- Die Corona-Pandemie stellt Karnevalisten vor eine Herausforderung.
- Wie wirkt sich die Coronakrise auf unseren Humor aus?
- Das sagen Eva Ullmann und Bernd Stelter zum Karneval in Coronazeiten.
Das Coronavirus macht auch vor Traditionen wie dem Karneval keinen Halt, im Jahr 2021 wird es nur eine Light-Version der fünften Jahreszeit geben. Krawatten abschneiden, Rosenmontagszüge und Büttenreden vor großem Publikum fallen aus, die aktuell geltenden Corona-Maßnahmen erfordern ein "Helau" und "Alaaf" im Wohnzimmer.
Können Karnevalsveranstaltungen ohne Publikum wirklich mitreißen? Ist ein Witz, der von eingespielten Lachern vom Band aufgefangen wird, überhaupt lustig?
Was bedeutet Corona für unseren Humor?
Eva Ullmann ist Gründerin und Leiterin des Deutschen Instituts für Humor. Als Rednerin, Coach und Autorin widmet sie sich beruflich dem Thema Humor. Dass die Coronakrise nicht nur den Alltag stark verändert hat, sondern auch den Humor, ist Ullmann nicht entgangen. "Es gibt mehr Klopapierwitze. Humor ist immer ein Spiegel der Zeit", erklärt die Humor-Expertin.
Im Moment lachen wir über Homeoffice, über Weihnachten und Silvester auf Distanz und die Ausgangsbeschränkungen. "Wir witzeln über Menschen, die ihre Maske falsch tragen und amüsieren uns, wenn ein Türsteher uns in den Drogeriemarkt lässt wie früher in die Disko. Die Humor-Techniken, etwa Übertreibung oder absichtliches Missverstehen, bleiben dabei immer gleich. Nur die Themen wechseln", weiß Ullmann.
Auch sie musste sich bedingt durch die Corona-Pandemie umstellen und daran gewöhnen, in eine Kamera zu blicken, statt in direktem Augenkontakt mit dem Publikum zu stehen. Erst einmal keinerlei Rückmeldung zu bekommen, war für Ullmann gewöhnungsbedürftig.
Auf humoristische Unterhaltung müsse man wegen des Coronavirus dennoch nicht verzichten: "Humor können Menschen auch online genießen. Wir alle schauen uns Kabarettisten, Talkshows, Social-Media-Humor an", sagt die Expertin.
Feiern vorm Monitor – Karneval in Coronazeiten
Faschingsveranstaltungen ohne feiernde Menschen hingegen sieht sie kritisch: "Karneval funktioniert nicht online. Karneval lebt von Menschen, Nähe und Geselligkeit. Wenn man den Karneval ins Netz verlegen will, muss man sich neue Formate mit viel Interaktion ausdenken. Menschen, die alleine 'Helau!' rufen – das funktioniert nicht so recht."
Ullmann rät zu Kreativität. Zum Beispiel könne man Videos drehen, bei denen man seine Verkleidung vorzeigt oder einen Tanzwettbewerb oder andere Aktionen organisieren, bei denen mehrere Menschen online mitmachen können. "Das würde den Sinn von Karneval mehr erfüllen."
Karneval-Auftritt via Zoom
Karnevalist Bernd Stelter mischt seit 1988 beim Kölner Karneval mit. Während er normalerweise als Büttenredner den Saal zum Beben bringt, muss er diese Karnevalssaison genau wie alle anderen die närrische Zeit coronakonform über die Bühne bringen.
Dass Karnevalswitze auch ohne klatschendes Publikum und direkte Rückmeldung aus den Zuschauerreihen Spaß machen können, hat das Karnevalsurgestein jüngst erfahren.
"Ich hatte gerade einen Auftritt bei einer Zoom-Sitzung. Bis vor einer Woche hatte ich nicht geglaubt, dass das geht, aber das Feedback war sehr positiv. Nächste Woche zeichnen wir die ARD-Show für Rosenmontag auf. Ohne Publikum ist das natürlich keine Sitzung, es ist eine Show", berichtet der TV-Star im Gespräch mit unserer Redaktion.
Karneval wegen der Coronakrise in diesem Jahr ausfallen zu lassen, das käme für
Zwar müssen sich Karnevalisten, Fastnacht-Fans und Faschingsbesucher in diesem Jahr mit einer abgespeckten Version zufriedengeben, doch Stelter blickt optimistisch in die Zukunft. Er freut sich auf die Zeit nach der Corona-Pandemie: "Ich verspreche Ihnen: Wenn wir wieder eine richtige Sitzung feiern können, mit tausend Zuschauern im Gürzenich, dann wird es das Stimmungsvollste, das ich je erlebt habe. Ich freue mich sehr darauf."
Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Eva Ullmann
- Gespräch mir Bernd Stelter
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.