- Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eine Falschaussage bei dem Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising eingeräumt.
- In dem Gutachten werden ihm vier Fälle von Fehlverhalten angelastet.
- Benedikt hatte die Vorwürfe in einer 82-seitigen Verteidigungsschrift zurückgewiesen.
Papst
Benedikt hatte demnach anders als in dem vorige Woche veröffentlichten Gutachten behauptet doch im Jahr 1980 als Erzbischof von München und Freising an einer Ordinariatssitzung teilgenommen, bei der über einen Priester gesprochen wurde, der mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war.
Jener Priester wurde später in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt und ist einer der zentralen Fälle des Gutachtens, das die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) im Auftrag des Erzbistums München und Freising präsentiert hatte. Darin wird Benedikt in insgesamt vier Fällen Fehlverhalten vorgeworfen.
Fehler tut Papst Benedikt XVI. "sehr leid"
Der 94-Jährige wollte bei seiner Korrektur der Aussage "betonen, dass dies nicht aus böser Absicht heraus geschehen ist, sondern Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme war", hieß es in dem Statement. "Dieser Fehler tut ihm sehr leid und er bittet, diesen Fehler zu entschuldigen."
Gänswein wollte zudem klarstellen, dass in jener Sitzung vom Januar 1980 "über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden wurde. Vielmehr wurde lediglich der Bitte entsprochen, diesem während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen".
Benedikt studiere derzeit intensiv das Gutachten und sei seiner früheren Diözese "nahe" und "im Bemühen um Aufklärung sehr verbunden". Laut dem Bericht waren mindestens 497 Kinder und Jugendliche zwischen 1945 und 2019 in dem katholischen Bistum von Priestern, Diakonen oder anderen Mitarbeitern der Kirche sexuell missbraucht worden.
Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es demnach - darunter 173 Priester und neun Diakone. Allerdings sei dies nur das "Hellfeld" - es sei von einer viel größeren Dunkelziffer auszugehen.
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Aachener Bischof forderte öffentliches Schuldeingeständnis
Unter anderem der Aachener Bischof Helmut Dieser hatte nach den Enthüllungen des Münchner Missbrauchsgutachtens ein öffentliches Schuldeingeständnis des emeritierten Papstes Benedikt XVI. eingefordert.
In seiner Predigt im Aachener Dom sagte Dieser am Sonntag: "Es kann nicht dabei bleiben, dass Verantwortliche sich flüchten in Hinweise auf ihr Nichtwissen oder auf damalige andere Verhältnisse oder andere Vorgehensweisen. Denn deswegen wurden doch damals Täter nicht gestoppt und Kinder weiter von ihnen missbraucht! Auch Bischöfe, auch ein ehemaliger Papst, können schuldig werden, und in bestimmten Situationen müssen sie das auch öffentlich bekennen, nicht nur im Gebet vor Gott oder im Sakrament in der Beichte."
Papst Benedikt XVI. hatte Vorwürfe aus Missbrauchsgutachten abgestritten
Benedikt, der frühere Kardinal Joseph Ratzinger, hatte das Erzbistum München und Freising von 1977 bis 1982 geführt. Benedikt hat die Vorwürfe in dem Gutachten in einer 82-seitigen Verteidigungsschrift zurückgewiesen.
Helmut Dieser - der in der Deutschen Bischofskonferenz dem Lager der Reformer zugerechnet wird - sagte in seiner Predigt, das Ausmaß von Versagen bei den Bischöfen mache ihn "traurig, aber auch wütend". Das gleiche gelte für die "Unfähigkeit, die eigene Verantwortung bei sich selbst zu spüren und Schuld einzugestehen und Vergebung zu erbitten oder wenigstens Bedauern und Schmerz über den eigenen Anteil an der Tragödie auszudrücken. Dass auch der frühere Papst Benedikt das noch nicht getan hat, darf nicht sein letztes Wort dazu sein!" (dpa/ari/ank)
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