In etlichen Wohnzimmern steht er schon oder wird in den kommenden Tagen geschmückt: der Weihnachtsbaum. Wie alarmierend sind Pestizid-Untersuchungen im Auftrag des BUND?

Mehr Panorama-News

Umweltschützer kritisieren den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Weihnachtsbaum-Plantagen. Bei einem Test von 19 Weihnachtsbäumen seien in 14 Fällen Pestizidrückstände gefunden worden, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Dienstag mit.

Insgesamt wurden demnach 15 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, von denen nicht alle legal seien. "Vier Nordmanntannen enthielten Pestizide, die in der EU generell oder für den Weihnachtsbaumanbau gar keine Zulassung haben. Solche Bäume dürften nicht verkauft werden", schreibt der BUND. Von einer akuten Gesundheitsgefahr für Menschen sei "aufgrund der geringen Konzentrationen" in den Bäumen aber nicht auszugehen.

Lesen Sie auch: Weihnachtsbaum aufstellen: Dieser Handgriff macht Arbeit und schadet der Tanne

"Hochgiftig für Bienen, Vögel, Fische"

Grenzwerte gibt es bei Weihnachtsbäumen und Zierpflanzen laut einer BUND-Expertin generell nicht, insofern seien die Anwendung von zugelassenen Wirkstoffen und deren Rückstände legal.

Die Organisation hebt Umweltbelastungen hervor. Die Substanzen stellten ein Problem für die Artenvielfalt dar: "Sechs der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen, Vögel, Regenwürmer, Fische oder Wasserorganismen." Mit Blick auf den Menschen hieß es, eine Ausdünstung der Stoffe in die Rauminnenluft und eine Aufnahme über die Atemwege seien nicht auszuschließen.

Erzeuger: Mittel werden auch im Obstanbau eingesetzt

"Natürlich ist es so, dass Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden", sagte Christian Mai aus dem Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger (BWS) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe um Mittel, die an vielen Stellen auch im Obst- und Gemüseanbau genutzt würden. "Wir als Verband und alle unsere Mitglieder haben das Selbstversprechen, nur die zugelassenen Mittel in Deutschland auf den Plantagen einzusetzen." Aber natürlich könne es "das ein oder andere schwarze Schaf" geben, im In- und Ausland.

Es sei immer auch die Frage, wo der Weihnachtsbaum herkam. Die getesteten Bäume wurden nach BUND-Angaben in verschiedenen Bundesländern gekauft und stammten größtenteils auch von hier.

BUND rät zu Bäumen aus ökologischer Waldwirtschaft

Der BUND fordert von der Bundesregierung ein nationales Reduktionsprogramm für Pestizide, außerdem brauche es strengere nationale Anwendungsbeschränkungen für Glyphosat. Verbraucherinnen und Verbrauchern raten die Umweltschützer, Bio-Weihnachtsbäume oder Bäume aus ökologischer Waldwirtschaft zu kaufen oder auf Alternativen zu setzen: etwa Zweige von Nadelbäumen, Holzgestelle und sonstige Objekte aus Naturmaterialien.

Plastik-Tannen lehnt der BUND ab, da sie zum Beispiel oft schädliche Chemikalien enthalten könnten und in der Regel lange Transportwege hinter sich hätten. Nach BUND-Angaben werden pro Jahr in Deutschland 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, meist aus heimischer Produktion. (dpa/fab)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.