- Das Fibromyalgie-Syndrom geht mit chronischen muskel- und gelenknahen Schmerzen einher.
- Bis zur eindeutigen Diagnose vergeht oftmals viel Zeit.
- Derzeit sind noch keine Medikamente in Deutschland für die Behandlung des Fibromyalgie-Syndroms zugelassen.
Das Fibromyalgie-Syndrom – kurz FMS – ist eine häufig auftretende chronische Schmerzerkrankung. Betroffene leiden unter großflächigen Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, häufig an Rücken und Brust sowie an Armen und Beinen. Darüber hinaus bestehen oftmals Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen sowie Leistungsabfall und seelische Beschwerden wie Angstgefühle oder Depressionen.
Der Begriff Fibromyalgie bedeutet "Faser-Muskel-Schmerz". Oftmals sind gelenknahe Stellen und Muskeln von den chronischen Schmerzen betroffen. Etwa zwei Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden unter dem Syndrom, Frauen erkranken rund sechs bis sieben Mal häufiger als Männer. In vielen Fällen wird die Erkrankung zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr festgestellt, jedoch kann das Syndrom auch bei Kindern oder jungen Erwachsenen auftreten.
Krankheit schränkt Lebensqualität stark ein
Hauptbeschwerden der Fibromyalgie sind Schmerzen in mehreren Körperregionen. In den meisten Fällen beginnen die Schmerzen an der Wirbelsäule und breiten sich auf Arme und Beine aus. Obwohl die Gelenke selbst nicht befallen werden, schmerzt zumeist der gelenknahe Bereich, beispielsweise an den Schultern, Ellbogen, Händen, Hüften, Knien und Sprunggelenken. Im Laufe der Erkrankung werden die Beschwerden stärker, der Verlauf wird chronisch.
Die andauernden Schmerzen haben Folgen. Häufig bestehen Schlafstörungen, die Betroffenen sind körperlich und geistig erschöpft. Dazu können Kopfschmerzen, Gefühlsstörungen an Händen und Füßen und Konzentrationsstörungen kommen. Nicht selten leiden Patienten auch unter Angstgefühlen und seelischen Verstimmungen bis hin zur Depression.
FMS: Schmerzen als Antwort auf Stress
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch ungeklärt. "Beim Fibromyalgie-Syndrom reagiert der Körper auf bestimmte äußere Faktoren mit Schmerzen", erklärt Prof. Stefan Schewe, niedergelassener internistischer Rheumatologe aus München und Vorstandsmitglied der Deutschen Rheuma-Liga. Dazu zählen beispielsweise Stress oder andere psychische Belastungen. "Im Laufe der Zeit kann sich ein mechanischer Beantwortungsmechanismus entwickeln, Schmerzen sind dann automatisch die Antwort auf Stress und nehmen immer mehr zu."
Das volle Krankheitsbild entwickelt sich über einen langen Zeitraum. Letztendlich reagiert der Körper selbst auf kleinste Herausforderungen mit starken Schmerzen. "Die Erkrankung hat auch mit der heutigen Lebensweise zu tun", betont Prof. Schewe. "Die Menschen müssen den ständigen Anforderungen gerecht werden, dazu kommen mangelnde Bewegung und eventuell noch Traumata." Übergewicht und Rauchen begünstigen die Erkrankung, weiterhin kann FMS auch als Folge einer anderen Krankheit auftreten. Experten forschen zudem daran, ob neurologische Störungen bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen.
Langwierige Diagnose
Viele FMS-Patienten haben eine langjährige Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich. "Fibromyalgie wird durch Ausschluss-Diagnose festgestellt", erklärt Prof. Stefan Schewe von der Deutschen Rheuma-Liga. "Der Arzt muss die Krankheitsgeschichte des Patienten genau analysieren und andere Erkrankungen durch gezielte Untersuchungen ausschließen." Oftmals wenden sich die Patienten an einen Orthopäden, dieser kann dann jedoch keine Probleme an den Gelenken feststellen. Ein Nachweis des Fibromyalgie-Syndroms mit Laborwerten ist derzeit nicht möglich.
Das Problem bei der Diagnose ist der wechselnde Charakter der Schmerzen. "Der richtige Facharzt für Betroffene ist ein Rheumatologe", rät Prof. Stefan Schewe. Er prüft, ob eine entzündliche rheumatische Erkrankung vorliegt, die direkt behandelt werden kann. Sind andere Krankheiten ausgeschlossen, kann die Diagnose Fibromyalgie-Syndrom heißen. "Ein wichtiger Hinweis auf FMS sind schmerzhafte Druckstellen an den Sehnenansätzen."
Verschiedene Therapieansätze
Die Beschwerden der FMS-Patienten sind sehr unterschiedlich, daher muss die Behandlung individuell abgestimmt werden. Derzeit gibt es noch keine Arzneien, die in Deutschland speziell für die Behandlung des FMS zugelassen sind. Schmerzmittel sind zur Therapie wenig geeignet, sie gehen oftmals mit starken Nebenwirkungen einher und ihr Effekt ist gering.
Eine wichtige Rolle spielt die umfassende Information der Betroffenen. "Es ist hilfreich zu wissen, dass sie unter einer chronischen Schmerzerkrankung leiden und keine Erkrankung der Gelenke vorliegt", erklärt Prof. Schewe. "Betroffene lernen mit FMS umzugehen, wenn sie merken, dass sie die Schmerzwahrnehmung durch ihr Verhalten beeinflussen können."
Lebensqualität verbessern
Vielen Patienten hilft eine kognitive Verhaltenstherapie. Dabei geht es um den Umgang mit Stresssituationen und der Erkrankung selbst. Hilfreich sind zudem Entspannungstechniken wie Meditation oder Autogenes Training. Eine psychologische Beratung ist besonders wichtig bei Verbindungen von FMS mit Traumata in der Kindheit oder Jugend, die an der Entstehung der Erkrankung beteiligt sein können.
Die Therapien umfassen zudem regelmäßige, moderate Bewegungseinheiten, die die Schmerzwahrnehmung vermindern können. Gymnastische Übungen lockern die Muskeln, sinnvoll sind auch sanfte Sportarten wie Gehen, Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren. Besonders gut wird Bewegung im warmen Wasser vertragen. FMS-Patienten sollten jedoch langsam mit dem Sport beginnen und auf richtiges Dehnen achten. Die verschiedenen Ansätze sollen die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, die durch die chronischen Schmerzen und ihre Begleiterscheinungen stark eingeschränkt ist.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Prof. Stefan Schewe, niedergelassener internistischer Rheumatologe aus München und Vorstandsmitglied der Deutschen Rheuma-Liga
- Deutsche Rheuma Liga. "Fibromyalgie-Syndrom".
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