Nach der Bluttat in einem belebten Einkaufszentrum in der australischen Millionenmetropole Sydney mit sechs Toten haben die Eltern des Täters die Familien der Opfer um Vergebung gebeten und Einblicke in das Leben ihres Sohnes gewährt. "Es ist so furchtbar, dass ich es nicht einmal erklären kann", zitierte das Portal "news.com.au" Andrew Cauchi. Der Vater sprach am Montag vor seinem Haus im Ort Rockville zu Journalisten, gut zwei Autostunden westlich von Brisbane entfernt.
"Ich bin einfach am Boden zerstört", sagte der Vater den Berichten zufolge. "Ich liebe ein Monster. Für euch ist er ein Monster, aber für mich war er ein sehr kranker Junge." Bei seinem Sohn sei im Alter von 17 Jahren Schizophrenie diagnostiziert worden und er habe beschlossen, seine Medikamente abzusetzen, als es ihm besser ging.
"Es gibt nichts, was ich sagen kann, um den Schmerz zu lindern, den mein Sohn verursacht hat", zitierte der Sender ABC News den Vater. Sein 40 Jahre alter Sohn hatte bei einer Messerattacke in einem Einkaufscenter in Sydney am Samstag sechs Menschen getötet und mindestens 17 verletzt. Er wurde daraufhin von der Polizei erschossen.
Alle sechs Todesopfer nun identifiziert
Am Montag wurden weitere Details zu den Opfern bekannt. Unter den Toten ist Medienberichten zufolge die 38-jährige Mutter eines neun Monate alten Babys, das schwer verletzt wurde, sowie die 25-jährige Tochter eines in Australien bekannten Geschäftsmannes. Außerdem wurde eine 27 Jahre alte Studentin aus China getötet, eine 47-jährige zweifache Mutter, eine 55-jährige Frau sowie ein Sicherheitsmann (30), der erst vor einem Jahr aus Pakistan kommend Zuflucht in Australien gefunden hatte. Er sei das einzige männliche Todesopfer. Auch unter den mindestens 17 Verletzten seien vor allem Frauen. Acht Menschen waren australischen Medien zufolge am Montag noch in Behandlung in Kliniken.
Früher hatte er viele Freunde, sagt seine Mutter
Auf die Frage, warum sein Sohn vor allem Frauen angegriffen habe, sagte Cauchi, er verstehe, dass die Polizei diese Tatsache in die Ermittlungen einbeziehe. "Er wollte eine Freundin und er hat keine sozialen Fähigkeiten und war völlig frustriert", zitierte das Portal den Vater.
Trotz seiner psychischen Erkrankung passe die Tat nicht zu ihrem Sohn, sagte die Mutter, Michele Cauchi, laut den Berichten. "Wir wissen nicht, warum er tat, was er tat." Etwa 18 Jahre lang sei ihr Sohn in Behandlung gewesen. Mit 35 Jahren zog er dann von Zuhause aus, ging nach Brisbane und habe aufgehört, seinen Arzt regelmäßig aufzusuchen. Vor seiner Diagnose habe ihr Sohn Freunde gehabt, sei ein guter Schüler gewesen. Was nun geschehen ist, sei ein "absoluter Albtraum" für Eltern von Kindern mit psychischen Erkrankungen. Auch sie bat um Vergebung.
Polizistin stellte den Täter im Einkaufszentrum
Die Polizistin Amy Scott hatte den Täter am Samstag gestellt. Sie wird seither in australischen Medien als Heldin gefeiert. Mit einer Waffe in der Hand hatte sie den Mann aufgefordert, sein Messer fallen zu lassen, was er jedoch nicht tat. Daraufhin feuerte sie ab. Scott versuchte noch vergeblich, den Mann wiederzubeleben. "Wir sind ihr nicht böse, denn sie hat ihren Job gemacht, und das hat sie wunderbar gemacht, auch wenn es mein Sohn war", sagte der Vater laut ABC News. "Wenn ich gewusst hätte, was in seinem Kopf vorgeht, hätte ich die Polizei (...) angerufen und gesagt: "Bitte holen Sie meinen Sohn ab und unternehmen Sie etwas gegen ihn, bevor etwas schiefgeht"." © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.