- Seit Monaten müssen die Menschen in Deutschland und weltweit aufgrund der Corona-Pandemie erhebliche Einschränkungen ihres Soziallebens hinnehmen.
- Bei manchen siegt die Lust aufs Feiern über die Vernunft.
Feiern, Trinken - und dann Strafe zahlen oder sich mit dem Coronavirus infizieren? Die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen halten manche Menschen nicht vom Feiern ab.
Am Wochenende löste die Polizei in mehreren Bundesländern "Corona-Partys" auf und verteilten Anzeigen wegen des Verstoßes gegen die Infektionsschutzverordnung. Die meist alkoholisierten Gäste reagierten teils aggressiv auf den Besuch der Ordnungshüter. Verletzungen auf beiden Seiten waren in einigen Fällen die Folge.
Partygäste springen aus Fenster im zweiten Stock
In Weißenhorn in Bayern wurde eine Polizeistreife auf eine Feier mit 13 Teilnehmern aus unterschiedlichen Haushalten in einer Wohnung aufmerksam. Die Gäste seien allesamt alkoholisiert gewesen, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Als die Beamten die Personalien aufnehmen wollte, hätten mehrere Menschen versucht, aus der Wohnung zu fliehen. Wegen des aggressiven Auftretens von sieben Feiernden habe die Polizei Verstärkung gerufen.
Zwei Partygäste sprangen aus einem Fenster im zweiten Stock, um sich der Kontrolle zu entziehen. Die beiden Männer seien mit offenen Brüchen in Krankenhäuser gebracht worden. Alle Anwesenden wurden aufgrund eines Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz angezeigt.
Auch in weiteren Orten in Bayern löste die Polizei Partys auf. Im schwäbischen Röfingen empfing die Polizei einen Mann, der bei einer gerade beendeten Party mitfeiern wollte. Auch hier wurden Anzeigen erstattet.
22 Menschen in einer Dreizimmerwohnung
In Niedersachsen musste ein Polizist nach einem Party-Einsatz seinen Dienst beenden. Sechs betrunkene Männer zwischen 20 und 44 Jahren hatten nach Angaben der Polizei vom Sonntag in einer Partyhütte nahe Osnabrück gefeiert.
Sie reagierten demnach unkooperativ und aggressiv auf das Eintreffen der Polizei. Einige Gäste gingen auf die Beamten los, als diese einen Party-Teilnehmer mit auf die Wache nehmen wollten. Ein 29 Jahre alter Polizist wurde so stark am Knie verletzt, dass er dienstunfähig gewesen sei.
Auch in Brandenburg und Sachsen musste die Polizei mehrfach die Spaßbremse ziehen. In Berlin lösten Beamte eine illegale Glücksspielrunde auf, zu der sich 22 Menschen in einer Dreizimmerwohnung getroffen hatten - ohne Mundschutz und ohne Abstand zu halten. Die Fenster waren mit Aluminiumfolie abgeklebt, um Einblicke von außen zu verhindern.
Eine Anruferin hatte aber in der Wohnung ein "Kommen und Gehen" beobachtet und den Notruf gewählt. Die Teilnehmer erhielten nicht nur Anzeigen wegen Verstößen gegen die Infektionsschutzverordnung, die Beamten starteten zudem 20 Ermittlungsverfahren wegen illegalen Glückspiels. 8.000 Euro Bargeld wurden sichergestellt.
Illegale Party mit 300 Gästen in London
Noch größer ist die Feierlust allem Anschein nach in Großbritannien: Mit einer Hundestaffel und einem Hubschrauber ging die Polizei in London gegen eine illegale Party mit 300 Gästen vor.
Die Beamten seien bei der Feier auf Widerstand gestoßen und hätten eine Tür aufbrechen müssen, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Noch an Ort und Stelle seien 78 Teilnehmern Strafen in Höhe von je 200 Pfund (rund 225 Euro) wegen Verstoßes gegen die Corona-Regeln aufgebrummt worden. Dutzende Gäste seien über Zäune geflohen.
Bereits am vergangenen Wochenende hatte die Polizei eine illegale Party mit 200 Gästen in London beendet. In England gelten scharfe Ausgangs- und Reisebeschränkungen.
Treffen mit Mitgliedern anderer Haushalte sind nur in Ausnahmefällen genehmigt, etwa zur gegenseitigen Unterstützung, zur Pflege oder bei Hochzeiten und Beerdigungen.
22-Jährige rastet in Münchner S-Bahn aus
Aggressive Ausfälle im Zusammenhang mit den Corona-Regeln gibt es aber nicht nur auf Partys. In einer Münchner S-Bahn soll eine 22 Jahre alte Frau am Freitagabend einen Mann bei einem Streit um eine fehlende Mund-Nasen-Bedeckung verletzt haben.
Das 28 Jahre alte Opfer hatte die Frau angesprochen und sie gebeten, eine Maske zu tragen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Daraufhin habe die Frau ihn beleidigt und ihm in den Bauch getreten. Zudem habe der Mann Abschürfungen an der Hand erlitten.
Die Frau habe außerdem mehrfach Mitarbeiter der DB-Sicherheit getreten, die eingeschritten waren. Eine Blutprobe der mutmaßlichen Täterin habe einen Promillewert von 2,66 ergeben. (dpa/fte)
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