Die Augen brennen oder sind gerötet, manche Betroffene haben ständig das Gefühl, sie hätten einen Fremdkörper im Auge: Das Sicca-Syndrom, auch "Trockenes Auge" genannt, kennen viele. Durch die trockene Heizungsluft werden gerade in der kalten Jahreszeit mehr Menschen von den lästigen Symptomen geplagt. Wann sollte man sich untersuchen lassen und was hilft?

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Das trockene Auge ist eines der häufigsten Probleme, die Menschen in eine Augenarztpraxis führen. In Deutschland sind 15 bis 17 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands bezeichnet das Krankheitsbild "Trockenes Auge" deshalb als Volkskrankheit.

Sicca-Syndrom: Störung des Tränenfilms

Die Tränendrüsen produzieren ständig Tränenflüssigkeit, die alle fünf bis zehn Sekunden mit dem Lidschlag gleichmäßig über die Augenoberfläche verteilt wird. Sie hält die Augen feucht, wehrt Krankheitserreger ab, schwemmt kleine Fremdkörper weg und versorgt die äußere Hornhautschicht mit Sauerstoff.

"Der Tränenfilm hat drei Schichten. Zum einen die Muzinschicht – das ist die innere Schicht, dann die wässrige Schicht und darüber die Lipidschicht, die das Ganze nach außen hin vor der Austrocknung schützt", erklärt Medizinerin Nicole Eter, Professorin und Direktorin der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Münster. "Und wenn die Zusammensetzung dieser drei Schichten verändert ist, vor allem wenn die äußere Lipidschicht die wässrige Schicht nicht mehr vor der Austrocknung schützt, dann kann das Trockene Auge auftreten."

Eine Reihe von Krankheiten und Veränderungen, die mit trockenen Schleimhäuten einhergehen, können das Sicca-Syndrom auslösen. Dazu zählen etwa Diabetes mellitus, verschiedene rheumatische Erkrankungen, die Hautkrankheit Rosacea, bei Frauen die Hormonumstellung während der Wechseljahre oder auch der Gebrauch bestimmter Medikamente.

Solche Fälle sind laut Eter in der Praxis allerdings seltener. Die häufigste Ursache sei ein instabiler Tränenfilm durch eine übermäßige Verdunstung der Tränenflüssigkeit. Die Austrocknung kann durch Faktoren wie Schlafmangel, ein starkes Gebläse der Autoklimaanlage, trockene Heizungsluft oder lange Zeiten, in denen auf Computer- und Smartphone-Bildschirme geschaut wird, verstärkt werden.

Nicht eigenmächtig behandeln

Wer unter Augenbeschwerden leidet, sollte ärztlichen Rat suchen. In den meisten Fällen handelt es sich laut Eter beim Trockenen Auge um keine schwerwiegende Erkrankung. Bei einer besonders schweren Ausprägung könne aber als Folge die Hornhaut angegriffen werden und das Auge dauerhaft geschädigt werden.

Behandelt wird meistens mit Tränenersatzpräparaten. Die frei erhältlichen Augentropfen, die bei Trockenheit Linderung versprechen, sind jedoch sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Es ist sinnvoll, dass ein Augenarzt nach eingehender Untersuchung dabei hilft, das richtige Präparat auszuwählen.

Außerdem ist es für Laien schwierig, festzustellen, wann das Sicca-Syndrom überhaupt vorliegt. Die Symptome können sehr unterschiedlich ausfallen. "Viele Patienten kommen beispielsweise, weil ihr Auge stark tränt", so Eter. Ein gestörter Tränenfilm könne in solchen Fällen dafür sorgen, dass vermehrt wässrige Tränen produziert werden, die aber nur kurzfristig helfen, weil sie schnell trocknen. Behandelt werden müsse dann trotzdem das Syndrom des Trockenen Auges.

Manche Betroffene würden auch über einen dumpfen Schmerz hinter dem Auge klagen. Auch hier könne das Sicca-Syndrom Ursache sein. Typische Anzeichen sind laut Eter, dass sich die Augen trocken anfühlen, die Augenlider verklebt sind, dass man ein Brennen oder ein Fremdkörpergefühl verspürt.

Was hilft beim Krankheitsbild des Trockenen Auges?

Viele Betroffene leiden nur in den Wintermonaten unter dem Sicca-Syndrom. Sobald die Luftfeuchtigkeit im Sommer wieder steigt, nehmen die Beschwerden wieder ab.

Betroffene können auf einige Faktoren achten, die beim Trockenen Auge Linderung verschaffen können:

  • Bei langer Arbeit am Computer kann es helfen, den Bildschirm tief zu stellen. Wenn der Blick nach unten gerichtet ist, verdeckt das obere Lid einen Großteil der Augenoberfläche. So verdunstet weniger Flüssigkeit. Außerdem hilft es, am Computer und auch beim Lesen bewusst häufiger zu blinzeln.
  • Das Raumklima ist ein wichtiger Faktor. Betroffene sollten mehrmals täglich lüften und Luftbefeuchter verwenden.
  • Im Auto sollte das Gebläse möglichst selten eingeschaltet und nicht zu stark eingestellt werden. Der Filter von Autoklimaanlagen sollte häufig ausgetauscht werden.
  • Auch im Winter sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Als grober Richtwert gelten zwei Liter am Tag. Außerdem sollten Betroffene auf eine vitaminreiche Kost achten und auf Zigaretten verzichten.
  • Schlafmangel ist in vielen Fällen ein Faktor, der das Sicca-Syndrom verstärkt. Eine ausreichende Nachtruhe kann für Linderung sorgen.

Verwendete Quellen:

  • Universitätsklinikum Münster: Sicca Symptomatik ('Trockenes Auge')
  • Leitlinie Nr. 11: 'Trockenes Auge' (Sicca-Syndrom) des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e.V.
  • Gerd Geerling: Volkskrankheit Trockenes Auge – Pressemitteilung der Augenärztlichen Akademie Deutschland
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