In unserem immer schneller und stressiger werdenden Alltag ist es umso wichtiger, dass wir in unserer Freizeit zur Ruhe kommen. Vielen gelingt dies durch Yogaübungen oder Meditation, andere setzen auf autogenes Training. Wie es funktioniert und ob die Krankenkasse die Kosten dafür übernimmt.
Autogenes Training wurde vom Psychiater Johann Heinrich Schultz bereits in den späten 1920er Jahren entwickelt. Diese Methode der Selbstentspannung setzt auf autosuggestive Übungen, also solche, mit denen man sein Wohlbefinden selbst beeinflussen kann. Dabei stellt es keine eigene Therapiemethode dar, sondern vielmehr ein Instrument der Psychotherapie.
Ziel des autogenen Trainings ist es, sich voll und ganz auf seinen Körper zu konzentrieren und so durch intensive Körperwahrnehmung durch Stress verursachte Beschwerden zu lindern oder sogar ganz zu heilen.
Jedoch zeigt das autosuggestive Training nicht nur bei stressbedingten Beschwerden Wirkung, sondern auch bei zahlreichen anderen Leiden, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Migräne und sogar Tinnitus.
Wie läuft autogenes Training ab?
Autogenes Training kann man anfangs entweder in Einzel- oder Gruppensitzungen absolvieren, die von Psychologen oder Ärzten geleitet werden. Wer bereits mehrere solcher Sitzungen hinter sich hat und die Grundlagen beherrscht, der kann sich weitere Fähigkeiten im Selbststudium aneignen und anschließend selbstständig und ortsunabhängig, beispielsweise zu Hause oder in der Mittagspause, trainieren.
Wichtig ist in jedem Fall die passende Umgebung. Da es sich bei autogenem Training um Entspannungsübungen handelt, ist eine ruhige Umgebung ohne störende Umwelteinflüsse besonders wichtig. Bei einer Dauer von 20 bis 45 Minuten je Trainingseinheit sollten die Augen geschlossen bleiben, um die Vorstellungskraft zu fördern. Dies ist ausschlaggebend für die positive Beeinflussung des Unterbewusstseins.
Das autogene Training lässt sich dabei in drei Stufen unterteilen. In der Grundstufe konzentriert man sich auf bestimmte Empfindungen, wie die Wärme, die Atmung oder die Herztätigkeit. Dabei konzentriert sich der Übende zunächst auf ein Körperteil und erweitert dann mental den Bereich, bis der ganze Körper einbezogen wird.
In der Mittelstufe gilt es, sich von negativen Verhaltensweisen zu befreien und positive anzunehmen.
Die Oberstufe des autogenen Trainings ist die Schwierigste: Es geht dann darum, den Körper meditativ in einen Ruhezustand zu versetzen. Dies geschieht durch das ständige Wiederholen von autosuggestiven Formeln, individuell angepasst an die jeweiligen Beschwerden. Am Ende jeder Sitzung muss man aus dem Entspannungszustand zurückkehren. Erst durch diese Rücknahme, also das bewusste Wiederkehren aus der Tiefenentspannung, ist die Trainingseinheit beendet.
Gibt es Risiken?
Risiken sind bei autogenem Training nicht zu befürchten. Man sollte aber nicht vergessen, dass autogenes Training kein Heilmittel für alles ist. Besonders Menschen, die an schweren Erkrankungen wie Asthma oder Herzproblemen leiden, sollten die autosuggestiven Übungen nur ergänzend zu herkömmlichen medizinischen Behandlungsmethoden durchführen und sich nicht vollends auf deren heilende Wirkung verlassen.
Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen, wie Wahnvorstellungen oder starken Depressionen, sollten autogenes Training vollständig meiden. Durch den starken Entspannungseffekt kann das ursprüngliche Krankheitsbild verschwimmen, sodass eine korrekte Diagnose nicht mehr gewährleistet werden kann.
Außerdem besteht die Gefahr, dass autogenes Training einen gegenteiligen Effekt auf psychische Krankheiten hat und diese sogar verschlimmert.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für autogenes Training?
Die Kosten für autogenes Training sind unterschiedlich hoch und abhängig vom jeweiligen Anbieter. Um ein langfristig zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen, genügt eine einzelne Sitzung jedoch nicht. Die meisten Therapeuten empfehlen einen Kursumfang von sieben bis zehn Trainingseinheiten, wobei sich die Kosten im Schnitt für den gesamten Kurs auf circa 150 bis 200 Euro belaufen.
Da es sich auch beim autogenen Training um eine Methode handelt, Schmerzen und Beschwerden zu lindern, stellt sich häufig die Frage, ob Krankenkassen die Kosten für autogene Trainingskurse übernehmen.
Auch hier kann man keine eindeutige Antwort geben. Die Kostenübernahme von autogenem Training hängt von der jeweiligen Krankenkasse ab. Hier finden Sie eine Auflistung aller Krankenkassen, die sich an einer Kostenübernahme für autogenes Training beteiligen.
Grundsätzlich fällt autogenes Training allerdings nicht unter den Begriff der klassischen Schulmedizin, sondern unter den der alternativen Heilmethoden, sowie auch beispielsweise die Homöopathie. Krankenkassen beteiligen sich daher häufig an den Kosten, übernehmen diese aber nicht vollständig. Die Kostenübernahme ist zudem auch an einige Bedingungen geknüpft.
So verlangen einige Krankenkassen, dass der Kurs von der zentralen Prüfstelle für Prävention zertifiziert sein muss. Außerdem muss die Teilnahme einer bestimmten Prozentzahl an Kursstunden nachgewiesen werden und häufig werden auch nur maximal zwei Gesundheitskurse pro Jahr bezuschusst.
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Verwendete Quellen:
- Krankenkassen Deutschland: "Autogenes Training"
- Gesundmed: "Was ist Autogenes Training?"
- Krankenkassenzentrale: "Autogenes Training – Entspannung durch Autosuggestion"
- DAK Gesundheit: "Autogenes Training – wir tragen einen Teil der Kosten"
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