Die erste Ausgabe des Satiremagazins "Charlie Hebdo" nach den Terroranschlägen der letzten Woche war in Windeseile ausverkauft. Die Auflage wurde aufgestockt. Und so dauerte es nicht lange, bis andere auf die Idee kamen, aus dem Attentat auf das Magazin und dem Slogan #JeSuisCharlie Kapital zu schlagen.
Der Franzose Thierry Puget wollte mit dem Hashtag #JeSuisCharlie auf Twitter sein Entsetzen und seine persönliche Betroffenheit über den Anschlag ausdrücken. Mit den drei Worten "Je suis Charlie" - "Ich bin Charlie" - beschrieb er nicht nur seine eigenen Gefühle, sondern auch die von Millionen anderen Menschen.
Die Nachricht auf Twitter lautete: "Ich werde alle meine Tweets mit #IchbinCharlie beginnen, weil wir unseren Widerspruch gegenüber so viel Unmenschlichkeit zeigen müssen. Es lebe die Freiheit, es lebe der Unterschied!" Die Idee fand weltweit Anklang, am Mittwochabend gegen 21:30 Uhr wurde der Hashtag minütlich 6.500 Mal verwendet. Er diente als Vorlage für die Solidaritätsbekundungen "JeSuisJuif" und "JeSuisAhmed", mit denen den weiteren Opfern der Islamisten gedacht wurde.
Die uneigennützige Anteilnahme von Thierry Puget und Joachim Roncin, der das Logo zu den drei Worten schuf, fand aber auch gänzlich unerwünschte Anhänger. Nicht nur die neue Ausgabe von "Charlie Hebdo", die in einer Rekordauflage und in mehreren Sprachen erschien, sollte sich verkaufen, sondern auch zahlreiche andere Produkte mit dem Slogan.
Obwohl Roncin seine Darstellung mit dem Wunsch freigab, sie solle nicht kommerziell verwendet werden, geschah genau dies: Sein Logo wurde auf T-Shirts, Aufkleber, Tassen, Stoffbeutel und Strampler gedruckt. Bereits während der Demonstrationen am Sonntag waren Produkte mit dem Logo verkauft worden. Die Schöpfer Puget und Roncin zeigten sich wenig begeistert von der Kommerzialisierung ihrer Idee. Der französische Sender RTL zitiert Roncin in einem Tweet: "Ich bin von der kommerziellen Nutzung von #JeSuisCharlie tief getroffen."
Bis Dienstag gingen beim französischen Patentamt INPI mehr als 50 Anträge auf Markenschutz ein, wie "Zeit Online" berichtet. Die beiden Urheber wehrten sich umgehend, indem sie sich an Politiker und Twitter selbst wandten, um ihre Urheberschaft geltend zu machen. Tatsächlich hatte ihr Engagement Erfolg. Das Patentamt entschied am Dienstagabend, dass die Marke #JeSuisCharlie Allgemeingut sei und könne nicht geschützt werden. Puget zeigte sich laut "Zeit Online" zufrieden mit diesem Ausgang: "Immerhin eine gute Nachricht."
Ganz ist die Schlacht um die drei Worte noch nicht geschlagen. Denn zuletzt wurde der Slogan Gegenstand von Cyberkriminalität. Wie das Sicherheitsunternehmen Blue Coat mitteilt, verbreitet sich Malware mit dem Namen "Je suis Charlie" im Netz. Hacker nutzen solche aktuellen Trends aus. Im aktuellen Fall versenden sie den Trojaner mit einem Bild, das den Arm eines Neugeborenen zeigt - am Handgelenk trägt es ein Armband mit der Botschaft "Je suis Charlie".
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