Einer der spektakulärsten Mordprozesse geht zu Ende. Das Urteil gegen den Oscar Pistorius ist bereits gefallen. Es lautet fahrlässige Tötung. Am Dienstag soll nun das Strafmaß folgen. Doch was kostet der Prozess? Wie lange dauert(e) er und wie oft gab das einstige Sportidol vor Gericht den gebrochenen Mann? Der Fall Pistorius in Zahlen.

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Der Prozess in Pretoria gegen Oscar Pistorius hat weltweite Beachtung gefunden. Bereits am ersten Prozesstag durchbrachen die Beiträge über Pistorius inklusive sozialer Netzwerke die Schallmauer: 10.000 waren es der DDI Africa zufolge pro Stunde. Zudem wurden alle Verhandlungstage live im Fernsehen und Internet übertragen. Auf Google übernahm Pistorius im Ranking der meistgesuchtesten Personen zeitweise Platz drei. Das war im Jahre 2013.

44 Prozesstage, 37 Zeugen

Der Prozess von 44 Tagen mutete einem Krimi von John Grisham an. Mit 20 Zeugen der Verteidigung und 17 Forensikern der Staatsanwaltschaft im Zeugenstand bot er wahrhaftig jede Menge Stoff für einen Bestseller. Vor Gericht ging es an jedem einzelnen Tag heiß her. Vor allem das Kreuzverhör von Pistorius war nervenaufreibend. Da versuchte Chefankläger Gerrie Nel Pistorius mehrmals der Lüge zu überführen, attackierte den Sportler, brillierte durch seine Rhetorik und schaffte es, den 28-Jährigen ein ums andere Mal aufs Glatteis zu führen und Zweifel an dessen Glaubwürdigkeit aufkeimen zu lassen.

Der Sportler selbst brach mehrfach in Tränen aus – zweimal im Verhör und ein weiteres Mal bei den Schlussplädoyers. Beim Anblick der Tatortfotos musste er sich sogar übergeben.

"Bulldogge" Nel verliert Prozess

Doch brillante Rhetorik und Verbissenheit nützten dem als "Bulldogge" bekannten Staatsanwalt wenig. Nel verlor am Ende den Prozess krachend. Von der Richterin Thokozile Masipa selbst wurde er mehrfach zur Räson gerufen und mit dem Urteil "fahrlässige Tötung" schließlich nahezu demontiert.

Doch auch Verteidiger Barry Roux kam bei dem Prozess, der täglich etwa 6.700 Euro verschlingt, nicht gut weg. Zu oft tappte er in die von Nel gelegten Fallen. Noch am letzten Tag schoss er ein Eigentor. Im Schlussplädoyer wollte er deutlich machen, dass Pistorius ins Gefängnis zu sperren keine Lösung ist. Ein Argument waren die fehlenden Duschstangen im Baderaum, die der beinamputierte Sportler benötige. Pistorius wurden im Alter von elf Monaten beide Unterschenkel amputiert.

Ein gefundenes Fressen für Nel, der konterte, dass Pistorius selbst im eigenen Haus keine angebracht hatte. Roux stellte klar, dass Pistorius deshalb zuhause eine Bank gehabt, um beim Duschen sitzen zu können. Der Staatsanwalt gab daraufhin zu bedenken, dass man dann "eine kleine Bank ins Gefängnis bringen" könnte.

Staatsanwalt fordert zehn Jahre Haft

Nun muss Richterin Thokozile Masipa das Strafmaß festlegen. Das will sie dann am 21. Oktober um 09:30 Uhr verkünden. Während die Verteidigung auf eine milde Strafe wie Hausarrest hofft, forderte Nel mindestens zehn Jahre Haft für Pistorius. Die Höchststrafe liegt bei 15 Jahren Gefängnis. Ihn nicht ins Gefängnis zu schicken, wäre das Schlimmste, betonte der Staatsanwalt in seinem Schlussplädoyer. Die südafrikanische Gesellschaft erwarte eine hohe Gefängnisstrafe.

Dagegen machte die Verteidigung Pistorius Reumütigkeit geltend. Wie kurz vor Ende des Prozesses bekannt wurde, hat der Angeklagte monatlich Geld an Reevas Eltern überwiesen: seit März 2013 6.000 Rand (umgerechnet 430 Euro). Nel dagegen spricht von "Blutgeld". Er wirft Pistorius vor, dadurch das Strafmaß beeinflussen zu wollen.

Der 27-jährige Oscar Pistorius war im September der fahrlässigen Tötung seiner 29-jährigen Freundin Reeva Steenkamp schuldig befunden worden. Er hatte am Valentinstag vier Schüsse durch eine verschlossene Badezimmertür auf sie abgefeuert. Das Paar war gerade einmal drei Monate lang liiert. Noch kurz vor des Tat hatte der Sportler kurz sechs Schusswaffen bestellt - erlaubt sind nur vier.

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