Die dritte Corona-Welle könnte viele weitere Menschenleben kosten.
Karl Lauterbach will das unbedingt vermeiden und plädiert deswegen für verschärfte Maßnahmen.
Unter anderem fordert der SPD-Politiker bundesweite nächtliche Ausgangssperren.
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SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat rigide Maßnahmen zur Eindämmung der dritten Corona-Welle gefordert, um eine Opferbilanz hierzulande von weit über 100.000 Toten zu verhindern.
"Wir müssen deutlich unter 100.000 Toten bleiben", sagte der Corona-Berater der Bundesregierung dem Berliner "Tagesspiegel" (Sonntagsausgabe). Bislang starben in Deutschland rund 76.000 Menschen nach einer Corona-Infektion.
Lauterbach forderte einen raschen neuen Corona-Gipfel, der eine mindestens zweiwöchige bundesweite nächtliche Ausgangssperre beschließen müsse.
Außerdem forderte der Gesundheitspolitiker einen Stopp der für die Zeit nach Ostern geplanten Modellprojekte, bei denen die Corona-Restriktionen gelockert werden sollen. "Keine Öffnungen, keine Modellprojekte. Wir brauchen jetzt nicht Jugend forscht", warnte Lauterbach.
Lauterbach: Modellversuche als Feigenblätter für Lockerungen
Besonders das Vorgehen des Saarlands, wo es landesweite Lockerungen geben soll, kritisierte Lauterbach im "Tagesspiegel", als "unsolidarisch". "Dort hat man zusätzliche Impfdosen bekommen, weil sie Grenzregion sind und sich dort die südafrikanische Mutante ausbreitet", hob Lauterbach hervor.
Die geplanten Öffnungen seien "aber auch unsolidarisch, weil wir damit unsere gesamte Botschaft kaputt machen". Die Menschen müssten jetzt dringend Kontakte reduzieren."Die Modellversuche sind nichts anderes als Feigenblätter für Lockerungen", sagte der SPD-Politiker.
Es sei "eine illusorische Idee, dass wir lockern und trotzdem gehen die Fallzahlen runter".
SPD-Politiker für Streckung zwischen Erst- und Zweitimpfung
Neben weiteren Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Todeszahlen forderte Lauterbach eine zeitliche Streckung zwischen Erst- und Zweitimpfung auf drei Monate. Er halte beim Corona-Vakzin von Biontech/Pfizer "zwölf Wochen für vertretbar, auch wenn das über das eigentliche Zulassungsintervall hinausgeht".
Beim Corona-Impfstoff von Astrazeneca wurde der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung bereits auf zwölf Wochen erhöht.Lauterbach rechnete vor, wenn es erst einmal nur Erstimpfungen gebe, könnten im zweiten Quartal 60 Millionen Bürger ihre erste Dosis und damit bereits einen hohen Schutz gegen das Virus bekommen haben.
Überlegungen von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD), die Impfreihenfolge zu ändern und wegen ihrer vielen Kontakte mehr Jüngere zu impfen, wies Lauterbach scharf zurück.
Ältere Menschen hätten bei einer Corona-Infektion ein deutlich höheres Sterberisiko. "Diesen Menschen kann ich jetzt nicht vermitteln, dass 20-Jährige beim Impfen vorgezogen werden, damit sie Party machen können, ohne andere zu infizieren." (afp/thp)
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