Milliardenschwer und mächtiger als viele Regierungen: Die Mafia agiert rund um den Globus. Doch ein Leben jenseits der Legalität bringt auch die ständige Angst vor Verhaftung mit sich. Doch die Gangster zeigen sich erfindungsreich: Ein Blick auf die irren Verstecke legendärer Gangsterbosse.

Mehr Panorama-News

Ob in Italien, Russland oder China – Clan-Kriminalität existiert überall. Die familiär aufgebauten Kartelle agieren in verschworenen, global agierenden Netzwerken.

Das erlaubt es ihnen, sich der nationalen Polizei und internationalen Geheimdiensten trotz intensiver Verfolgung immer wieder zu entziehen.

Der Grund? Die Mafia ist so flüssig wie flexibel. Von einem Ort zum anderen gelangen etwa riesige Mengen illegaler Drogen je nach Bedarf via Lastwagen, Flugzeug und Boot.

Aber auch unterirdische Tunnel, U-Boote, Drohnen und sogar Katapulte kommen für den grenzüberschreitenden Transport zum Einsatz.

Genial ist aber nicht nur die kriminelle Energie, mit der "Handelswege" genutzt werden, sondern auch die Fähigkeit zum Untertauchen.

Die am häufigsten angewendete Methode: jahrelanger, selbstauferlegter Hausarrest. Keineswegs luxuriös, oft nicht einmal bequem sind die Schlupflöcher, in die sich gesuchte Gangsterbosse hineinpferchen, um der Justiz nicht in die Hände zu fallen.

Auch wenn das Geschäft durch Haft nicht direkt gefährdet wäre – die sensible Hackordnung sollte nicht durch eine Festnahme gestört werden.

Im Folgenden haben wir die Meister dieses Versteckspiels aufgelistet.

Michele Zagaria

Nach 16 Jahren Fahndung gelang es italienischen Polizisten 2011 endlich, den damals 53 Jahre alten Michele Zagaria in einem Bunker im süditalienischen Casapesenna aufzuspüren. Über eine steile Treppe, versteckt unter einem Fernseher, gelangte Zagaria in sein Reich.

Dieses war mit einer Nasszelle, einem Doppelbett, einem TV sowie einem mit einem Überwachungssystem verbundenen Monitor ausgestattet. Zagarias Casalesi-Clan gilt als die mächtigste und gewalttätigste Gruppierung der neapolitanischen Camorra.

Francesco Pesce

Ebenfalls 2011 entdeckten die Carabinieri das 'Ndrangheta-Mitglied Francesco Pesce in Kalabrien nahe der Stadt Rosarno. Auch der damals 32-Jährige lebte in einem Bunker – dank Internetanschluss, Bad, Schlafzimmer und Küche auf 40 Quadratmetern jedoch in einer Luxusversion.

In der Küche fanden die Beamten außerdem teure Weine, Champagner und lokale Delikatessen. Bescheiden gab sich Pesce lediglich bei der Verortung seines Verstecks, dessen Eingang sich neben einem Hühnerstall befand.

Salvatore Pelle

Salvatore Pelle, Sohn des legendären 'Ndrangheta-Bosses Antonio Pelle, verschwand 1991 spurlos. Als Refugium diente ihm ein Haus in dem kleinen Küstenort Bovalino. Dorthin hatte sich der 1957 geborene Salvatore bis zu seiner Festnahme 2007 zurückgezogen.

Sein 2009 gestorbener Vater hatte während seiner Zeit im Untergrund ab 2000 ebenfalls eine Zeit lang nahe der Stadt Locri in einem zehn Quadratmeter großen Bunker neben dem Haus einer 74 Jahre alten Witwe gelebt, der auch als Waffenlager benutzt wurde.

Santo Vottari

Kalabrien blieb auch nach der Entdeckung etlicher Verstecke 2011 der Rückzugsort schlechthin. Für den 'Ndrangheta-Boss Santo Vottari endete das Versteckspiel jedoch nach einer Dekade im März 2017 in dem kleinen Nest Ricciolino di Benestare.

Durch eine Falltür im Haus des 45-Jährigen gelangte die Polizei im März in eine Art befestigtes Erdloch. Um sich schnell in Sicherheit zu bringen, hatte Vottari statt einer Treppe eine Rutschstange einbauen lassen. Er gilt als einer der Drahtzieher hinter den Mafia-Morden in Duisburg 2007.

Valentino Gionta

Nachdem sein Vater 2012 inhaftiert wurde, übernahm der Junior, Valentino Gionta, die Geschäfte des Camorra-Clans in Neapel. Zwei Jahre später kam es zu einer aufwendigen Razzia und Giontas Festnahme.

Als sein Versteck hatte sich Gionta die Wohnung seines Onkels ausgesucht. Dieses befand sich unter einer gefliesten elektrischen Falltür in einem umgebauten Kühlschrank. Dort fand die Polizei den Anführer des legendären Clans auf einer schmalen Leiter stehend.

Saverio Trimboli

Nicht nur einen, sondern gleich zwei Bunker – einen 30 Quadratmeter großen und einen etwas kleineren – leistete sich 'Ndranghetas Saverio Trimboli, der als 20-Jähriger 1994 untergetaucht war.

Erst 16 Jahre später gelang der Polizei in einer Nachtaktion dann der Zugriff auf den Mafioso. In seinem Versteck wurden 30 Scanner, 20 Radios, diverse Werkzeuge und 10.000 Euro in bar gefunden.

Giovanni Arena

Mit fast zwei Jahrzehnten am bisher längsten schaffte es Giovanni Arena, Mitglied der berüchtigten Cosa Nostra, den Fahndern auszuweichen. 2011 wurde er mit 56 Jahren schließlich doch noch auf Sizilien entdeckt.

Sein Erfolgsrezept bis dahin: Wann immer es nötig war, hatte er sich in seinem eigenen Haus in einer großen, aber scheinbar unauffälligen Truhe versteckt, die offenbar unbeachtet geblieben war.

Antonio Cardiollo

Die ausgefallenste, fast romanhafte Variante eines Verstecks wurde ein Jahr später in einem Vorort von Neapel entdeckt: ein Raum hinter einem "magischen Spiegelschrank". Ausgerechnet in seiner eigenen Villa glaubte sich der heute 39 Jahre alte Antonio Cardiollo vor der Polizei sicher.

Doch der Unterschlupf kam doch noch ans Licht. Nach 18 Monaten Fahndung fiel der Polizei bei einer Hausdurchsuchung auf, dass Cardiollos Frau zwar vorgab, alleine zu sein, ihr Bett aber keinen Zweifel an der Anwesenheit einer zweiten Person ließ.

Guiseppe Bastone

Sechs Monate lang hatte Guiseppe Bastone 2009 in einer zellenähnlichen Vorrichtung zugebracht – inklusive Kühlschrank, Fernseher und DVD-Player. Wichtigstes Accessoire war für den damals 28-jährigen Italiener allerdings ein Skateboard: Mit diesem wollte er im Fall der Fälle einen etwa 180 Meter langen Tunnel zu einem zweiten Ausgang entlangrasen. Geworden ist aus diesem Fluchtplan allerdings nichts.

Giuseppe Ferraro und Giuseppe Crea

In einen süditalienischen Bergkamm nahe Agro di Maropati eingelassen war der vergleichsweise komfortable, teilweise überirdische Eisenbunker zweier weiterer Mafiosi: Giuseppe Ferraro und Giuseppe Crea.

Die beiden führenden Köpfe einer Teilgruppierung der 'Ndrangheta fielen den Ermittlern Anfang 2016 nach zehn Jahren Flucht in die Hände. Neben einem großen Arsenal verschiedenster Waffengattungen fand die Polizei auch eine vollausgestattete Küche.

Enrico Ponzo

Die italienische Mafia beschränkt sich jedoch weder auf Italien noch auf unterirdische Bunker. Manchmal tut es auch eine neue Identität. 2011 fanden die Nachbarn von Jay Shaw, einem – wie sie annahmen – Viehzüchter im Bundesstaat Idaho heraus, dass dieser ein international gesuchter Mafioso war.

Besser bekannt war Shaw als Enrico Ponzo, der lange in Boston agiert hatte, bevor er nach einem missglückten Mordversuch an dem englischen Mafia-Boss Frank Salemme seine 17 Jahre andauernde Flucht unternahm.

Gregorio Gigliotti

Unter dem Vorwand, ein harmloser New Yorker Pizzabäcker aus Queens zu sein, ging Gregorio Gigliotti als 'Ndrangheta-Verbindungsglied jahrzehntelang seinen illegalen Geschäften nach.

Gigliotti, dem kannibalistische Züge nachgesagt werden, kam 2015 ins Gefängnis. In abgehörten Telefongesprächen hatte er seiner Frau von seinen grausamen Methoden gegen Rivalen erzählt.

Joaquín Guzmán Loera, alias "El Chapo"

Einer der bekanntesten Gangsterbosse, der in dieser Liste nicht fehlen darf, ist "El Chapo" ("Der Kurze"). Das "Forbes"-Magazin zählte Joaquín Guzmán Loera, Kopf des hochgefährlichen Sinaloa-Drogenkartells, seit 2009 mehrmals zu den reichsten Männern der Welt.

Nach einem von Guzmán initiierten Treffen mit Hollywood-Schauspieler Sean Penn spürten ihn Spezialkräfte in Los Mochis, einer Stadt im Westen Mexikos, auf. Wenige Monate zuvor war er durch einen mit Frischluftzufuhr, elektrischem Licht und Schienen ausgestatteten Tunnel aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen. Zum zweiten Mal.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.