Nirgendwo in Deutschland war die Luft nach der Silvesterknallerei dicker als in Berlin. Die Hauptstadt löst Vorjahres-Spitzenreiter Fürth ab, das 2017/2018 noch eine viel höhere Belastung mit Feinstaub gemeldet hatte. Mit der Menge der Böller hat das aber wenig zu tun.
Die Silvesterfeiern mit Raketen und Böllern haben in Deutschland zu weniger schlechter Luft geführt als in den Vorjahren. Das hängt mit der Wetterlage in der Neujahrsnacht zusammen, wie Ute Dauert vom Umweltbundesamt (UBA) am Mittwoch in Dessau-Roßlau sagte. Deswegen sei die Feinstaubbelastung geringer ausgefallen.
Die bundesweit höchste Konzentration mussten die Menschen in Berlin-Friedrichshain verkraften: Dort wurden eine Stunde nach Mitternacht 853 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Dahinter folgten Reutlingen (Baden-Württemberg, 805 Mikrogramm pro Kubikmeter) und das sächsische Leipzig (781 Mikrogramm pro Kubikmeter).
Auch in anderen Großstädten wie München, Stuttgart, Köln oder Darmstadt seien hohe Konzentrationen gemessen worden. "Das ist wenig überraschend: Dort wo viele Menschen zusammenkommen und feiern, gibt es auch besonders hohe Luftbelastung", sagte Dauert.
Wetter hatte positive Auswirkungen auf Feinstaubwerte
Dass die Werte dieses Jahr niedriger ausfallen als 2017/2018, liegt laut UBA aber nicht daran, dass die Deutschen weniger geböllert hätten. Das Amt schätzt, dass so viel Feinstaub durch Feuerwerk entstand wie in den Vorjahren.
Doch habe das Wetter Wirkung gezeigt. "Vielerorts wehte kräftiger Wind und zum Teil hat es geregnet", sagte Dauert. "Das dünnt aus und wäscht aus." Drei Stunden nach Mitternacht seien die Werte fast überall wieder in den Normalbereich gefallen.
Weil sie bis dahin jedoch ein Vielfaches darüber lagen, wurde an 18 der bundesweit mehr als 300 Messstationen bereits am Neujahrstag 2019 der zulässige Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten. Das waren 5 mehr als am 1. Januar 2018.
Beim Jahreswechsel von 2017 zu 2018 war die höchste Belastung noch in Fürth gemessen worden. Sie hatte mit 1330 Mikrogramm pro Kubikmeter deutlich über den jetzigen Spitzenwerten gelegen.
Auch Ingolstadt und Nürnberg hatten damals die 1000er-Marke überschritten. "Das ist schon eine extreme Spitze, wenn man von 20 als Normalwert spricht", so die UBA-Expertin. Vor einem Jahr hatte das Feuerwerk den Angaben zufolge etwa 4500 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Das entspreche 15,5 Prozent der Menge, die der Verkehr in Deutschland im ganzen Jahr abgibt.
Obwohl die Feinstaubbelastung zum Jahreswechsel enorm ist, macht sie gesunde Menschen nicht krank. "Es kratzt vielleicht im Hals oder brennt in den Augen", sagte Dauert. Problematisch sei eher das Leben mit dauerhaft erhöhten Konzentrationen. © dpa
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