Bei Juckreiz und Rötungen im Intimbereich denken die meisten Frauen schnell an eine Pilzinfektion. Allerdings müssen solche Symptome nicht immer von einem Pilz stammen, deshalb ist eine ärztliche Diagnose wichtig. Handelt es sich jedoch um einen Vaginalpilz, sollte man am besten auf entsprechende Medikamente setzen, denn gängige Hausmittel können sogar schaden.

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Der Intimbereich juckt und die Haut ist gerötet: Viele Frauen vermuten in so einem Fall, dass sie sich einen Scheidenpilz eingefangen haben. "Diese Symptome können aber auch bei anderen Infektionen auftreten, die nicht durch Pilze ausgelöst werden", sagt Dr. med. Christian Albring, niedergelassener Frauenarzt in Hannover und Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Bei der Eigendiagnose ist also Vorsicht geboten. "Studien haben gezeigt, dass Frauen nur in einem Drittel der Fälle die richtige Diagnose stellen", so der Experte.

Deshalb sollte man von einer Selbstbehandlung eher absehen und besser medizinisch abklären lassen, ob es sich tatsächlich um einen Pilz handelt. "In seltenen Fällen kommt noch ein Brennen hinzu und der Ausfluss kann weißlich und fest sein, das ist aber nicht zwingend", sagt der Experte. "Erst das Gesamtbild aus äußerem Intimbereich, Vagina, Ausfluss und am besten auch einer Untersuchung von Abstrichmaterial unter dem Mikroskop sichert die Diagnose."

Hefepilze werden zum Problem, wenn sie sich massenhaft verbreiten

Grundsätzlich finden sich die typischen Hefepilze, die auch als Candida bezeichnet werden, in geringen Spuren immer im Intimbereich. Wenn das Scheidenmilieu aber gestört und die Abwehr geschwächt ist, dann kann es zu einem massenhaften Wachstum kommen – und die entsprechenden Symptome treten auf.

Ist die Pilzinfektion gesichert, wird lokal ein Medikament eingesetzt, dass das Pilzwachstum hemmt. Wenn die Infektion sich allerdings auch durch eine mehrtägige und ärztlich verordnete Antipilz-Therapie nicht bessert, sollte man einen Kontrollabstrich machen lassen. "Häufig ist dann zwar der Pilz verschwunden, aber der freigewordene Raum durch Bakterien besetzt worden", sagt Albring. Besonders häufig passiert so etwas durch Darmbakterien, die in die Vagina verschleppt werden. Dann ist es notwendig, die Vagina nach dem Antipilz-Mittel noch mit einem Antibiotikum zu behandeln.

Manchmal ist es bei einem Vaginalpilz hilfreich, auch den Partner zu behandeln

In einigen Fällen kommen auch Antiseptika zum Einsatz. Das sind spezielle keimhemmende Lösungen, die in die Vagina gesprüht werden. Sie wirken vor allem gegen Bakterien und weniger gegen Pilze. "Ein Versuch ist eigentlich nur dann angebracht, wenn die normalerweise gut wirksamen Mittel, die gezielt bei Pilz- oder Bakterieninfektionen verordnet werden, nicht wirken", sagt der Experte.

In einigen Fällen kann es darüber hinaus sinnvoll sein, bei einer Pilzinfektion auch den Partner zu behandeln. "Die Studienlage dazu ist nicht ganz eindeutig", sagt Albring. Häufig würden bei den Partnern von Frauen, die eine Pilzinfektion haben, ebenfalls Pilze gefunden. "Manche Frauen machen die Erfahrung, dass sie seltener Rückfälle bekommen, wenn sich auch der Partner lokal behandelt."

Hausmittel können bei der Behandlung eher schaden als nützen

Zurückhaltend sollte man bei einer Pilzinfektion mit Hausmitteln sein. Besonders häufig empfohlen wird beispielsweise, Naturjoghurt zu verwenden und ihn in die Scheide einzuführen oder auf den Intimbereich aufzutragen. Davon rät Albring klar ab: "Durch solche Selbstbehandlungen können Pilzvarianten in die Vagina verschleppt werden, die nicht auf die herkömmlichen Antipilzmittel ansprechen. Ein solcher Befall kann sehr langwierig und schwierig zu behandeln sein."

Manchmal werden auch Knoblauch oder Essig zur Behandlung empfohlen, doch auch davor warnt der Experte. "Nicht nur Naturjoghurt, sondern auch Knoblauch enthält selbst Keime, die sich in der Vagina ausbreiten können", so Albring. "Essig wiederum ist viel zu scharf und kann die Haut der Vagina zusätzlich irritieren, die ohnehin durch die Entzündung geschädigt ist."

Atmungsaktive Unterwäsche und eine ausreichend heiße Wäsche beugen vor

Einige Dinge können Frauen tun, um die Behandlung zu unterstützen und einer erneuten Infektion vorzubeugen. Günstig ist es, atmungsaktive Unterwäsche zu tragen. "Das empfiehlt sich grundsätzlich, nicht nur zur Vermeidung von Pilzinfektionen", sagt Albring. Außerdem sollte man Unterwäsche täglich wechseln und sie bei mindestens 60 Grad waschen.

Darüber hinaus leben viele Pilze im Mundraum und im Magen-Darm-Trakt. Frauen, die zu Vaginalinfektionen leiden, sollten diese Übertragungswege zumindest eine Zeit lang ausschließen. "Es sollte also keinen Mundkontakt des Partners im Intimbereich geben", sagt der Experte.

String-Tangas können Pilzinfektionen begünstigen

Wichtig ist außerdem Sorgfalt bei der Toilettenhygiene, damit keine Keime aus dem Darm in die Vagina gelangen. Dafür ist es wichtig, nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten zu wischen. Außerdem sollte man besser keine String-Tangas tragen. "Sie können dazu beitragen, dass Bakterien und Pilze vom Darmausgang zwischen die Schamlippen verschleppt werden", sagt Albring.

Idealerweise sollte darüber hinaus nur Wasser und niemals Seife, Duschgel oder Intimlotion zwischen die Schamlippen gelangen. "Auch pH-neutrale Lotionen stören das Scheidenmilieu nachhaltig", sagt der Experte. Zudem sollten Frauen bei einer akuten Infektion auf Geschlechtsverkehr verzichten, bis die Vaginalhaut abgeheilt ist. Es kann helfen, sich während der Behandlung zuckerarm zu ernähren, also eine sogenannte Antipilzdiät zu machen. Günstig ist es außerdem, nach einer Behandlung die Milchsäure-Bakterien-Flora der Vagina wiederaufzubauen. Entsprechende Kapseln oder Zäpfchen bekommt man in der Apotheke.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Dr. med. Christian Albring, niedergelassener Frauenarzt in Hannover und Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte
  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: Vulvovaginalkandidose
  • agug.de: Pathogenetische Bedeutung der intestinalen Candidabesiedelung
  • msdmanuals.com: Candidose (Hefepilzinfektion)
  • Frauenärzte im Netz: Scheidenpilz
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