In den Erdbebengebieten in Marokko schwindet die Hoffnung, noch Überlebende zu finden. Die Einsatzkräfte arbeiten am Rande der Erschöpfung, entlegene Bergdörfer sind nur schwer zu erreichen. Hilfe kommt für die verzweifelten Menschen nur langsam - für viele zu spät.

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In den schwer zugänglichen Erdbebengebieten in Marokko arbeiten die Einsatzkräfte bei der verzweifelten Suche nach Überlebenden am Rande der Erschöpfung. Teils mit bloßen Händen müssen sie sich bei großer Hitze durch Schutt und Trümmerhaufen vorkämpfen.

Menschen spenden sich in Marrakesch nach dem Erdbeben gegenseitig Trost. © picture alliance / AA/Piero Cruciatti

Doch die Hoffnung, am vierten Tag nach dem schweren Erdbeben vom Freitagabend Menschen noch lebend zu finden, schwindet von Stunde zu Stunde. Dutzende Dörfer seien zerstört, berichtete die marokkanische Nachrichtenseite Hespress. Die Einwohner müssten nicht nur die Toten bergen und begraben, es mangele auch an Lebensmitteln und Wasser.

Der Einsatzleiter eines britischen Hilfstrupps warnte im Sender BBC vor einem steigenden Risiko von Krankheiten, wenn sich die Hilfe weiter verzögere. Die Einsatzkräfte versuchten unterdessen weiter, in entlegene Bergdörfer vorzudringen. Mit schwerem Gerät wie Bulldozern mussten in dem zerklüfteten Gelände Straßen von Geröll befreit werden, damit Krankenwagen nach Erdrutschen durchkommen.

Erdbeben in Marokko: Hilfe aus Deutschland bislang nicht angenommen

Die marokkanische Regierung steht angesichts dieser verzweifelten Situation in den Katastrophengebieten unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Auch Deutschland bot dem nordafrikanischen Land erneut Unterstützung an. Bislang zeigte die Regierung in Rabat daran jedoch kein Interesse. Marokko habe sich aber für das Angebot bedankt, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Bisher hat Marokko nur Hilfe aus vier Ländern akzeptiert - Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Beamte des Landes rechtfertigten das damit, dass es ihrer Einschätzung nach zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden. Nach Angaben der Regierung wurden bis Montagabend mindestens 2.862 Tote gezählt, mindestens 2.562 weitere Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst.

Befürchtungen, dass Zahl der Toten weiter steigt

Es wird daher befürchtet, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt. Die Behörden hätten mittlerweile Feldlazarette in der Nähe des Epizentrums eingerichtet, um dort Verletzte zu versorgen, sagte Justizminister Abdel Latif Wehbe dem arabischen Fernsehsender Al-Arabiya am Montag. Derzeit könne man die genaue Anzahl der Toten und Schäden nicht klären. Am Montag warfen Militärhubschrauber Hilfspakete über schwer zugänglichen Bergregionen ab.

Die Bevölkerung brauche neben humanitärer Hilfe nun auch vor allem psychologische Unterstützung, erklärte die Hilfsorganisation Care. "Neben den enormen physischen Verwüstungen wiegt vor allem auch der emotionale Schaden, der von dem erlebten Grauen und der ausgestandenen Angst verursacht wurde, sehr schwer", erklärte Hlima Razkaoui, Generalsekretärin von Care Marokko, in einem Bericht. (AFP/dpa/cgo/pak)

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