• Die ersten Corona-Impfstoffe stehen in der EU kurz vor der Zulassung - wann es hierzulande mit den ersten Impfungen losgeht, steht noch nicht fest.
  • Die mehreren hundert Impfzentren, die gerade im Land entstehen, werden aber Ende 2020 größtenteils einsatzbereit sein.
  • Aufbau und Organisation sind eine große Herausforderung.

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Nie zuvor wurden so schnell Impfstoffe entwickelt wie gegen das Coronavirus. Zwar ist in der Europäischen Union (EU) noch kein Impfstoff zugelassen, das dürfte jedoch nicht mehr lange dauern.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will bereits am 21. Dezember ihr Gutachten über die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Unternehmen Biontech/Pfizer vorlegen - acht Tage früher als zuletzt geplant. Der Impfstoff könnte damit noch vor Weihnachten für die EU zugelassen sein.

Fest steht aber jetzt schon, dass es zu Beginn nicht genug Impfstoff für alle geben wird und er nicht einfach an die Hausärzte zum Verimpfen verteilt werden kann. Deswegen werden derzeit überall im Land sogenannte Impfzentren eingerichtet.

Dafür zuständig sind die Landkreise und die kreisfreien Städte der einzelnen Bundesländer, nach Vorgaben des jeweiligen Bundeslandes.

Die Verantwortlichen in den Kreisen und Städten haben in den vergangenen Wochen nach Orten gesucht, an denen sich Impfzentren errichten lassen. In vielen Landkreisen, die nicht so dicht besiedelt sind, wird das nur ein Standort sein, in Großstädten sind es in der Regel mehrere.

Impfzentren häufig in Messe- oder Sporthallen

Meist wurden Messe- oder Kongresshallen, Sport- und Stadthallen oder andere große Gebäude ausgesucht, die gar nicht mehr oder derzeit nicht genutzt werden. Sie müssen groß genug sein, am besten einen großen Parkplatz haben, sollten aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein.

Im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz werde beispielsweise ein ehemaliger Lidl-Markt mit einer Fläche von 1.600 Quadratmetern zum Impfzentrum umgebaut, wie uns der dortige Koordinator Guido Erler sagte. Es werde am 15. Dezember einsatzbereit sein. Pro Tag sollen zwischen 200 und 800 Personen geimpft werden können. Außerdem müssen die Anforderungen der Gesundheitsämter zur Hygiene beachtet werden.

Impfstraßen mit mehreren Stationen

In Berlin mit seinen rund 3,7 Millionen Einwohnern reicht ein Standort natürlich nicht aus. Hier sind es sechs, alle mit Nähe zum S-Bahn-Ring: die Halle 21 auf der Messe Berlin, das Terminal C am Flughafen Tegel, das Erika-Hess-Eisstadion, das Velodrom, der Hangar 4 am Tempelhofer Feld und die Arena Berlin in Treptow.

Sie alle werden bis Ende des Jahres voll betriebsbereit sein, sagte der Koordinator der Berliner Impfzentren, Albrecht Broemme, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Innerhalb der Impfzentren werden, grob gesagt, eine oder mehrere "Impfstraßen" mit drei bis fünf Stationen angelegt, wobei die Ein- und die Ausgänge möglichst weit auseinanderliegen sollten.

Die Ausgestaltung ist natürlich jeweils leicht unterschiedlich, im Grunde ist die erste Station aber immer eine Art Check-in, also die Anmeldung, wo die Personalien aufgenommen werden und vorher meist auch die Körpertemperatur gemessen wird.

Dann folgt ein Arztgespräch über mögliche Risiken und Nebenwirkungen. Im Anschluss wird geimpft - in mehreren Kabinen, die durch einen Sichtschutz voneinander getrennt sind.

Dahinter kommt ein Ruhebereich für alle, die nach der Impfung noch eine Weile unter ärztlicher Aufsicht bleiben möchten. Zwischen den einzelnen Stationen sollte es Wartebereiche geben, in denen die Menschen genug Abstand zueinander halten können.

Zentren werden von Ärzten und Hilfsorganisationen betrieben

Betrieben werden die Zentren hauptsächlich von Ärztinnen und Ärzten sowie von Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter-Unfall-Hilfe, dem Malteser Hilfsdienst, dem Arbeiter-Samariter-Bund oder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Unterstützt werden sie teilweise von der Bundeswehr, dem Katastrophenschutz und privaten Sicherheitsdiensten.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat für die Hauptstadt einen Bedarf von 120 Hausärztinnen und Hausärzten pro Tag ausgerechnet. An die 800 Ärzte hätten sich bereits gemeldet, ein Drittel des Bedarfs von Mitte Dezember bis Mitte Januar sei bereits gedeckt, berichtete das Ärzteblatt unter Berufung auf die KV. Die Ärzte bekommen für ihren Einsatz ein Honorar, da sie zu den Zeiten, in denen sie im Impfzentrum arbeiten, ihre Praxis schließen müssen.

"Derzeit wird der Start zum 4. Januar vorbereitet"

Die KV Berlin geht derzeit davon aus, dass zu Beginn nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer zur Verfügung steht. Wann es genau losgeht, ist noch offen. "Derzeit wird der Start zum 4. Januar vorbereitet", schreibt die KV auf ihrer Website.Der Starttermin hängt von der Impfstofflieferung ab - und die Zulassung für die EU steht noch aus. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will am 21. Dezember ihr Gutachten über die Zulassung vorlegen.

Weil es aber nicht von Anfang an genug Impfstoff für alle Impfwilligen geben wird, werden bestimmte Bevölkerungsgruppen zuerst geimpft. Ein Expertengremium, unter anderem bestehend aus dem Deutschen Ethikrat und der Ständigen Impfkommission hat sich in einem Entwurf dafür ausgesprochen, mit älteren Menschen sowie Berufsgruppen, die potenziell besonders viel mit dem Virus in Kontakt kommen, zu beginnen.

Es werden Einladungen an die Bevölkerung verschickt

Diese erste Stufe wird Phase 1 genannt. "Für Berlin sind in dieser Phase 1 rund 900.000 Impfdosen vorgesehen", sagt der Berliner Koordinator Broemme. Da der Biontech-Pfizer-Impfstoff zweimal innerhalb von drei bis vier Wochen verabreicht werden muss, könnten damit also 450.000 Menschen geimpft werden. "Das wären rund 10 Prozent der Berliner Bevölkerung." Die erste Impfrunde soll in 20 Tagen abgeschlossen sein.

Diejenigen, die für die Phase 1 infrage kommen, werden angeschrieben und müssen sich dann online oder über eine Hotline zurückmelden, ob sie geimpft werden wollen. Die Impfung ist freiwillig. Sie bekommen dann einen Termin in einem Impfzentrum zugeteilt. Das läuft in allen Impfzentren ähnlich.

Zusätzlich zu den Impfzentren gibt es noch mobile Impfteams für all diejenigen, die nicht in die Zentren kommen können, zum Beispiel viele Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen. In Berlin sind über 30 mobile Impfteams geplant.

Biontech-Pfizer-Impfstoff ist recht kompliziert zu lagern

Wann die Phase 2 der Impfungen beginnen kann, die Impfstoffe also auf die Arztpraxen verteilt werden können, ist derzeit schwer vorherzusagen.

Die niedersächsische Landesregierung rechnet beispielsweise frühestens im zweiten Halbjahr 2021 damit. Dann werden wahrscheinlich auch mehrere unterschiedliche Impfstoffe verfügbar sein, von denen einige einfacher zu lagern sein werden als der Biontech-Pfizer-Impfstoff. Der braucht die meiste Zeit seiner Lagerung eine Temperatur von minus 70 Grad Celsius.

Steht er schließlich auch hierzulande bereit, wird die Lieferung nicht direkt vom Hersteller in die Impfzentren erfolgen, sondern der Impfstoff wird vom Bund bestellt und in zentrale Lager in den jeweiligen Bundesländern gebracht. Von dort wird er dann nach Bedarf auf die einzelnen Impfzentren verteilt - verpackt in Kühlboxen mit Trockeneis, was ihn fünf Tage haltbar macht. Danach ist er dann zwei Tage im Kühlschrank lagerbar.

Verwendete Quellen:

  • Telefoninterview mit dem Koordinator der Berliner Impfzentren, Albrecht Broemme
  • Fragen per Mail an den Koordinator im Rhein-Lahn-Kreis, Guido Erler
  • Website der hessischen Landesregierung: FAQ zu den Impfzentren
  • Website der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin
  • Ärzteblatt: 780 Ärzte wollen Dienst in Berliner Impfzentren übernehmen

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Karl Lauterbach ist überrascht darüber, dass viele Mediziner und Pflegekräfte einer Corona-Impfung kritisch gegenüberstehen. Hintergrund sei wohl ein trügerisches Sicherheitsgefühl.
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