Berlin - Tausende Liter ergossen sich auf die Straße, Hunderte Fische starben: Knapp zehn Monate nach dem Platzen des Riesenaquariums Aquadom in Berlin kann die Ursache des Unglücks nicht endgültig geklärt werden.
Am Mittwoch wurde in Berlin das Gutachten vorgestellt, das Antworten auf viele Fragen geben sollte. Am Ende präsentierte Ingenieur und Gutachter Christian Bonten aber nur drei Schadenshypothesen und betonte: "Wir haben keine eindeutigen Belege für die verschiedenen Schadenshypothesen." Warum genau das 16 Meter hohe Aquarium vergangenen Dezember in einer Hotellobby in der Berliner Innenstadt platzte, könne daher nicht endgültig geklärt werden.
Eine der Hypothesen sei das Versagen einer Klebenaht. Das sind die Stellen, an denen die einzelnen Teile des Aquariums während des Baus zusammengesetzt wurden. Dem Ingenieur zufolge sind die Nähte bekannte Schwachstellen. Ein weiterer möglicher Grund: Es könne sein, dass das Becken bei einer Sanierung zwischen 2019 und 2020 durch eine Kerbe im Sockel des Aquariums beschädigt worden sei. Dadurch hätten sich Risse im Acrylglas bilden können.
Sanierung nicht fachmännisch durchgeführt
Im Zuge einer Sanierung wurde das Becken vollständig entleert und möglicherweise zu spät wieder mit Wasser befüllt - das ist die dritte Hypothese: "Die Wand wurde im Übermaße ausgetrocknet", erklärte Bonten. Dadurch könnten Spannungen im Acrylglas entstanden sein, die Risse verursachen oder begünstigen können. Das allein hätte aber nicht zum Platzen führen können. Es sei möglich, dass eine Kombination der verschiedenen Schäden das Acrylglas zum Zerbersten brachte, sagte der Kunststoffexperte und ergänzte in Bezug auf die Sanierung: "Aus meiner Sicht ist das nicht fachmännisch gemacht worden." Der Gebäudeeigentümer hatte das Gutachten in Auftrag gegeben.
Gemeinsam mit einem weiteren Ingenieur hatte der Kunststoffexperte die mehr als 700 Bruchstücke in einer Lagerhalle in Brandenburg akribisch untersucht. Einzelne Bruchstücke transportierte Bonten zum Teil in einem Rollkoffer quer durch Deutschland, um sie in einem Labor genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine absichtliche Beschädigung des Wasserbeckens wurde bereits im August ausgeschlossen.
Die Versicherung komme für den Schaden auf, sagte der Sprecher des Gebäudeeigentümers, Fabian Hellbusch. Der Gebäudeschaden liege mindestens in einem hohen zweistelligen Millionenbereich.
Ursache kann nie endgültig geklärt werden
"Ich hätte gerne die eine Ursache gefunden", gestand Bonten. Auch wenn am Mittwoch vieles im Ungefähren blieb, in einem war sich der Ingenieur sicher: "Gebt mir eine Million Euro und ich finde es nicht heraus" - auch wenn er die Bruchstücke noch weitere Monate oder Jahre untersuchen würde. Hellbusch zufolge habe die Erstellung des 66 Seiten dicken Gutachtens 1100 Arbeitsstunden gekostet.
Das 16 Meter hohe Aquarium Aquadom mit 1500 Fischen, das in einer Hotellobby nahe dem Alexanderplatz stand, war am 16. Dezember in den frühen Morgenstunden geplatzt. Daraufhin ergossen sich eine Million Liter Wasser aus dem zerstörten Acrylglas-Zylinder unter anderem in das Hotel und auf die Straße. Zwei Menschen wurden leicht verletzt.
Kein neues Aquarium geplant
Die Hälfte der umliegenden Geschäfte, die durch das Platzen beschädigt wurden, hat inzwischen wieder geöffnet. In den kommenden Wochen sollen laut Hellbusch auch die restlichen acht wieder aufmachen können. Wann das Hotel wieder öffnet, ist noch unklar. In der Lobby thronen immer noch die großen Stahlstützen des Aquariums, die sich im Wasser befanden. Einige künstliche Korallen erinnern daran, dass hier mal ein riesiges Wasserbecken stand. Einen Aquadom 2.0 wird es Hellbusch zufolge in der Immobilie nicht mehr geben. Der Sockel des Aquariums bleibt jedoch und soll in den Bau einer neuen Attraktion integriert werden.
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