Amanda Knox bestreitet nach wie vor, in den Mord an ihrer Mitbewohnerin verwickelt gewesen zu sein. "Ich weiß, dass ich damit nichts zu tun hatte", betont die Amerikanerin in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz".

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Eine hübsche, etwas blasse junge Frau sitzt Markus Lanz gegenüber. Sie lächelt kurz, blickt häufig zu Boden und furcht die Stirn. Zusammengesunken sitzt sie in ihrem Sessel. "Ich habe sehr viel gelernt aus dem, was ich durchgemacht habe", erklärt Amanda Knox. Deshalb habe sie auch ein Buch geschrieben. "Wenn man seine Memoiren aufschreibt, sollte man ehrlich sein. Sonst hat das ja keinen Zweck." Sie habe etwas weitergeben wollen. Was genau? Die Antwort bleibt die 25-Jährige schuldig.

Knox, von Medien auch als "Engel mit den Eisaugen" betitelt, war gemeinsam mit ihrem Ex-Freund zunächst wegen Mordes an ihrer Mitbewohnerin Meredith Kercher in Italien zu 26 Jahren Haft verurteilt worden. Kercher hatte man in der Universitätsstadt Perugia 2007 ermordet aufgefunden.

"Das hat mir die Seele zerstört"

Das Schlimmste in den vier Jahren bis zu ihrer Freilassung sei ihre Verurteilung gewesen, sagt Knox. "Bis dahin dachte ich, es sei ein großer Fehler, was dort passierte. Ich konnte nicht glauben, dass mich jemand als Mörderin abstempeln würde. Das hat mir die Seele zerstört." Knox spricht langsam und stockend, wiederholt immer wieder dieselben Phrasen.

Vier Jahre saß Knox im Gefängnis, 2011 folgte der Freispruch in zweiter Instanz - aus Mangel an Beweisen. Das Kassationsgericht in Rom hob diesen jedoch Ende März auf. Jetzt soll der Fall in Italien neu aufgerollt werden. Verhandlungsbeginn ist voraussichtlich Anfang 2014. Zum Prozess erscheinen muss die 25-Jährige jedoch nicht. Knox lebt seit ihrem Freispruch wieder in den USA. Sollte sie erneut verurteilt werden, könnte Italien um Auslieferung ansuchen - wenigstens theoretisch.

Als Markus Lanz auf die Mordnacht zu sprechen kommt, verändert sich Knox' Ausdruck. Sie blickt auf, lächelt, spricht schneller, wirkt aber sehr kontrolliert. Sie lässt leise Ungeduld durchblicken, als Lanz hartnäckig nach ihrem Drogenkonsum fragt. Aus gutem Grund: Die Staatsanwaltschaft vermutet, Knox und ihr Freund hätten eine Drogen- und Sexorgie geplant, bei der Meredith Kercher nicht mitmachen wollte - und deshalb sterben musste.

"Ich weiß, wer ich bin"

Einen Joint zu rauchen, sei ganz normal gewesen, sagt Knox. "Marihuana war ganz gängig. Irgendjemand bei uns zu Hause hatte immer etwas da, aber es war kein drogenverseuchtes Umfeld." Minutiös schildert die 25-Jährige, wie sie ihre WG nach dem Mord vorgefunden hat. Weshalb sie die aufgebrochene Tür, das Blut am Boden nicht stutzig gemacht haben. Sie erklärt, beschreibt ihre Eindrücke am Morgen, nachdem der Mord passiert war. Immer wieder betont Knox, sie habe die Situation als verwirrend empfunden.

Lanz fragt nicht direkt nach, ob Knox ihre Mitbewohnerin getötet hat. Er versucht es subtiler. Ob sie bisweilen vermute, dass sie einen Mord verdrängt haben könnte? Knox protestiert: "Ich erinnere mich an diese Nacht. Ich weiß, wer ich bin, und ich weiß auch, zu was ich fähig bin. Ich bin kein Monster."

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