Mit immer mehr Kontrollen und Verbotszonen komme man gegen die hohe Anzahl von Gewalttaten mit Messern nicht an, meint der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Er hat eine ungewöhnliche Idee.

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Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht von einer neuen Messerattacke in Deutschland berichtet wird.

Erst Ende Mai wurde beispielsweise ein Polizist in Mannheim bei einem islamistischen Attentat tödlich verletzt, nur zwei Wochen später kam es in einem Zug in Saarbrücken zu einer Attacke mit einem Schwerverletzten. Mitte Juli wurde ein schlafendes Ehepaar auf einem Rastplatz bei Bad Honnef angegriffen. Die Tatwaffe jeweils: ein Messer.

Aktuellstes Beispiel: ein Angriff in Stuttgart, bei dem drei Männer in der Fußgängerzone durch Messerstiche teils schwer verletzt wurden.

GdP: Knapp 9.000 Messerangriffe in 2023

Hat Deutschland ein Problem mit zunehmenden Messerangriffen? Die Zahlen liefern bisher noch kein eindeutiges Ergebnis. Dennoch sieht auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) dringenden Handlungsbedarf.

"Im vergangenen Jahr haben meine Kolleginnen und Kollegen fast 9.000 Messerangriffe der schweren und gefährlichen Körperverletzung erfasst. Diese Zahlen geben Anlass zu großer Sorge und machen ein schnelles Handeln unabdingbar", sagte GdP-Chef Jochen Kopelke am Dienstag in Düsseldorf.

GdP-Chef Jochen Kopelke
Bundesvorsitzender der GdP: Jochen Kopelke. (Archivfoto) © dpa / Wolfgang Kumm/dpa

"Abwrackprämie" für Waffen?

Im Sinne der öffentlichen Sicherheit müssten verbotene und gefährliche Messer möglichst schnell aus privaten Händen entfernt werden, sagte Kopelke weiter. Die Idee: eine Art "Abwrackprämie" für Waffen – ein Vorschlag, der bereits 2009 im Fokus der Politik stand, dann aber verworfen wurde.

Die GdP plädiert nun dafür, Besitzer gefährlicher Messer mit einer Amnestieregelung und materiellen Anreizen zur Abgabe ihrer Waffen zu bewegen.

"Konkret könnte das bedeuten: ein Jahr Netflix für die Abgabe eines verbotenen Butterfly-Messers."

Jochen Kopelke, GdP-Chef

"Damit diese Maßnahme effektiv ist, muss die Bundesregierung für Abgebende ernsthafte Anreize schaffen", sagte der GdP-Bundesvorsitzende, Jochen Kopelke. "Konkret könnte das bedeuten: ein Jahr Netflix für die Abgabe eines verbotenen Butterfly-Messers."

Die hohe Zahl von Messerangriffen böte Anlass zur Sorge und mache ein schnelles Handeln unabdingbar.

Kompliziertes Waffenrecht Teil des Problems

In Deutschland sind bestimmte Stichwaffen generell verboten. Dazu zählen beispielsweise sogenannte Butterfly-Messer und Faustmesser.

Überdies gibt es Messer, die nicht generell verboten sind, die man aber nicht mit sich tragen darf – es sei denn, das Führen der Gegenstände erfolgt im Zusammenhang mit der Berufsausübung, der Brauchtumspflege, dem Sport oder dient einem allgemein anerkannten Zweck.

Hierzu zählen etwa Messer mit einhändig feststellbarer Klinge oder feststehende Messer mit einer Klingenlänge von über zwölf Zentimetern.

Verstärkte Kontrollen sinnvoll – doch es fehlt an Personal

GdP-Chef Kopelke sprach sich außerdem langfristig für eine Vereinfachung der Regelungen zum Führen von Messern in der Öffentlichkeit aus: "Das deutsche Waffenrecht ist gegenwärtig zu kompliziert, um den Umgang mit Messern klar zu regeln."

Weiterhin begrüße er auch den Vorschlag eines Messerführverbotes – gab jedoch auch zu Bedenken, dass ein solches Verbot auch verstärkte Kontrollen erfordere. Eine verlässliche Umsetzung sei jedoch nur durch "zusätzliches Personal und eine verbesserte Ausstattung für unsere Polizeien" möglich.

Verwendete Quellen

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