In der aktuellen Folge des Podcasts "Coronavirus-Update" des NDR zeigt sich Christian Drosten positiv gestimmt, dass die Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und soziales Distanzieren erste Auswirkungen haben könnten. Er nennt auch einen Zeitpunkt, an dem man vielleicht dank neuer Daten über Änderungen der Maßnahmen nachdenken könnte.
In der Coronakrise wartet ganz Deutschland auf positive Nachrichten. Die Prognosen der letzten Tage waren düster, die Menschen befinden sich größtenteils in Isolation. Allen ist bewusst, dass die Pandemie erst am Anfang steht und das Schlimmste wohl noch auf uns zukommt.
Immerhin gibt es nun Anzeichen, dass die in Deutschland getroffenen Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen, soziales Distanzieren und Schulschließungen erste Auswirkungen haben könnten.
Christian Drosten stimmt Lothar Wieler vom RKI zu
"Lothar Wieler (Präsident des Robert-Koch-Instituts, Anm. d. Red.) hat gestern erstmalig gesagt, dass die Fallzahl in Deutschland nicht mehr so stark zunimmt wie in den Tagen vorher", sagte
"Auch ich bin vorsichtig optimistisch wie Lothar Wieler", so Drosten. "Ich würde mich sehr freuen, wenn sich das in den nächsten Tagen bestätigen würde. Aber man muss auch sagen, dass wir noch ein bisschen warten müssen. Dieser Effekt muss ein paar Tage anhalten."
Geht man von einer Inkubationszeit von fünf Tagen aus, müsse man noch ein bis zwei Tage dazurechnen, bis die Testergebnisse der Neuerkrankten vorliegen, erklärte Drosten. Dann würden sich die Ergebnisse der ergriffenen Maßnahmen darin widerspiegeln.
Ein großer Vorteil von Deutschland sei es, dass frühzeitig mit dem Testen begonnen wurde, führte der Virologe weiter aus. Deshalb vermutet er, dass die Diskrepanz zwischen getesteten Personen und tatsächlich Erkrankten nicht so groß sei wie in anderen Ländern. "Das sieht man auch an der Fallsterblichkeit", sagte er.
Wie geht es weiter? Neue Daten vielleicht schon bis Ostern
Das Ziel ist weiterhin klar. Das exponentielle Wachstum der Neuinfektionen muss gestoppt werden, um einen Zusammenbruch unseres Gesundheitssystems zu verhindern. Aus dem bisherigen Verlauf der Pandemie ergeben sich mittlerweile neue Daten, mit denen Mathematiker und Modellierer berechnen können, wie die Infektion sich weiter ausbreiten könnte.
Bestimmte Daten weichen schon jetzt von Erwartungen ab, Drosten erhofft sich daraus neue Erkenntnisse, wie lange die derzeitigen Maßnahmen aufrechterhalten werden müssen. "Ich denke, um Ostern herum sollte man eine gewisse Datenbasis haben", sagte er. Dann könne überlegt werden, wie weiter vorgegangen wird.
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"Es wird die Frage an die Wissenschaft gehen: Wo stehen wir jetzt? Wie können wir nachjustieren?", sagte Drosten: "Müssen wir die Maßnahmen so lassen, wie sie sind, oder können wir an einigen Stellen die Bremse etwas lockern? Weil es eben nicht eine reine, nackte, wissenschaftliche Überlegung ist, sondern auch Wissenschaftlern sehr wohl bewusst ist, dass die jetzigen Maßnahmen sozial und wirtschaftlich große Schäden anrichten. Und diese Dinge muss man gegeneinander abwägen."
Eine klare Absage an absichtliche Infizierungen
Einmal mehr erteilte der Mediziner eine klare Absage an alle Überlegungen, bestimmte Personengruppen absichtlich zu infizieren. Schließlich gebe es keine Garantie, dass die durch das Virus SARS-Cov-2 ausgelöste Krankheit COVID-19 bei allen jungen Menschen tatsächlich auch mild verlaufe.
"Wir wollen keine Todesfälle provozieren durch irgendwelche Maßnahmen. Das ist nicht ethisch und das wird nicht gemacht werden. Auch wenn man da beim ersten Überlegen vielleicht auf solche Ideen kommt, muss man ein zweites und drittes Mal drüber nachdenken", sagte Drosten:
"Wir müssen erstmal dafür sorgen, dass sich die Infektion erheblich geringer verbreitet. Wenn wir jetzt in irgendeinem Teil der Bevölkerung dafür sorgen, dass sie sich schneller verbreitet, werden wir diesen Effekt zunichtemachen. Und dann haben wir am Ende doch überlastete Intensivstationen."
Studie belegt, dass das Virus schon vor Ausbruch der Krankheit ansteckend ist
Zum Schluss kam Drosten noch auf eine neue Studie zu sprechen, die den Verdacht belegt, dass das Virus schon ansteckend ist, bevor erkrankte Personen Symptome verspüren. 44 Prozent aller Infektionen passierten demnach schon vor dem Ausbruch der Krankheit.
"Das bedeutet: Auch wenn man sich sofort nach Ausbruch der Krankheit zu Hause einschließt, hat man vermutlich schon Personen infiziert", erklärte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité: "Nach allen Regeln des Infektionsschutz einer bemerkten Erkrankung kann man diese Krankheit deshalb nicht eindämmen. Es muss soziales Distanzieren geben."
Die getroffenen Maßnahmen scheinen also die richtigen zu sein. Nun gilt es, diese durchzuhalten, um im Kampf gegen das Virus die erhofften Ergebnisse zu erzielen.
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