühnerhalter hatten einem Parasiten den Garaus machen wollen, der den Tieren schwer zu schaffen machen kann und der schwer zu bekämpfen ist: der Roten Vogelmilbe. Ein Anbieter hatte den Betrieben ein Mittel zur Reinigung der Ställe verkauft, dass die Milbe wunderbar in Schach hielt. Was die Käufer nicht wussten: Dem Mittel "Dega 16" war illegalerweise auch Fipronil beigemischt.

Zum Skandal wurde das Problem auch deshalb, weil die zuständigen Behörden zumindest anfangs verzögert und unzureichend informierten. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium waren allein in Deutschland letztlich 192 Betriebe betroffen. Bei acht Betrieben wurde der Einsatz von "Dega 16" festgestellt, die übrigen wurden mit belasteten Eiern und Eierverarbeitungsprodukten beliefert.

Welche Schlussfolgerungen gab es? Die EU-Agrarminister und die EU-Kommission einigten sich darauf, das Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) weiterzuentwickeln. Außerdem soll die Amtshilfe zwischen den Ländern für solche Fälle verbessert werden. Und es soll auf EU-Ebene Krisenübungen geben - sowie in jedem Mitgliedsland einen "Chief Food Safety Officer", eine fachlich versierte Kontaktperson für aktuelle Fragen der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit.

Verbraucherschützer fordern auch innerhalb Deutschlands Verbesserungen. Bundesbehörden und Länder müssten sich für die Krisenkommunikation besser verzahnen, sagt die Referentin für Lebensmittelpolitik beim Verbraucherzentrale Bundesverband, Jutta Jaksche. Beim Fipronil-Skandal habe es das Problem gegeben, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zwar eine Risikobewertung vorgenommen, die Kommunikation aber den Ländern überlassen habe. So habe es unterschiedliche Einschätzungen etwa von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gegeben. Das habe zu Irritationen bei den Verbrauchern geführt, wie gravierend die Fipronil-Belastung in gesundheitlicher Hinsicht wirklich war.

Lehren gezogen worden seien für eine Verbesserung der Info-Seite " Lebensmittelwarnung.de". Diese sei bislang nicht verbrauchergerecht, sagt Jaksche. Im Koalitionsvertrag sei nun aber festgelegt, dass bei der Qualität nachgebessert werden solle. Die Öffentlichkeit brauche eine Warnseite, auf der man sich schnell über Gefahren informieren könne. Zudem müsse die Seite bekannter gemacht werden, derzeit wüssten viele Menschen gar nicht von dem Angebot.  © dpa

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