- Ghislaine Maxwell, die Verbündete von Jeffrey Epstein, ist von einer US-Jury schuldig gesprochen worden.
- Vielen Opfern fiel damit ein Stein vom Herzen, andere mahnen, dabei dürfe es die Justiz nicht belassen.
- Nun richten sich die Blicke mehr denn je auf Prinz Andrew, den Sohn der Queen - und der Druck auf den Prinzen erhöht sich.
Wie das neue Jahr für
Auch wenn Andrew die Vorwürfe strikt zurückweist, hat der Fall seiner Reputation bereits enorm geschadet. Royals-Experten in London sehen den 61-Jährigen als Verlierer, selbst wenn er vor Gericht gewinnen sollte.
"Prinz Andrew sollte in seinen königlichen Stiefeln zittern", sagte die Anwältin Lisa Bloom, die mehrere Epstein-Opfer vertritt, der Zeitung "Daily Mail". "Unglücklicherweise für Andrew geht es nicht mehr so sehr um Beweise und Belege oder was, wenn überhaupt, mit Virginia Giuffre passiert ist", zitierte das Blatt einen namentlich nicht genannten Beobachter des Königshauses. "Es geht nur um die öffentliche Wahrnehmung."
Nach Urteil gegen Ghislaine Maxwell: Es sieht nicht gut aus für Prinz Andrew
Und da sieht es für Andrew nicht gut aus: Denn seine einstige Freundschaft mit dem mittlerweile gestorbenen Epstein sowie dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell, die am Mittwoch wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken schuldig gesprochen wurde, ist bekannt. Andrews Position habe sich wegen des Falls Maxwell weiter verschlechtert, seine Chancen seien schlecht, kommentierte die Zeitung "The Times".
"Jeder, der mit Jeffrey Epstein verbunden war, der beim sexuellen Missbrauch mitmachte oder ihm geholfen hat, indem er ihm Mädchen schickte (...), sollte sehr besorgt sein wegen dieses Urteils", sagte Anwältin Bloom. Zwar würde Andrew sicher nicht persönlich erscheinen, doch ein Prozess gegen ihn könnte im Herbst 2022 in New York beginnen, falls Richter Lewis Kaplan das Verfahren nicht doch noch stoppt.
Genau das ist das Ziel von Andrews Anwälten. Mit zwei Anträgen zweifeln sie die Zuständigkeit des Gerichts an. Klägerin Giuffre sei gar nicht wie angegeben im US-Staat Colorado wohnhaft, betonen sie, sondern lebe in Australien. Zudem hätten die angeblichen Taten nicht in New York stattgefunden, argumentieren sie. Schließlich beruhten Giuffres Anschuldigungen allein auf ihrer unbestätigten und nicht überprüfbaren Behauptung. Aus ihrer Sicht steht Wort gegen Wort, es gibt keine Zeugen. Ghislaine Maxwell schwieg im Prozess und konnte deshalb auch nicht zu Andrew befragt werden.
Für Verwunderung sorgte zudem, dass der Fall Andrew so gut wie keine Rolle im Maxwell-Verfahren spielte. Virgina Giuffre wurde von der Anklage nicht als Zeugin geladen, ohne dass die Staatsanwaltschaft das begründete.
Maxwells Anwältin Laura Meninger behauptet, Ursache seien Zweifel an Giuffres Glaubwürdigkeit. "Also soll bewiesen werden, dass sie ein Opfer war, aber ohne dass sie in den Zeugenstand kommt und aussagt", sagt Meninger. Ähnlich äußerte sich der Anwalt Thomas Giuffra in der "Times". Klägerin Giuffre habe ihre Geschichte mehrfach geändert, sagte er. "Ich glaube nicht, dass der Fall Maxwell für Prinz Andrew irgendwelche Folgen haben wird."
Prinz Charles hält seinen Bruder für eine Belastung
Doch der Fall ist emotional aufgeladen. Mit ihrem Schuldspruch gegen die Epstein-Vertraute Maxwell, die die Entscheidung anfechten will, hat erneut eine US-Jury einen Schuldspruch vor allem auf Basis von Aussagen weiblicher Opfer und nicht aufgrund eindeutiger sachlicher Beweise gefällt - wie bereits im Prozess gegen den ehemaligen Filmmogul Harvey Weinstein im vergangenen Jahr.
Das sind keine guten Nachrichten für Andrew, der sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe in schlechtem Licht zeigt. In einem Interview mit der BBC Mitte November 2019, das als Befreiungsschlag gedacht war, redete sich der Queen-Sohn um Kopf und Kragen. Seitdem lässt er seine royalen Pflichten ruhen.
Thronfolger und Bruder Prinz Charles hält Andrew für eine Belastung, wie britische Medien berichten. Als Giuffres Anwälte im Herbst 2021 die Klage zustellen wollten, versteckte sich Andrew, damit er die Gerichtsunterlagen nicht annehmen musste, länger in der schottischen Residenz seiner Mutter, Schloss Balmoral. Nun sollen ihn technische Feinheiten retten.
Doch den Kampf um die öffentliche Wahrnehmung dürfte Andrew verloren haben. Dafür sorgt - neben seinem tölpelhaften Auftreten - allein schon ein berühmtes Foto. Darauf: Andrew, den Arm um die Hüfte der jungen Virginia Giuffre, damals Virginia Roberts, gelegt. Daneben, ebenfalls in die Kamera lächelnd, Ghislaine Maxwell.
Das Verfahren droht, das Jubiläumsjahr von Queen Elizabeth II. zum 70. Jahrestag ihrer Thronbesteigung zu überschatten. Die Königin ist offenbar die einzige, die zu Andrew hält. Der mittlere Sohn gilt seit jeher als Liebling der Queen. (pak/dpa)
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