• In Markus Lanz' TV-Talk gab Linken-Größe Sahra Wagenknecht am Dienstagabend bekannt, dass sie sich bislang bewusst nicht gegen das Coronavirus hat impfen lassen.
  • Die Entscheidung für oder gegen die Corona-Impfung sei eine rein individuelle, konstatierte sie - und bekam prompt Gegenwind.
  • Noch deutlich ungemütlicher wurde es für Wagenknecht, als sie eine Aussage ihres Mannes Oskar Lafontaine verteidigen sollte.
Eine Kritik

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In seiner dienstagabendlichen Talkrunde zum weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie hat Moderator Markus Lanz die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Sahra Wagenknecht, festgenagelt: Ob sie denn gegen das Coronavirus geimpft sei, fragte Lanz frei raus, und Wagenknecht bekannte: Ihr Mann Oskar Lafontaine, 77, sei geimpft, und sie "seitdem auch beruhigter". Sie selbst aber habe "Bedenken" und sich vorerst gegen eine Corona-Impfung entschieden.

"Ich will jetzt hier nicht Stimmung machen gegen die Impfstoffe, ich würde jedem mit einem hohen Risiko zur Impfung raten", sagte Wagenknecht. Aber jeder Mensch müsse sich frei für oder gegen den Piks entscheiden können. "Was mich wirklich stört, ist der moralische Druck, der aufgebaut wird", so Wagenknecht. "Wir akzeptieren ja auch, dass andere rauchen und so ihre Gesundheit gefährden".

Ethikerin stellt klar: Mit einer Impfung schützt man auch andere

Die Impfentscheidung als rein individuelle Entscheidung? Mitdiskutantin Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, wollte das so nicht stehen lassen. Doppelt geimpfte gäben das Virus deutlich seltener weiter als ungeimpfte, betonte Buyx, "man schützt also schon auch andere".

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Davon unbeeindruckt äußerte Wagenknecht Verständnis für alle Eltern, die ihre Kinder "mit einem Impfstoff, wo die Langfristbetrachtung fehlt", nicht impfen lassen möchten. Statt Druck auf die Eltern auszuüben, müsse die Politik dafür sorgen, dass die Schulen zum Beispiel mithilfe von Luftfiltern auch ohne Kinderimpfung im Herbst wieder normalen Unterricht anbieten können.

Wagenknecht fordert schnelle Prüfung und Zulassung von Totimpfstoffen

Für eine höhere Impfbereitschaft könnten aus Wagenknechts Sicht klassische Impfstoffe sorgen, die auf Basis toter oder abgeschwächter Viren funktionieren. Viele Menschen seien den neuartigen RNA- und Vektorimpfstoffen gegenüber skeptisch. Es gelte deshalb, "die klassischen Impfstoffe gegen Covid, die es auf der Welt ja schon gibt", in Europa seriös zu prüfen und zuzulassen. Einen solchen Totimpfstoff hat zum Beispiel der chinesische Hersteller Sinopharm entwickelt.

In eine unangenehme Rolle drängte Moderator Lanz Sahra Wagenknecht, als er sie nötigte, eine Aussage ihres Ehemannes Oskar Lafontaine zu verteidigen. Der Linkenpolitiker hatte in einem langen Beitrag auf Facebook unter anderem geschrieben: "Obwohl immer mehr Menschen geimpft sind, [...] benutzen Covid-Heulbojen – an vorderster Stelle Karl Lauterbach – die Delta-Variante, um erneut zu warnen und Schreckensszenarien in die Welt zu setzen. Dabei zeigt sich immer mehr, dass die sogenannten Experten Arm in Arm mit der Pharmaindustrie den Teufel an die Wand malen, um möglichst viele Leute mit den Impfstoffen mit 'bedingter Marktzulassung' zu impfen und den nächsten Lockdown vorzubereiten. Dabei verlieren die 'Experten' allmählich ihre Glaubwürdigkeit."

Lanz über Lafontaine: "Hart dran an Verschwörungstheorie"

Lanz kommentiere das Statement mit unmissverständlichen Worten: Dem Mediziner und SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach zu unterstellen, dass er für die Pharmaindustrie lobbyiere, sei "ganz hart dran an der wirklich harten Verschwörungstheorie", sagte er. Wagenknecht versuchte daraufhin, mit einem Allgemeinplatz aus der Nummer herauszukommen: Es sei unbestritten, dass die Pharmaunternehmen Lobbyarbeit machten, sagte sie, und fügte hinzu: "Das heißt ja nicht, dass jetzt jeder, der sagt, es sind schlimme Zustände zu erwarten, auf dem Bezahlticket der Pharmaindustrie steht." Lanz konterte: "Aber das suggeriert er, genau das!"

Dass Karl Lauterbach nicht von der Pharmaindustrie bezahlt wird, darauf konnten sich die Beiden dann doch schnell einigen. Am "Panikmodus", der in der Coronakrise vorherrsche, stört sich Wagenknecht aber weiterhin.

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