• Wieder soll ein Polizist in Großbritannien ein schweres Verbrechen begangen haben.
  • Es gibt eine Parallele zum Fall Sarah Everard.
  • Der Verdächtige ist ein direkter Kollege des im Fall Everard verurteilten Mannes.

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Wenige Tage nach dem Urteil gegen den Mörder der Londonerin Sarah Everard ist ein Kollege des Polizisten wegen Vergewaltigung angeklagt worden. Der 46-Jährige wurde am Montag in Untersuchungshaft genommen.

Er arbeitete zuletzt in derselben Abteilung wie der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder von Everard, wie Scotland Yard mitteilte. Beide waren für den Schutz des Parlaments und diplomatischer Gebäude in London zuständig.

Der Fall soll sich am 4. September 2020 in der Stadt St Albans nordwestlich von London ereignet haben, als der Mann nicht im Dienst war. Der Polizist, der am Samstag festgenommen und suspendiert wurde, wies die Vorwürfe kategorisch zurück. Er hatte die Frau über eine Online-Plattform kennengelernt und sich mit ihr zu einem Drink verabredet.

Scotland-Yard-Chefin zutiefst besorgt

Scotland-Yard-Chefin Cressida Dick zeigte sich zutiefst besorgt über den Fall. "Ich verstehe vollkommen, dass die Öffentlichkeit ebenfalls besorgt ist", wurde sie in der Mitteilung zitiert. Die mutmaßliche Tat soll sich in der nördlich von London gelegenen Grafschaft Hertfordshire außerhalb der Dienstzeit des Angeklagten zugetragen haben.

Die 33-jährige Londonerin Sarah Everard war im März entführt, vergewaltigt und ermordet worden. Später stellte sich heraus, dass der Täter, ein Polizist, sie wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Corona-Regeln festgenommen und entführt hatte.

Der Fall ließ das Vertrauen in die britische Polizei bröckeln und löste eine Welle der Empörung über Gewalt gegen Frauen in dem Land aus.

Mordfall Sarah Everard: Johnson kritisiert Polizei

Premierminister Boris Johnson forderte eine Veränderung in der Polizeikultur. "Polizisten müssen mit diesen Fällen richtig umgehen, sie ernst nehmen, und ich möchte eine viel kürzere Zeit zwischen der Anzeige einer Straftat und einer Festnahme, zwischen einer Festnahme und einer Anklage sowie zwischen einer Anklage und einer Verurteilung", sagte Johnson.

Nötig seien zudem mehr Videoüberwachung und Straßenbeleuchtungen sowie mehr weibliche Polizistinnen. Am Wochenende hatte Johnson der Polizei vorgeworfen, Gewalt gegen Frauen nicht ernst genug zu nehmen.

Eine unabhängige Untersuchung zu dem Mord an Everard lehnte der Premier jedoch ab. Die Vorsitzende des Innenausschusses im Parlament, Yvette Cooper von der oppositionellen Labour-Partei, warf der Regierung daraufhin vor, sie stecke den Kopf in den Sand.

Frauenfeindliche Kultur in der britischen Polizei?

Es müsse geklärt werden, wie so ein gefährlicher Mensch wie der Everard-Mörder nicht aufgefallen sei, sagte Cooper dem Sender BBC Radio 4. Die Londoner Polizei kündigte eine unabhängige Untersuchung an, die sowohl die interne Kultur als auch die professionellen Standards zur Führung und Ausbildung unter die Lupe nehmen soll.

Kritiker hatten nach dem Mord an Everard eine frauenfeindliche Kultur innerhalb der Polizei angeprangert. So berichten Insider, dass Kollegen, die sich Übergriffe zuschulden kommen lassen, gedeckt würden. Der jüngste Fall dürfte die Debatte weiter anheizen.

Sarah Everard war im März entführt, vergewaltigt und ermordet worden. Später stellte sich heraus, dass der Täter, ein Polizist, sie wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Corona-Regeln zum Schein festgenommen hatte. Anschließend verschleppte, vergewaltigte und tötete er die 33-Jährige.

Deswegen wurde er vergangene Woche zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Entlassung verurteilt. Der Fall ließ das Vertrauen in die britische Polizei bröckeln und löste eine Welle der Empörung über Gewalt gegen Frauen in dem Land aus. (jwo/dpa)

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