Es gleicht einem Actionfilm: Ein Asylbewerber aus Tschetschenien ist in Österreich auf der Straße erschossen worden. Jetzt ermittelt der Verfassungsschutz.
Ein 43-jähriger Asylbewerber aus Tschetschenien ist in Österreich auf offener Straße erschossen worden. Ein Landsmann (47) wurde nach einer Verfolgungsjagd in Linz festgenommen, wie die Polizei am Sonntag berichtete. Ein zweiter Mann, der am Tatort zunächst als Zeuge galt, wurde nach Angaben eines Gerichtssprechers ebenfalls festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht.
Der Vorfall mit möglicherweise politischem Hintergrund passierte am Samstagabend in Gerasdorf in der Nähe von Wien in der Einfahrt zu einer Baufirma. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung nahm die Ermittlungen auf, so die Polizei. Die Hintergründe der Tat seien unklar.
Opfer soll Kritiker des tschetschenischen Regimes sein
Nach russischen Medienberichten galt das Opfer als Kritiker des Regimes in Tschetschenien, einer islamisch geprägten Teilrepublik im russischen Nordkaukasus. Der Mann soll immer wieder Kritik am tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow geäußert haben. Er war nach österreichischen Angaben seit 2007 als Flüchtling im Land und hatte Polizeischutz angeboten bekommen aber abgelehnt.
Kadyrow regiert in Grosny seit mehr als zehn Jahren. Kritiker werfen ihm Menschenrechtsverletzungen und eine Herrschaft mit Clan-Strukturen und korrupten Beamten vor. Tschetschenien galt viele Jahre als Konfliktregion. In zwei Kriegen mit Zehntausenden Toten und Flüchtlingen verhinderte Moskau eine Abspaltung.
Es gab schon ähnliche Mordfälle wie jetzt in Wien. Auch 2009 wurde ein geflohener Tschetschene in Wien auf offener Straße erschossen. Damals kam die Staatsanwaltschaft Wien zu dem Schluss, dass der Mann zumindest mit Billigung Kadyrows verschleppt werden sollte. Er sei erschossen worden, als er sich widersetzt habe. In Deutschland wurde 2019 ein Georgier ermordet. (dpa/sap) © dpa
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