- Mehrere Medien und die Vereinten Nationen sind zu dem Schluss gekommen, dass die Journalistin Schirin Abu Akleh durch die israelische Armee getötet wurde.
- Die Palästinensische Autonomiebehörde gab die Kugel für eine Untersuchung an die USA.
- Die UN-Menschenrechtskommissarin fordert von Israel eine Untersuchung des Vorfalls.
Im Fall der im Westjordanland getöteten Journalistin Schirin Abu Akleh sind mehrere Medien und die Vereinten Nationen zu dem Schluss gekommen, dass sie durch eine Kugel des israelischen Militärs getötet wurde. Diese übergab die Palästinensische Autonomiebehörde jetzt an rechtsmedizinische Gutachter aus den USA. Der palästinensische Staatsanwalt Akram Al-Chatib teilte am Samstagabend mit, die Kugel solle nach der Begutachtung zurückgegeben werden.
Ein israelischer Militärsprecher erklärte am Sonntag, dass sein Land die Hoheit bei der Untersuchung der Munition habe. "Die Untersuchung wird keine amerikanische sein", sagte Ran Koschaw im Armeeradio. "Das wird eine israelische Untersuchung im Beisein von US-Experten." Nun müsse auf die Ergebnisse gewartet werden. "Wenn wir sie getötet haben, werden wir die Verantwortung übernehmen."
Die Autonomiebehörde reagierte offiziell nicht auf diese Erklärung. Einer ihrer Vertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP aber anonym, dass die israelischen Angaben Fragen aufwerfen würden - unter anderem, "ob man den Amerikanern trauen" könne. Eine Übergabe der Kugel an Israel hatte die Behörde von Beginn an abgelehnt.
Recherchen: Israelische Armee für Tod von Abu Akleh verantwortlich
Recherchen von CNN, der "New York Times", der "Washington Post" sowie der Nachrichtenagentur AP hatten vor Kurzem unabhängig voneinander ergeben, dass die Verantwortung für den Tod von Abu Akleh bei der israelischen Armee liege. Auch die Vereinten Nationen sehen starke Hinweise dafür. Das gehe aus einer Analyse von Videomaterial sowie der Befragung von Zeugen und Experten hervor, sagte eine Sprecherin der UN-Menschenrechtskommission Ende Juni.
"Wir haben keine Informationen gefunden, die darauf hindeuten, dass in unmittelbarer Nähe der Journalisten Aktivitäten bewaffneter Palästinenser stattgefunden haben", hieß es. Diese hatte Israel beschuldigt, war später jedoch zurückgerudert. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet rief die israelischen Behörden auf, eine umfassende und gründliche Untersuchung des Vorfalls vorzunehmen, wie die Sprecherin weiter mitteilte.
UN fordern Untersuchung von Israel
Dies gelte auch für die insgesamt 58 Palästinenser, die nach Zählung der UN seit Jahresbeginn von israelischen Soldaten getötet worden seien: "Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden." Die zuletzt für den TV-Sender Al-Jazeera tätige Journalistin Abu Akleh war Mitte Mai während eines israelischen Militäreinsatzes in Dschenin im nördlichen Westjordanland ums Leben gekommen. Ihr Tod sowie Polizeigewalt bei ihrer Beerdigung in Jerusalem hatten international für Bestürzung gesorgt.
Nach Darstellung der israelischen Armee ist nicht eindeutig, von wo der tödliche Schuss kam. Al-Jazeera warf ihr dagegen schon früh Mord vor. Die Palästinenserin Abu Akleh, die auch die US-Staatsbürgerschaft besaß, hatte eine schusssichere Weste mit der Aufschrift "Presse" sowie einen Schutzhelm getragen. (dpa/AFP/okb)
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