Während der Mittelmeerraum unter Extremtemperaturen leidet, hängt über weiten Teilen Deutschlands eine dicke Regenglocke, mit Temperaturen teils unter 20 Grad. Daran wird sich auch vorerst nichts ändern, prognostizieren Meteorologen.

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Bei einem Blick dieser Tage auf die Wetterprognose kann einem die Urlaubs- und Sommerstimmung fast gänzlich vergehen. Mit Bayern und Baden-Württemberg sind jetzt auch die letzten Bundesländer in die Sommerferien gestartet, doch wer gleich zu Beginn des Augusts einen Urlaub in Deutschland gebucht hat, wird wohl eher Gummistiefel und Regenjacke als Badeshorts und Bikini einpacken müssen.

Sommer 2023: Temperaturen unter 20 Grad und Schnee in den Alpen

Die kommenden Wochen bewegt sich das Thermometer kaum über die 25 Grad – der Trend zeigt eher in die andere Richtung. Diplommeteorologe Dominik Jung schreibt in seiner Prognose: "Das wechselhafte und zeitweise kühle Wetter könnte sich bei uns in Deutschland noch längere Zeit halten, nächste Woche droht zum Start in den August sogar noch ein weiterer Absturz. Dann wird es in einigen Landesteilen kaum wärmer als 15 bis 20 Grad werden, in den Hochlagen der Alpen schneit es munter und einige Alpenpässe werden schneebedeckt sein."

Verkehrte Welt, denn gleichzeitig häufen sich Bilder von brennenden Wäldern auf Mittelmeerinseln und Schlagzeilen von Rekordtemperaturen im Mittelmeerraum. Auch das Mittelmeer selbst und der Atlantik haben inzwischen eine ungewöhnlich hohe Oberflächentemperatur erreicht. Aber wie sind solche immensen Unterschiede möglich?

Grund für die Zweiteilung in Europa ist ein Wetterphänomen namens Jetstream. Dieses Starkwindband bildet sozusagen eine natürliche Barriere. Jung beschreibt es so: "Der Jetstream liegt wie eine Mauer zwischen kühlen und heißen Luftmassen." Und eben diese Mauer verhindert, dass sich der Sommer in Deutschland festsetzen kann. Eine kurzfristige Änderung ist nicht in Sicht. "So lange das so bleibt, bleibt der Sommer bei uns nass und wechselhaft. Die aktuellen Prognosen sehen bis mindestens 10. August keine durchgreifende Änderung der Wetterlage", schreibt Jung.

Heißeste Zeit des Jahres fällt wohl aus

Eigentlich sind mit dem 23. Juli die Hundstage gestartet – also die heißesten Tage des Jahres. Bis 23. August sollte eigentlich der Hochsommer seine volle Wirkung in Deutschland entfalten. "Es sind vielmehr die kühlsten Tage seit Wochen, die wir aktuell erleben, also das genaue Gegenteil der Hundstage", erklärt der Diplommeteorologe. Und richtig nass wird es dazu auch noch.

In vielen Regionen Deutschlands drohen bis zum 4. August Niederschlagsmengen von rund 100 Litern auf den Quadratmeter. "In NRW, im Schwarzwald, an den Alpen, in Sachsen sind sogar über 100 Liter möglich, in der Spitze 150 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter", schreibt Jung. Für die Natur ist das grundsätzlich gut, da in vielen Gegenden in Deutschland in den letzten Monaten und Jahren zu wenig Regen gefallen war. Jedoch dürfte sich die Landwirtschaft darüber weniger freuen. "Mitten in der Erntezeit wird es richtig nass. Das ist ziemlich übel. Genau jetzt wird trockenes Wetter benötigt", sagt Wetterexperte Jung.

Wettermodelle machen wenig Hoffnung auf Besserung

Der Juli geht laut Klimawissenschaftlern der Weltwetterorganisation (WMO) als heißester Monat seit Tausenden von Jahren in die Geschichtsbücher ein. Dass das der August – zumindest in Deutschland – toppt, kann stark bezweifelt werden. Sowohl das amerikanische Wettermodell CFSv2 als auch das europäische Modell ECMWF gehen laut "Wetter.net" von einem durchschnittlichen August im Vergleich zu den vergangenen rund 30 Jahren aus. "Nach der aktuellen Berechnung würde die Abweichung der Lufttemperatur für den gesamten Monat im Durchschnitt zwischen -0,5 und +0,5 Grad liegen", heißt es hier weiter.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Beim Niederschlag sind sich beide Modelle nicht so ganz einig. Die Amerikaner gehen von "teilweise deutlich zu viel Niederschlag für den August 2023" aus. "Lediglich über der nördlichen Mitte wird ein normaler August prognostiziert. Über der Südhälfte wird ein sehr nasser August berechnet." Das europäische Modell geht beim Niederschlag von einem durchschnittlichen August aus.

Wer also in der Ferienzeit gerne seinen Urlaub am und im Wasser verbringen möchte, der muss südlich der Jetstream-Mauer buchen. Reisende vom Bodensee bis zur Ost- oder Nordsee müssen sich eher auf Abkühlung von oben statt von unten einstellen. (the)

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