Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat sich am Donnerstag im NSU-Prozess zum Fall der vor 15 Jahren verschwundenen Peggy Knobloch geäußert. Sie wisse nichts zu dem Fall, ließ Zschäpe über ihren Anwalt Hermann Borchert vor Gericht verlesen.

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In Nähe der sterblichen Überreste des Mädchens waren DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt entdeckt worden. Beate Zschäpe hatte angekündigt, sich zu den Fragen des Gerichts schriftlich äußern zu wollen.

Hoffnungen, die mutmaßliche NSU-Terroristin könne Licht ins Dunkel um den Fall von Peggy Knobloch bringen, haben sich nun aber zerschlagen.

Sie habe keine Informationen zu Verschwinden und Tod des Mädchens, verlas Zschäpes Anwalt Hermann Borchert ihre schriftliche Erklärung, auf die einige Prozess-Zuschauer mit Kopfschütteln reagierten.

Belastendes Material auf Zschäpes Computer

Auf einem Computer von Beate Zschäpe war kinderpornografisches Material gefunden worden. Im Wohnwagen des NSU-Trios sowie in der gemeinsamen Zwickauer Wohnung hatten Ermittler Kinderspielzeug sichergestellt.

Beim NSU-Prozess in München erklärte sie nun, dass sie erst durch Akteneinsicht im Prozess über den Fund pornografischer Bildern auf dem PC erfahren habe.

Zschäpe mutmaßt, dass diese auf einer gebrauchten Festplatte gespeichert waren, die der verstorbene mutmaßliche NSU-Terrorist Uwe Mundlos gekauft haben soll.

Die Staatsanwaltschaft Zwickau hatte in der Vergangenheit wegen des Besitzes von Kinderpornografie bereits gegen Zschäpe ermittelt, das Verfahren jedoch eingestellt.

Als Grund nannte das Gericht damals, dass die wegen des Besitzes von Kinderpornografie mögliche Strafe im Vergleich zu der Strafe für terroristische Taten "voraussichtlich nicht beträchtlich ins Gewicht" falle.

Im Oktober 2016 hatten sich plötzlich die Spuren der beiden aktuell brisantesten und rätselhaftesten Kriminalfälle Deutschlands gekreuzt: Der Fall Peggy und die NSU-Affäre. Es kristallisierten sich drei Theorien heraus:

Theorie 1: Reiner Zufall

Die DNA von Uwe Böhnhardt wurde nicht an Skelett-Teilen von Peggy gefunden, sondern an einem Stück Stoff, dass in der Nähe des Knochen-Fundortes entdeckt worden war.



Dabei soll es sich um ein Stück Stoffdecke handeln. Theoretisch ist es also auch möglich, dass sich Uwe Böhnhardt beim Abtauchen in den Untergrund in dem Waldstück am Naturpark Thüringer Schiefergebirge zwischenzeitlich versteckt hatte. Ein Mann aus dem Umfeld des NSU soll bei Rodacherbrunn eine Waldhütte genutzt haben.

Chemnitz, Jena, Zwickau - die Aufenthaltsorte von Uwe Böhnhardt liegen jeweils nur rund anderthalb Stunden Autofahrt von dem Waldstück bei Rodacherbrunn entfernt.

Theorie 2: Verunreinigte Messergebnisse

Ein durchaus denkbares Szenario. Die Fälle Peggy und der NSU haben eine gemeinsame Schnittstelle im Rechtsmedizinischen Institut der Universitätsklinik Jena. Hier wurde im November 2011 die Leiche von Uwe Böhnhardt obduziert und im Juli 2016 die Skelettreste von Peggy rechtsmedizinisch untersucht.

Möglicherweise könnten DNA-Spuren von Uwe Böhnhardt über eine Verunreinigung an das Stoffstück vom Fundort der Knochenteile gelangt sein.


Wie jedoch BR Online berichtete, waren die Rechtsmediziner in Jena nur mit der Untersuchung des Mädchenskeletts betraut, nicht aber mit dem Stoff-Fragment, welches die DNA-Spuren von Uwe Böhnhardt trägt. Zudem wäre in diesem Fall Böhnhardts DNA fünf Jahre lang jedem durch strenge Vorschriften geregelten Reinigungsprozess entgangen.

Der leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel wollte die Möglichkeit einer Verunreinigung aber dennoch nicht ausschließen.

Eine solche Panne hatte es im Rahmen der NSU-Ermittlungen schließlich schon einmal gegeben. Im Fall der 2007 in Heilbronn ermordeten Polizistin Michele Kiesewetter, fahndete die Polizei zwei Jahre lang nach dem "Phantom von Heilbronn".

Die DNA-Spuren einer mysteriösen Frau waren nicht nur am Heilbronner Tatort gefunden worden, sondern auch an 40 weiteren.

Erst 2009 kam heraus, dass die DNA einer Mitarbeiterin jener Firma gehörte, welche die für die Spurensicherung verwendeten Wattestäbchen herstellte. Die Verunreinigung hatte im Verpackungsprozess stattgefunden. Nicht unmöglich, dass es sich im Fall der DNA von Uwe Böhnhardt ähnlich verhält.

Theorie 3: Es gibt eine Verbindung zwischen beiden Fällen

Es ist nicht das erste Mal, dass der Name Uwe Böhnhardt im Rahmen der Ermittlungen zu einem Kindermord fällt. Am 6. Juli 1993 war die Leiche eines neunjährigen Jungen am Ufer der Saale in Jena gefunden worden. Die Straftat ist bis heute ungeklärt.

Als einer der Hauptverdächtigen der Staatsanwaltschaft galt damals Enrico T., ein Freund Böhnhardts.

T. hatte in Vernehmungen wiederum Böhnhardt belastet. Wie BR Online berichtet, bestätigt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, dass auch Böhnhardt damals als Zeuge vernommen worden war.

Der Anwalt einer NSU-Opferfamilie erklärte zudem, in den Prozessakten würden mehrere Bekannte Böhnhardts mit Fällen von Kindesmissbrauch in Verbindung gebracht.

So sitzt aktuell mit Tino Brandt ein enger Vertrauter Böhnhardts und Kopf des "Thüringer Heimatschutzes" eine langjährige Haftstrafe wegen Kindesmissbrauchs in 66 Fällen ab.



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