Das Wetter in den USA spielt derzeit verrückt: Binnen weniger Tage schwanken die Temperaturen um 30 Grad und mehr. Damit ist die lebensbedrohliche Kälte zwar fürs Erste vorbei, doch solche extremen Temperaturschwankungen sind nicht ungefährlich.
Nach klirrendem Frost mit tödlichen Folgen erleben die Menschen in den USA nun einen rasanten Wetterwechsel und fast schon frühlingshafte Temperaturen. Am Wochenende soll das Thermometer unter anderem in der Gegend von Chicago auf knapp unter 20 Grad steigen.
Tatsächlich war es hier in den vergangenen Tagen nach einem Bericht des Senders NBC zeitweise sogar kälter als in Sibirien, am Südpol, auf dem Mount Everest oder in Alaska.
Viele Teile der USA, die zuletzt unter extremer Kälte gelitten haben, können nun aufatmen - einerseits. Doch der sprunghafte Anstieg Temperaturen birgt auch Gefahren.
Viele Städte bekommen Probleme
In Rockford Illinois ist ein Temperaturanstieg um 45 Grad Celsius angesagt - von minus 35 Grad auf 10 Grad über Null. Zwar teilte der Wetterdienst mit, die "lebensbedrohlichen" arktischen Luftmassen, die in den vergangenen Tagen Teile der USA beherrschten, sollten noch am Freitag aus dem Nordosten des Landes abziehen.
Nach dem kurzen Wärmeschub sollen die Werte in den Tagen darauf aber in manchen Landesteilen wieder unterhalb des Gefrierpunktes sinken.
Ungemach droht dem Westen der USA: In Kalifornien soll es zu teils heftigen Stürmen kommen - mit ergiebigen Regenfällen an der Küste und viel Schnee in den Bergen.
In vielen Städten werden durch die großen Temperaturschwankungen Probleme wie berstende Versorgungsleitungen, Schlaglöcher in den Straßen und instabile Brücken befürchtet.
Gegenden, die im Sommer von verheerenden Waldbränden betroffen waren, drohen nun Überflutungen.
Temperaturschwankungen sind belastend für den Körper
Auch an den Menschen werden diese extremen Temperaturschwankungen nicht spurlos vorbeigehen. "Nach sehr kalten Bedingungen ist der Körper durch die Kälte geschwächt. Wenn es dann zu einem sehr starken Wetterwechsel kommt, sollte man vorsichtig sein und Belastungen meiden", sagt Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Freiburg.
Bei der Kleiderauswahl sollte man nicht gleich von der dicken Daunenjacke zum kurzen T-Shirt wechseln, sondern auf das Zwiebelprinzip setzen. Denn wenn der Wechsel von kalt auf warm derart schnell kommt, hinkt der Organismus mit seiner Anpassung an die neuen Bedingungen gewissermaßen noch hinterher.
Bei gesunden Menschen klappt die Anpassung in der Regel in ein paar Tagen, sagt Matzarakis.
Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Menschen mit schlechtem oder geschwächtem Allgemeinzustand haben aber ähnlich wie bei der starken Hitze des vergangenen Sommers Probleme, mit so plötzlichen Temperaturunterschieden fertig zu werden.
Gerade wenn eine Erkältung, eine Lungenerkrankung oder sonstige Probleme mit den Atemwegen auftreten, sei Schonung und Vorsicht angesagt.
Herzinfarktrisiko steigt durch hohe Schwankungen
Für Patienten mit Herzproblemen gilt bei Minusgraden ohnehin die Empfehlung, sich nicht zu überanstrengen. So rät die Deutsche Herzstiftung Herzpatienten, lieber aufs Schneeschippen zu verzichten.
Vor zwei Jahren wiesen Forscher im European Heart Journal darauf hin, dass hohe Temperaturschwankungen Herzinfarkte auslösen können.
Schnellt in den USA also nun die Zahl der Herzinfarkte in die Höhe? "Die Menschen dort leben mit diesem Wetter, für die ist das ganz normal", sagt Matzarakis.
Entsprechend vorsichtig gingen sie mit extremen Temperaturschwankungen um - womöglich im Gegensatz zu manchen Fernreisenden, die im Winter nach einer Rückkehr aus den Tropen Temperaturunterschiede von 30 Grad und mehr verkraften müssen. (ff/dpa)
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