Am zweiten Tag des Prozesses um den rechtsterroristischen Anschlag von Halle ist das halbstündige Tatvideo gezeigt worden. Mehrere Nebenkläger verließen dabei den Gerichtssaal. Der Angeklagte konzentrierte sich mit einem breiten Grinsen auf das Video.

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Der Angeklagte Stephan Balliet wurde am Mittwochmorgen erneut per Hubschrauber vom Gefängnis nach Magdeburg gebracht. Der Attentäter hatte im Herbst 2019 schwer bewaffnet versucht, die Synagoge in Halle zu stürmen.

Der Prozess um den rechtsextremen Terroranschlag konnte pünktlich um 10:00 Uhr fortgesetzt werden. Anders als am Vortag bildeten sich am Mittwochmorgen keine langen Schlangen mehr vor dem Gerichtsgebäude.

Am Dienstag hatte sich der Prozessbeginn um zwei Stunden verzögert, weil für die Sicherheitsmaßnahmen mehr Zeit als veranschlagt nötig war.

Stephan Balliet grinst während Sichtung des Tatvideos

Richterin Ursula Mertens begann die Verhandlung mit einigen Formalien. Anschließend wurde das Video gezeigt, das der Angeklagte von der Tat gedreht hatte. Während der Sichtung verließen mehrere Nebenkläger den Gerichtssaal.

Einige weitere schauten weg, als das gut halbstündige Video gezeigt wurde. Manche bedeckten ihre Augen und hielten die Hände ihrer Anwälte oder Begleiter. Mehrere Seelsorger kümmerten sich um die Verletzten und Hinterbliebenen des Anschlags.

Stephan Balliet folgte dem Video konzentriert, anfangs mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Die Anwälte der Nebenklage machten einen psychologischen Gutachter im Saal darauf aufmerksam. Im Anschluss an die Sichtung unterbrach Richterin Ursula Mertens die Sitzung für 45 Minuten.

Angeklagter offenbart menschenfeindliches Weltbild

Danach sollten die weiteren vier Richter des Staatsschutzsenats am Oberlandesgericht Naumburg, die beiden Pflichtverteidiger, vor allem aber die 21 Anwälte der 43 Nebenkläger Gelegenheit bekommen, den Angeklagten zu befragen.

Am ersten Verhandlungstag hatte Mertens den Angeklagten gut vier Stunden zu seinem Leben, der Tat und seinen Motiven befragt.

Dabei hatte der 28-jährige Sachsen-Anhalter den Anschlag vom 9. Oktober in Halle und die 13 ihm vorgeworfenen Straftaten eingeräumt und ein zutiefst menschenfeindliches, von rassistischen Verschwörungstheorien geprägtes Weltbild offenbart.

Prozess wird im größten Verhandlungssaal Sachsen-Anhalts verhandelt

Der Attentäter hatte am 9. Oktober 2019 gefilmt, wie er schwer bewaffnet versuchte, in die Synagoge in Halle zu gelangen, um dort ein Massaker anzurichten. Laut Bundesanwaltschaft wollte er bei der Tat am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur möglichst viele der 52 Besucher der Synagoge töten.

Als das nicht gelang, tötete der 28-Jährige zunächst eine zufällig vorbei laufende Frau, wenige Minuten später dann einen Mann in einem Dönerimbiss.

Für den Prozess sind zunächst 18 Verhandlungstage bis Mitte Oktober angesetzt. Das Gericht hat 147 Zeugen benannt, die Anklageschrift umfasst 121 Seiten. (ff/dpa)

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