Die in Pakistan von Islamisten massiv angefeindete Christin Asia Bibi ist nach mehr als acht Jahren Haft ausgereist. "Bibi hat das Land verlassen und ist in Kanada angekommen", sagte ihr Anwalt Saiful Malook am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.
Wann genau die 51-jährige Katholikin ausgereist ist, sagte Malook nicht. "Bibi ist mit ihrer Familie in Kanada vereint worden", sagte der Aktivist Shamoon Gill von dem Minderheitenverband All Pakistan Minorities Alliance. Bibis Familie hatte aus Angst vor Verfolgung über Jahre im Untergrund gelebt. Zuletzt waren ihre Angehörigen in Kanada untergekommen.
Proteste radikalislamischer Gruppen
Bibi war vor acht Jahren in dem muslimisch geprägten Land wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt worden. Ihr war vorgeworfen worden, sich bei einem Streit mit muslimischen Frauen in ihrem Dorf abfällig über den Propheten Mohammed geäußert zu haben.
Ende Oktober vergangenen Jahres hatte der Oberste Gerichtshof das Urteil gegen sie aufgehoben. Dies löste massive Proteste radikalislamischer Gruppen wie der Partei Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP) aus. Im Januar erklärte das Gericht in Islamabad einen Berufungsantrag gegen den Freispruch der zweifachen Mutter für unzulässig und ordnete zugleich ihre sofortige Freilassung an.
Anwalt verließ das Land
Nach dem Freispruch der Christin hatte ihr Mann im November Großbritannien, die USA und Kanada um Asyl gebeten. Als Aufnahmeland war auch Deutschland im Gespräch gewesen.
Bibi hielt sich nach ihrer Freilassung zunächst unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen an unbekannten Orten auf. Auch ihr Anwalt hatte aus Angst um sein Leben und das seiner Familie vorübergehend das Land verlassen. Die Behörden ließen die TLP-Führung verhaften, um weitere Proteste zu vermeiden.
Die TLP war in Pakistan mit Protesten rund um das umstrittene Blasphemiegesetz bekannt geworden. Die Gruppe unterstützte 2011 den Mörder des liberalen Gouverneurs der Provinz Punjab. Letzterer hatte sich öffentlich für Bibi eingesetzt.
Blasphemiegesetz bleibt bestehen
Die TLP konnte bei den Parlamentswahlen im Juli 2018 zwar keinen Sitz in der Nationalversammlung gewinnen, allerdings erhielten ihre Kandidaten mehr als zwei Millionen Stimmen. Damit wurde die TLP nach Stimmen die fünftstärkste Kraft des Landes und überholte aus dem Stand mehrere säkulare Parteien.
Das Blasphemiegesetz, wonach Beleidigungen des Islams oder des Propheten Mohammed mit dem Tode bestraft werden können, war im Pakistan der 1980er Jahren eingeführt worden. Seitdem hat keine Regierung es gewagt, daran zu rütteln - aus Furcht vor Protesten religiöser Eiferer. © dpa
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