Ein furchtbarer Morgen für die Bewohnerinnen und Bewohner eines Altenheims im Kreis Kleve: Ein Brand bricht aus, vier Menschen sterben und mindestens 23 werden verletzt.

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Beim Brand eines Seniorenheims im niederrheinischen Bedburg-Hau sind am frühen Montagmorgen vier Bewohner gestorben und mindestens 23 verletzt worden. Außerdem hätten sich ein Feuerwehrmann und ein Polizist so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gebracht worden seien, sagte eine Polizei-Sprecherin in Kleve. Dort konnten sie wenig später aber wieder entlassen werden.

Neben den Verletzten seien noch 46 andere Bewohner evakuiert worden, diese würden nun auf ihren Gesundheitszustand überprüft. "Es ist nicht auszuschließen, dass noch weitere Verletzte hinzukommen: Es war ein großer Schock für sie."

Ein Feuerwehrmann ist beim Brand in einem Seniorenheim im Einsatz. Bei dem Feuer sind nach ersten Angaben mehrere Menschen gestorben. Weitere Personen wurden verletzt. © picture alliance/dpa/Guido Schulmann

Der in der Nacht ausgebrochene Brand sei inzwischen gelöscht, es liefen noch Nachlöscharbeiten. Die Brandursache sei noch unklar, sagte die Polizei-Sprecherin. Kriminalbeamte seien vor Ort, um die Ermittlungen aufzunehmen. Eine Sprecherin des Altenheim-Betreibers Newcare wollte sich zu dem Brand vorerst nicht äußern.

Pflegeheim nicht mehr bewohnbar

Der Bereich rund um das Seniorenheim war am Montagmorgen weiträumig abgesperrt. Ein Leichenwagen fuhr vor und wieder weg. Bewohner saßen zunächst entweder draußen auf Bänken und Stühlen, wo so sie von Sanitätern versorgt wurden, oder drinnen in einem anderen, vom Brand unbeschädigten Teil des großen Gebäudes. In Bussen wurden sie dann in eine Mehrzweckturnhalle als Ausweichquartier gebracht.

Am Vormittag wurde durch Experten geklärt, wie stark der Schaden an dem Seniorenheim-Gebäude ist - mit eindeutigem Ergebnis. "Die Entwicklung ist, dass das Pflegeheim nicht mehr bewohnbar ist, weil die Brandmeldeanlage zerstört ist", sagte ein Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr am Montagvormittag. Die Bewohner müssten anderweitig untergebracht werden. Weiterhin war auch von einem "massiven Rauchschaden" die Rede.

Dramatische Situation bei Eintreffen der Feuerwehr

Beim Eintreffen der Feuerwehr gegen 5 Uhr sei die Situation dramatisch gewesen, meldete der WDR unter Berufung auf einen Feuerwehrsprecher. Feuerwehrleute hätten teils Fenster einschlagen müssen, um Heimbewohner zu retten. Zuvor hatte der WDR berichtet. Demnach hatte sich das Feuer schon so weit ausgedehnt, dass die Feuerwehrleute Teilbereiche des zweigeschossigen Gebäudes nicht mehr betreten konnten.

Bedburg-Hau liegt am unteren Niederrhein im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) – nah an der Grenze zu den Niederlanden. Die Gemeinde hat gut 13.000 Einwohner.

Innenminister Reul dankt Helfern nach tödlichem Brand in Seniorenheim

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat sich nach dem tödlichen Brand betroffen gezeigt. "Das ist eine sehr bedrückende Situation", sagte Reul am Montagmorgen am Einsatzort.

Er dankte den Rettungskräften, die "schnell am Ort waren und alles Menschenmögliche getan haben". Nun werde entschieden, ob und wie das von dem Feuer betroffene Gebäude weiter genutzt werden könne.

NRW-Innenminister Herbert Reul (r.) am Brandort in Bedburg-Hau am Niederrhein. © Christoph Reichwein/dpa

Immer wieder Brände in Pflegeheimen

Immer wieder hat es schlimme Folge, wenn in Pflegeheimen Brände ausbrechen. So starben drei Menschen, als es im Januar 2023 zu einem Brand in einem Pflegeheim für psychisch Erkrankte in Reutlingen (Baden-Württemberg) kam – sie hatten Rauchvergiftungen erlitten. Zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Eine psychisch kranke Frau hatte ihr Bettzeug angezündet.

Ebenfalls zu einem Brand mit drei Toten war es im September 2022 in einem Altenheim in Wardenburg bei Oldenburg (Niedersachsen) gekommen. Zehn weitere Senioren wurden nach damaligen Informationen verletzt.

Forderung nach mehr Brandschutz werden laut

Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz nahm den tragischen Vorfall in Bedburg-Hau zum Anlass, um generell auf die Lage im Pflegebereich hinzuweisen. "Die Zahl der Brände in Pflegeheimen bleibt auf einem konstant hohen Niveau, allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hat es 26 Mal gebrannt", erklärte der Stiftungsvorstand. "Das macht offenkundig, dass die Regelungen des vorbeugenden Brandschutzes in den 16.000 Pflegeeinrichtungen nicht ausreichen."

Er fordert eine gesetzliche Pflicht, der zufolge jedes Patienten- und Personalzimmer mit selbsttätigen Löschanlagen ausgestattet werden müsste. "Denn diese Technik reagiert auf Wärme oder Rauch und bekämpft damit sowohl Entstehungsbrände als auch unkontrollierte Rauchgasentwicklung frühzeitig."

Die meisten Bewohner könnten sich nun mal nicht selbst in Sicherheit bringen. "Sprinkleranlagen könnten hier Leben retten und Sachschäden deutlich minimieren", sagte Brysch. "Was in Möbelhäusern und Lagerhallen seit Langem Standard ist, muss auch in Pflegeheimen gelten." (dpa/tas/lag)

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