Mitten im Freitagsgebet stürmt ein bewaffneter Mann eine Moschee im neuseeländischen Christchurch und schießt um sich. Noch in einer weiteren Moschee fallen Schüsse. Laut Polizei gibt es mehrere Tote. Auch nach Stunden ist die Lage sehr unübersichtlich.

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Bei einem bewaffneten Angriff auf Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch hat es mehrere Tote gegeben. Das bestätigte die Polizei am Freitag.

Nach Augenzeugenberichten hatte ein Mann zunächst in einer Moschee in der Innenstadt um sich geschossen, wo sich Hunderte Muslime zum Freitagsgebet versammelt hatten. Später fielen auch noch in einer anderen Moschee Schüsse.

Polizei spricht von 49 Toten

Neuseeländische Medien hatten zunächst von mindestens neun Toten und Dutzenden Verletzten berichtet. Es gab aber auch Berichte über deutlich mehr Todesopfer.

Die Polizei teilte mit, dass mindestens 49 Menschen bei den Anschlägen ums Leben gekommen seien.

Polizeisprecher Mike Bush bestätigte am Freitag, dass drei verdächtige Männer und eine Frau festgenommen worden seien. Zur aktuellen Lage sagte er: "Lassen Sie uns nicht so tun, als ob es keine Gefahr mehr gibt."

An den Fahrzeugen der Angreifer seien Sprengsätze gefunden worden, die von der Armee entschärft worden seien.

Bush ließ zunächst offen, ob die Polizei die Angriffe als terroristische Tat einstuft. Der australische Regierungschef Scott Morrison teilte später mit, der Angriff sei von einem "extremistischen, rechtsgerichteten, gewalttätigen Terroristen" verübt worden. Dieser sei ein in Australien geborener Staatsbürger seines Landes.

Auch Neuseelands Premierministerin Ardern sagte, die Angriffe seien als "Terroranschlag" zu werten, der offenbar "gut vorbereitet" gewesen sei. Die mutmaßlichen Angreifer seien aber nicht auf Terrorlisten gewesen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte die mutmaßlichen Terrorangriffe scharf. Sie seien "das jüngste Beispiel des wachsenden Rassismus und der Islamophobie", schrieb Erdogan auf Twitter. Er bekundete "der islamischen Welt und den Menschen von Neuseeland" sein Beileid

Christchurch hat 350.000 Einwohner und liegt auf der Südinsel des Pazifikstaats. Die Angriffe waren in der Masjid-al-Noor-Moschee im Stadtzentrum und in einer Moschee im Vorort Linwood verübt worden.

Die ersten Schüsse fielen nach Augenzeugenberichten gegen 13:45 Uhr Ortszeit (01:45 Uhr MEZ). In der Moschee waren demnach mehr als 300 Gläubige.

Zeugen zufolge handelt es sich bei dem Täter um einen weißen Mann, der Helm und eine kugelsichere Weste trug. Mit seiner automatischen Waffe soll er immer wieder in die Menschenmenge geschossen haben.

Täter könnte Angriff live gefilmt haben

Im Kurzbotschaftendienst Twitter warnte die neuseeländische Polizei, "extrem erschreckende Bilder" aus einer der angegriffenen Moscheen kursierten im Internet. Es handele sich demnach um Bilder, die ein Angreifer selbst gefilmt haben dürfte.

Der weiße kurzhaarige Mann ist dabei zu sehen, wie er zu einer der Moscheen fährt und schließlich auf die versammelten Gläubigen feuert. Der Angreifer hatte den Film offenbar live im Internet übertragen. Die Polizei rief dazu auf, das Material nicht weiter zu verbreiten.

Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern verurteilte den Angriff aufs Schärfste. In einer kurzen Stellungnahme sprach die sozialdemokratische Politikerin von einem der "dunkelsten Tage" in der Geschichte ihres Landes.

Für so etwas gebe es "keinen Platz in Neuseeland". Zugleich sprach sie den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. "Neuseeland ist deren Heimat. Sie hätten sich hier sicher fühlen sollen."

Polizeisprecher rät Muslimen, von Moscheen fernzubleiben

Die Lage war auch nach Stunden unklar. Polizeisprecher Bush sprach in einer Video-Nachricht, die über die sozialen Netzwerke verbreitet wurde, von einer "sehr ernsten und tragischen Serie an Ereignissen".

Zugleich appellierte er an alle Muslime in Neuseeland, zuhause zu bleiben. "Unter keinen Umständen sollte irgendjemand im Land jetzt zu einer Moschee gehen."

Die Stadt riegelte wegen der unklaren Lage alle staatlichen Gebäude ab. Neben Schulen wurden auch das Rathaus, die städtische Bücherei und Museen geschlossen.

Bürgermeisterin Lianne Dalziel appellierte an die Einwohner, die Innenstadt zu meiden. Sie sagte: "Alle sind geschockt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas hier passieren kann." (dpa/afp/ank)

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