"Joker" wird seit Wochen von Kritikern gefeiert, zeitgleich bekommt der Film mächtig Gegenwind. Wegen der expliziten Darstellung von Gewalt warnt das Militär der USA intern sogar vor möglichen Amokläufen.

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Am 10. Oktober kommt "Joker" mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren bei uns ins Kino. Die völlig eigenständige Erzählung, wie Batmans gefährlichster Gegner von einem gescheiterten Stand-up-Comedian zum mörderischen Clown wird, führt in den USA jedoch schon vor Kinostart (4. Oktober) zu heftigen Kontroversen.

Diskutiert werden die explizite Darstellung von Gewalt sowie die Stilisierung des Jokers als diabolische Terrorfigur, die sich an all jenen rächt, die ihm Unrecht angetan haben.

US-Militär warnt vor Amoklauf bei "Joker"-Premiere in Texas

Vor dem Hintergrund des Amoklaufs von Aurora 2012, bei dem ein Attentäter ein Dutzend Zuschauer während einer Vorstellung von "The Dark Knight Rises" erschossen hatte, warnt das US-Militär nun seine Truppen und das FBI vor möglichen Anschlägen. Auch aus einem weiteren besorgniserregenden Grund.

Bereits am 18. September ging ein Schreiben des Verteidigungsministeriums der USA beim FBI, den lokalen Polizeistellen und dem US-Militär ein und kursiert seither im Netz. Darin steht, wie unter anderem "IndieWire" berichtet, dass das FBI Kenntnis erhalten habe, dass "ein potenzieller Amoklauf in einem noch unbekannten Kino in Texas für den Film 'Joker' bevorstehe".

Es gibt keine genauen Hinweise

Das FBI habe in verschiedenen Foren im Darkweb und in sozialen Medien einzelne beunruhigende Chats beobachtet, in denen "ungeniert und sehr spezifisch" über ein solches Attentat diskutiert wurde. Das US-Militär gab an, dass ihm jedoch keine genaueren Hinweise auf einen Amoklauf zum US-Kinostart von "Joker" vorliegen würden.

In dem Memo heißt es an die Soldaten und deren Familien gerichtet: "Wenn ihr das Kino betretet, merkt euch zwei Fluchtwege, beobachtet aufmerksam eure Umgebung und erinnert euch an den Merksatz 'Fliehen, Verstecken, Kämpfen'. Flieht, wenn ihr könnt. Wenn ihr festsitzt, versteckt euch und bleibt ruhig. Wenn euch ein Schütze findet, kämpft mit allem, was euch zur Verfügung steht."

Erster Teaser-Trailer zu "Joker"

So sieht Joaquin Phoenix als Grusel-Clown aus © YouTube

Polizei ist in höchster Alarmbereitschaft

Auch die Polizei von Los Angeles möchte zum Filmstart von "Joker" ihre Sichtbarkeit deutlich erhöhen und ihr Personal um zusätzliche Beamte verstärken. "Das Los Angeles Police Department ist sich der öffentlichen Besorgnis bewusst, die auch im Zusammenhang mit zurückliegenden Ereignissen in Zusammenhang steht", wird Abteilungssprecher Josh Rubenstein vom Branchenblatt "Variety" zitiert.

"Auch wenn es in der Gegend rund um Los Angeles keine glaubwürdigen Bedrohungen gibt, wird das Department vor allem rund um Kinos verstärkt zum Einsatz kommen." Zusätzlich ruft die Polizei alle Kinogänger zur Wachsamkeit auf.

Angehörige von Aurora-Opfern schreiben Brief an Warner Bros.

Vor einigen Tagen verfassten Hinterbliebene der Opfer des sogenannten "Batman-Mörders" von Aurora einen Brief an Warner Bros.' CEO Ann Sarnoff. Darin beteuerten sie, dass sie die Veröffentlichung des Films keinesfalls verhindern wollen, schließlich gelte noch immer die Redefreiheit sowie das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Vielmehr wollen sie aber, dass die Verantwortlichen bei Warner Bros. ihr großes Netzwerk, ihre Reichweite und ihren Einfluss nutzen, um unter anderem für strengere Waffengesetze zu plädieren und dabei zu helfen, Hilfsfonds einzurichten, um Überlebende von Amokläufen zu unterstützen.

Gegenüber "The Hollywood Reporter" wurden die Unterzeichner des offenen Briefes konkreter: "Ich muss kein Bild von Holmes (Aurora-Amokläufer James Holmes, Anm. d. Red.) sehen, ich muss nur ein Promobild von 'Joker' sehen und ich sehe den Killer direkt vor mir“, so Sandy Phillips, Mutter eines der Opfer. Sie fürchte, dass der Psychothriller mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle jemand Labiles dazu anstacheln könnte, einen Amoklauf zu begehen: "Und das jagt mir Angst ein.“

So reagiert Warner Bros. auf die Vorwürfe

Das Filmstudio stärkte Regisseur Todd Phillips den Rücken und antwortete in einer Stellungnahme, dass es nach eigener Auffassung die Funktion von Geschichtenerzählern sei, auch "schwierige Unterhaltungen über komplexe Probleme zu provozieren“.

Warner Bros. stellte außerdem klar, dass man die Ängste und Sorgen verstünde, aber weder der fiktive Charakter des "Jokers" noch der Film selbst reale Gewalt in jeglicher Form genehmige. "Es ist nicht die Absicht des Filmes, der Filmemacher noch des Studios, diesen Charakter als Helden darzustellen." (jkl)  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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