Mitten in der Corona-Pandemie richtet ein Schütze im Osten Kanadas ein Blutbad an. 17 Menschen sind tot, darunter der Täter, die Polizei befürchtet noch mehr Opfer. Das Motiv ist unklar. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Tat geplant war.
Entsetzen in der kleinen ländlichen Provinz Nova Scotia im Osten Kanadas: Die beschauliche Region an der Atlantikküste ist am Wochenende Schauplatz einer Bluttat mit mindestens 17 Toten geworden. Das ganze Ausmaß des mutmaßlichen Amoklaufs eines 51 Jahre alten Tatverdächtigen sei noch nicht abzusehen, es würden noch mehr Opfer befürchtet, sagte Ermittler Chris Leather am Sonntagabend (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz.
Wenige Stunden später sprach Kanadas oberste Polizeichefin Brenda Lucki beim Sender CBC von mindestens 17 Toten einschließlich des Tatverdächtigen. Dies ist die schlimmste derartige Bluttat in der Geschichte des Landes. Unter den Opfern ist eine Polizistin mit 23 Dienstjahren.
12-stündige Verbrecherjagd quer durch Nova Scotia
"Zwei Kinder haben ihre Mutter verloren. Ein Ehemann hat seine Frau verloren. Eltern haben ihre Tochter verloren, und unzählige andere haben eine fantastische Freundin und Kollegin verloren", sagte der stellvertretende Polizeichef Lee Bergerman. Der kanadische Premierminister
Der 51-Jährige war am Sonntagmittag nach einer langen Verfolgungsjagd an einer Tankstelle in dem Ort Enfield von der Polizei gestellt worden. Er wurde dabei getötet, wie Leather sagte. Die Ermittlungen in diesem "tragischen Vorfall" befänden sich in einer frühen Phase, so der Polizeiermittler. Auf einen Schlag habe sich das Leben vieler Familien und Opfer für immer verändert. Sichtlich betroffen sprach er von einer "chaotischen" Szene, die sich den Polizisten schon Samstagnacht geboten habe.
Per Notruf hatte die Royal Canadian Mounted Police Hinweise auf einen bewaffneten Angreifer in der Ortschaft Portapique rund 130 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Halifax erhalten. In einem Haus und auf dem umliegenden Grundstück hätten sie mehrere Leichen entdeckt - von dem Täter keine Spur.
Dies führte zu einer zwölfstündigen Verbrecherjagd durch Nova Scotia. Opfer seien an mehreren Tatorten in der Atlantik-Provinz gefunden worden. An einigen Stellen seien Feuer auf Grundstücken gelegt worden. Laut Radio Canada zog sich die Verfolgungsjagd über mehr als 100 Kilometer hin.
Tatmotiv weiterhin unklar
Zum Motiv des Schützen machten die Ermittler zunächst keine Angaben. Leather zufolge deutet vieles darauf hin, dass der tatverdächtige Mann das Blutbad plante und dabei auch Menschen tötete, die er nicht kannte.
Augenzeugen berichteten von heulenden Sirenen, Schüssen und anderen Schreckensmomenten. Die Polizei forderte Anwohner auf, in ihren Häusern zu bleiben und die Türen abzuschließen. Die Behörde warnte vor einem Schützen, der möglicherweise eine Polizeiuniform trage und mit einem Fahrzeug unterwegs sei, das einem Streifenwagen gleiche. Leather bestätigte später, dass der Mann tatsächlich versucht habe, sich als Polizist zu tarnen. Laut Radio Canada benutzte der Mann bei seiner Flucht mehrere Autos, darunter auch ein Polizeifahrzeug.
Anders als im Nachbarland USA sind die Waffengesetze in Kanada vergleichsweise streng. Der zuvor blutigste Amoklauf hatte sich in Kanada 1989 ereignet, als der 25-jährige Marc Lepine an einer Hochschule in Montréal 14 Frauen erschoss und 13 weitere Menschen verletzte, bevor er sich selbst das Leben nahm. In einem Schreiben hatte er seinen Hass auf Feministinnen als Motiv genannt. (mf/dpa) © dpa
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