• In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen herrscht nach dem schweren Unwetter noch immer Chaos.
  • Die Versorgung mit Wasser, Strom und Medikamenten ist vielerorts noch immer nicht gewährleistet.
  • Außerdem sehen sich Einsatzkräfte, die bei den Aufräumarbeiten helfen wollen, zunehmend der Wut der Bevölkerung ausgesetzt.

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Rund zwei Wochen nach der Flutkatastrophe ist die Lage in den betroffenen Gebieten weiterhin angespannt. Die schwierigen Lebensumstände in den Regionen schlägt derweil zunehmend in wütende Reaktionen gegen Helfer und Polizisten um.

In einem internen Bericht der Direktion Bereitschaftspolizei der Bundespolizei, aus dem "Bild" am Donnerstag zitierte, heißt es, die Versorgung der Bevölkerung werde von den Einsatzkräften in Rheinland-Pfalz als "problematisch bewertet". Viele Betroffene seien stark traumatisiert, die Akzeptanz gegenüber den Einsatzkräften "sinkt stetig".

Das habe nicht nur damit zu tun, dass die Versorgung mit Trinkwasser und Strom in den Katastrophengebieten von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz teilweise noch nicht vollständig wieder gewährleistet sei, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für die Bundespolizei, Andreas Roßkopf, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Den Polizisten schlage auch Wut entgegen, wenn sie Menschen, die ihr Hab und Gut retten wollten, am Betreten ihrer einsturzgefährdeten Häuser hindern müssten. Manche Bewohner zerstörter Ortschaften realisierten wohl erst jetzt, was sie alles verloren haben. "Ich habe Verständnis für die Betroffenen, die in einer sehr schwierigen Situation sind; auch einige Kollegen von uns haben durch das Unwetter alles verloren", sagte Roßkopf.

Kein Verständnis habe er jedoch, wenn jemand deshalb Einsatzkräfte "beschimpft oder handgreiflich wird". Wie die "Bild" unter Berufung auf das Polizeipapier berichtet, würden Helfer auch durch "Reichsbürger in polizeiähnlichen" Uniformen behindert werden. Diese würden laut dem Bericht versuchen, den Einsatzkräften Platzverweise zu erteilen.

Reichsbürger glauben, dass Deutschland kein souveräner Staat sei und leugnen die Existenz der Bundesrepublik. Die Bewegung gilt als rechtsextrem und wird seit 2016 vom Verfassungsschutz beobachtet.

Amtsärzte schlagen wegen medizinischer Versorgung Alarm

Derweil kritisieren Amtsärzte erhebliche Mängel in der medizinischen Grundversorgung in den Hochwassergebieten. Die Situation sei "nach wie vor erschreckend" und in den betroffenen Regionen herrsche Seuchengefahr, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Gesundheit der Bevölkerung in den Katastrophengebieten sei "massiv bedroht, weil die Infrastruktur nicht funktioniert". Unter anderem seien in einigen Orten Krankenhäuser und Praxen zerstört worden.

Teichert, die bis 2012 das Gesundheitsamt im von der Flut betroffenen Landkreis Ahrweiler leitete, erklärte, dass viele Menschen ohne dringend benötigte Medikamente auskommen müssten. Das sei besonders für Menschen mit Krankheiten wie Diabetes oder Herzleiden ein großes Problem.

Nach Starkregen waren am 14. Juli zahlreiche Ortschaften im Westen Deutschlands überschwemmt worden. Mindestens 181 Menschen starben. Akute Gefahr besteht laut dem "Bild"-Bericht derzeit in Altenahr. Dort drohe ein Fels, bedingt durch die Folgen der Flut, abzurutschen.

Das Bundespolizeipräsidium wollte auf Nachfrage unserer Redaktion keine genaueren Angaben dazu machen und verwies darauf, dass das von der "Bild" zitierte Dokument als Verschlusssache eingestuft sei.

Eine Anfrage unserer Redaktion beim "Pressezentrum Hochwasser Ahr" ergab, dass der Fels in der Gemeinde Ahrbrück liegt. Wie die Pressereferentin Miriam Lange mitteilte, habe das Technische Hilfswerk (THW) ihn 48 Stunden lang elektronisch vermessen. Dabei seien keine Veränderungen an dem Felsbrocken festgestellt worden. In Abstimmung mit der Gemeinde sollen langfristig Schutzzäune um ihn errichtet werden. (thp/dpa)

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