Dass eine junge Polizistin im Einsatz lebensgefährlich verletzt wurde, versetzt einen Bundestagskandidaten der Piratenpartei in Feierlaune. Thomas Goedes Tweet zum Vorfall in München müsse Konsequenzen nach sich ziehen, fordern Parteimitglieder.

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"So ein Tag, so wunderschön wie heute. Weg mit dem Bullendreck. Ich mach mal den Champus auf :D #ACAB".

So lautete der Kommentar, den der Politiker Thomas Goede zur Schießerei in München-Unterföhring absetzte, bei der eine 26 Jahre alte Polizistin am Dienstag in den Kopf getroffen wurde und gegenwärtig nach einer Not-Operation um ihr Leben kämpft.

"ACAB" wird oft als Abkürzung für die englische Version von "Alle Polizisten sind Bastarde" verwendet.

Die Polizeigewerkschaft in Berlin reagierte entsetzt auf den Tweet des Piraten-Politikers:

Der 29-jährige Thomas Goede kandidiert auf der Liste der Brandenburger Piraten für den Bundestag. Doch nach seinem Tweet steht er in der eigenen Partei massiv in der Kritik.

Noch in der Nacht habe es eine interne Anhörung gegeben. Der Landesverband der Piratenpartei gab anschließend bekannt, dass Goede von seinem Amt als Ersatzrichter des Piratenpartei-Schiedsgerichts zurückgetreten sei. Außerdem seien Ordnungsmaßnahmen gegen ihn verhängt worden.

Piratenpartei über Thomas Goede entsetzt

In einer Stellungnahme habe sich der Landesverband von Goedes Aussagen distanziert, schreiben die "Potsdamer Neuesten Nachrichten".

Demnach heißt es in der Erklärung der Vorsitzenden: "Wir möchten uns für diesen Vorfall bei der verletzten Polizistin, ihrer Familie und Freunden, sowie den vielen Polizisten die jeden Tag für den Dienst an der Gesellschaft eintreten in aller Form entschuldigen und wünschen eine baldige und vollständige Genesung".

Die Webseite des Landesverbandes war am Mittwochmorgen nicht aufrufbar.

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Piratenpartei, Carsten Sawosch, sprach sich bei Twitter für einen Ausschluss Goedes aus der Partei aus:

Goede hat seinen Kommentar inzwischen zwar gelöscht. Wirklich einsichtig zeigt er sich jedoch nicht.

In einem nachfolgenden Tweet rechtfertigte er sich für seine Aussage: "Viele finden die Reaktion scheiße, aber keiner macht sich Gedanken, warum sowas entsteht. Menschen halt."

Ein Parteiausschlussverfahren wurde gegen Goede jedoch vorerst nicht eingeleitet. Er wird wahrscheinlich weiterhin für den Bundestag kandidieren.

Einen Politiker von der bereits beschlossenen Landesliste zu streichen, hätte für die Brandenburger Piraten zur Folge, dass sie noch einmal die nötigen Unterschriften sammeln müssten, die für die Zulassung erforderlich sind.

Münchner Polizisten schwebt weiter in Lebensgefahr

Die in Unterföhring bei München angeschossene Polizistin schwebt unterdessen weiterhin in Lebensgefahr.

Nach Angaben eines Polizeisprechers vom Mittwochmorgen habe sich der Zustand der 26 Jahre alten Beamtin in der Nacht weder verbessert noch verschlechtert, meldet die Nachrichtenagentur dpa.

Die junge Frau war am Dienstag durch einen Schuss in den Kopf schwerst verletzt worden. Ein 37 Jahre alter Randalierer hatte am S-Bahnhof Unterföhring bei einer Rangelei mit einem Polizisten die Dienstwaffe des Streifenbeamten an sich gerissen und geschossen.

Dabei traf er die Polizistin, auch zwei unbeteiligte Reisende erlitten Treffer in Arm und Bein. Der 37 Jahre alte Täter wurde ebenfalls verletzt. Gegen ihn erging Haftbefehl wegen versuchten Mordes.

(ada mit Material der dpa)

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