Die Luftqualität in Deutschland ist derzeit schlecht. Laut dem Umweltbundesamt liegt das an der hohen Belastung mit Feinstaub. Was bedeutet das für Bürgerinnen und Bürger?

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Bereits seit mehreren Tagen ist die Luft in Deutschland besonders belastet. Aber nicht nur wir, sondern auch große Teile Zentraleuropas seien derzeit von hoher Feinstaubbelastung betroffen, informiert das Bundesumweltamt. Die gemessenen Konzentrationen seien seit Tagen erhöht.

Im Winter ist der Ausstoß von Feinstaub generell höher. Zum einen wird mehr Energie benötigt, zum anderen sind auch die Emissionen aus dem Straßenverkehr erhöht. Was derzeit jedoch noch dazu kommt: Verschmutzte Luft aus polnischen Kohlekraftwerken und privaten Kohleheizungen zieht nach Deutschland.

Feinstaub aus Polen sorgt für besonders hohe Belastung

Ute Dauert vom Umweltbundesamt, Leitung Fachgebiet zur Beurteilung von Luftqualität, sagte dazu der "Bild": "Zirka 50 Prozent des Feinstaubs in Berlin kommt aktuell aus Polen, 12 Prozent aus Deutschland." In Hamburg liege der Anteil aus Polen bei 35 Prozent, in Dresden und Hannover bei 25 Prozent.

Feinstaubpartikel hätten eine Lebenszeit von einigen Tagen, insbesondere bei trockenen Bedingungen ohne Niederschlag, so Hartmut Herrmann vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung zu "Bild". "Daher können Partikel, aber auch andere Luftschadstoffe aus Osteuropa zu uns transportiert werden", erklärt er.

Was ist Feinstaub?

  • Feinstaub (PM10) ist der Staub, dessen Korngröße kleiner als zehn Mikrometer (das sind zehn Millionstel Meter) ist. Die Feinstaubfraktion, deren Korngröße kleiner als 2,5 Mikrometer ist, wird als PM2,5 bezeichnet. Sie ist für einen Großteil der durch Feinstaub verursachten Krankheitslast verantwortlich.

Hochdruckwetterlage verstärkt schlechte Luftqualität

Ob sich die Schadstoffe schnell verteilen oder sich über Tage anreichern, hängt von den jeweils vorherrschenden Wetterbedingungen ab. "In der aktuellen winterlichen Hochdruckwetterlage ist der Luftaustausch auf wenige hundert Meter eingeschränkt, es ist nahezu windstill und trocken", schreibt das Umweltbundesamt. Die Schadstoffe seien unter solchen Bedingungen quasi in den unteren Luftschichten "gefangen".

Die Luftqualität in Deutschland bleibt auch vorerst schlecht, wie der Luftqualitätsindex zeigt (Stand: 12. Februar). In großen Teilen des Landes zeigen die Messstationen für den 13. Februar eine sehr hohe Feinstaubkonzentration an.

Screenshot Prognose Feinstaubkonzentration
© Umweltbundesamt (Screenshot)

Derzeit registrierten die Messstationen teilweise bis zu 100 Mikrogramm pro Kubikmeter, berichtet das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Der Jahresmittelgrenzwert für PM10 liegt jedoch bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, der Jahresmittelgrenzwert für PM2,5 bei 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, heißt es aus dem Bundesministerium für Umwelt.

Wie wird die Luftqualität berechnet?

  • Der Luftqualitätsindex setzt sich zusammen aus den gemessenen Konzentrationen dreier Schadstoffe: Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon. Die gesundheitlich kritischste der drei gemessenen Konzentrationen bestimmt das Gesamtergebnis. Je höher einer dieser Werte, desto schlechter die Luftqualität.
  • Anhand stündlicher Werte einer Station werden die gemessenen Schadstoffe mit Schwellwerten kategorisiert. Die Staaten der Europäischen Union haben einheitliche Regelungen zur Beurteilung und Kontrolle der Luftqualität ausgearbeitet.

Umweltbundesamt: Besser nicht joggen

Schon ab der gelben Stufe können Menschen mit Vorerkrankungen gesundheitliche Probleme bekommen. "Daher empfehlen wir dieser Gruppe in der aktuellen Situation auf anstrengende Aktivitäten im Freien, wie zum Beispiel den Jogginglauf, zu verzichten." Sei der Indexwert "sehr schlecht", "empfehlen wir dies allen", so das Umweltbundesamt.

Der Tipp: "Besser ist ein gemütlicher Spaziergang, anstatt zu joggen. Dabei atmet man deutlich weniger schlechte Luft ein und tut mit der Bewegung auch etwas Gutes für seinen Körper."

Wetterwechsel in Sicht

Immerhin: Eine Verbesserung der Lage ist in Sicht. "Die Wetterlage stellt sich gerade um, und von Westen zieht ein Tiefdruckgebiet heran", sagt Marcel Schmid vom Deutschen Wetterdienst (DWD) der dpa. "Dabei kommen Niederschläge auf und die Luftmassen werden etwas durcheinandergewirbelt."

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde die Feinstaubkonzentration missverständlich angegeben. Ein Infokasten klärt jetzt über PM10 und PM2,5 auf.

Verwendete Quellen

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