Statt Minustemperaturen war es häufig mild wie im Frühling: Auch die Wintermonate fallen im langfristigen Vergleich aus dem Rahmen. Die Klimaerwärmung nehme an Fahrt auf, bilanziert der Deutsche Wetterdienst.

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Der zu Ende gehende Winter in Deutschland war der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Das teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Freitag nach einer ersten Auswertung der Ergebnisse von rund 2.000 Messstationen mit.

Ein großer Teil Europas habe sich zwischen November und Ende Februar dauerhaft in einer kräftigen, extrem milden Südwestströmung befunden. "Sie sorgte in Deutschland vielerorts für einen "Totalausfall" des Winters", erklärte der DWD in Offenbach. Auch Niederschlag und Sonnenscheindauer lagen den Angaben zufolge in Deutschland deutlich über dem vieljährigen Mittel.

Frühlingshafte Werte von über 15 Grad

Bundesweit lagen die drei Monate mit im Schnitt 4,1 Grad um 3,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Wärmer war demnach bisher nur der Winter 2006/2007 mit einem Plus von 4,4 Grad. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin war der Winter 2019/2020 der wärmste seit Messbeginn.

In Hamburg und Bremen könnte dies ebenfalls der Fall gewesen sein. "Da geht es teilweise um Zehntelgrad, da müssen wir die endgültigen Werte abwarten", sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich.

Der Wetterdienst registrierte wegen der "unentwegt einströmenden milden Meeresluft" von Dezember bis Ende Februar nur selten Temperaturen, die sich winterlich nennen ließen. Anstelle dessen herrschten häufig frühlingshafte Werte über 15 Grad. Den höchsten Wert erreichte am 16. Februar Müllheim südwestlich von Freiburg mit 21,5 Grad. Am kältesten war es in Oberstdorf am 20. Januar und am 6. Februar mit jeweils minus 14,7 Grad.

Am meisten Niederschlag fiel im Schwarzwald

Das Nordseebad List auf Sylt erlebte keinen einzigen Frosttag. Die Entwicklung zeige wie auch die der vergangenen 10 bis 20 Jahre, dass die Klimaerwärmung an Fahrt aufgenommen habe, sagte DWD-Sprecher Friedrich.

Der Bilanz zufolge war es ungewöhnlich schneearm und gleichzeitig zu nass. Dies sei sehr willkommen gewesen, erklärte der DWD mit Blick auf den Dürre-Sommer 2019. Die Menge an Niederschlägen überstieg mit rund 225 Litern pro Quadratmeter den Vergleichswert von 181 Litern um fast ein Viertel (23 Prozent).

Am meisten Niederschlag fiel mit bis zu 810 Litern pro Quadratmetern im Schwarzwald. Von dort wurde auch die höchste Tagessumme gemeldet: 105,5 Liter am 2. Februar in Baiersbronn-Ruhestein. Im Osten Deutschlands kam diese Menge gebietsweise im ganzen Winter nicht zustande: In Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen kamen einige Stationen über 90 Liter nicht hinaus.

Schnee fiel im Flachland meist erstmals vergangenen Donnerstag - kurz vor Ende des meteorologischen Winters an diesem Wochenende. Im Wintersportort Oberstdorf lag an 54 Tagen kein Schnee, wie der DWD erklärte.

Immerhin war es sehr sonnig: Die Sonnenscheindauer überstieg der Bilanz zufolge ihr Soll mit rund 185 Stunden um gut ein Fünftel. Am meisten Sonne gab es rund um den Starnberger See mit bis zu 345 Stunden, am wenigsten im Norden mit örtlich weniger als 100 Stunden.  © dpa

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