Einer der heftigsten Taifune seit Jahrzehnten ist über Japan gefegt. Mindestens 19 Menschen sollen dabei gestorben sein, etwa 100 erlitten Verletzungen bei dem Unwetter. "Hagibis", wie der Taifun genannt wird, hat für Überschwemmungen und Erdrutsche gesorgt.
Fernsehsender zeigten Luftaufnahmen von überschwemmten Wohngebieten unter anderem in der mit am schwersten betroffenen Provinz Nagano. Auch in vielen anderen Gegenden waren Flüsse übers Ufer getreten und Dämme gebrochen, wodurch Häuser und Straßen überflutet wurden.
Während der Taifun, der in der Nacht auch die Millionenmetropole Tokio heimgesucht hatte, nach Norden abzog und am Sonntag in der Hauptstadt und deren Umgebung wieder die Sonne schien, setzten die Einsatzkräfte die Bergungs- und Aufräumarbeiten fort.
Schwere Überschwemmungen und Erdrutsche
Das Militär schickte rund 27.000 Soldaten zur Verstärkung der Rettungs- und Bergungstrupps in die betroffenen Gebiete des Landes. Mit Hubschraubern und Schlauchbooten wurden Menschen aus überschwemmten Häusern in Sicherheit gebracht. Vielerorts gab es Erdrutsche, umgestürzte Bäume blockierten Straßen. Allein in der Tokioter Nachbarprovinz Chiba, wo erst im vergangenen Monat ein Taifun gewütet und massive Stromausfälle verursacht hatte, wurden ein Dutzend Häuser zerstört.
Mehr als 100.000 Haushalte waren am frühen Sonntag von der Elektrizitätsversorgung abgeschnitten. Auch in anderen Regionen kam es in Zigtausenden Haushalten zu Stromausfällen.
Der Wirbelsturm "Hagibis" (Philippinisch für "schnell") war am Samstag nahe Tokio auf Land getroffen. Später zog er Richtung Nordosten weiter in jene Region, wo es 2011 zu einer Erdbeben- und Tsunamikatastrophe mit Tausenden Toten gekommen war.
Auch dort kam es durch den Taifun zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen. Als Folge mussten die Organisatoren der in Japan laufenden Rugby-Weltmeisterschaft ein weiteres Spiel absagen. Betroffen war die Begegnung Namibia gegen Kanada, die in Kamaishi stattfinden sollte.
Erstmals höchste Warnstufe in einigen Regionen
Wegen der Gefahr durch die massiven Niederschläge, die zu den schlimmsten seit rund 60 Jahren zu werden drohten, hatten die Behörden für Tokio und mehrere andere Regionen erstmals die höchste Warnstufe ausgegeben. Mehr als sechs Millionen Bewohner des Landes wurde geraten, sich vor dem Wirbelsturm - der in Japan schlicht Taifun Nummer 19 in der laufenden Saison genannt wird - in Sicherheit zu bringen.
Während die Evakuierungsanweisungen am Sonntagmorgen in Tokio und den meisten Teilen Zentral- und Ostjapans wieder aufgehoben wurden, warnten die Behörden weiter vor der Gefahr durch Erdrutsche und Schlammlawinen. Nach Angaben des Ministeriums für Boden, Infrastruktur und Tourismus gingen in neun der betroffenen Provinzen mindestens 33 Erdrutsche und Schlammlawinen ab.
Unterdessen nahm der Tokioter Flughafen Haneda am Sonntagmorgen (Ortszeit) wieder den Betrieb auf. Auch die meisten Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Shinkansen fuhren wieder, nachdem die Betreibergesellschaften den Betrieb am Vortag wegen des Taifuns massiv eingeschränkt hatten.
Menschen kaufen Lebensmittel auf Vorrat
Die Behörden hatten gewarnt, dass der Taifun die Hauptstadt und andere Gebiete im Osten Japans mit den schlimmsten Regenfällen seit jenem verheerenden Wirbelsturm überziehen könnte, der 1958 mehr als 1.200 Menschen in der Region das Leben gekostet hatte. Viele Kaufhäuser und Läden in Tokio und Umgebung hatten am Samstag geschlossen. In manchen Geschäften der Hauptstadt waren Regale wie leer gefegt, da sich viele Bewohner vorsichtshalber mit Wasser und Lebensmitteln eindeckten.
In der Bucht von Tokio sank ein Frachtschiff aus Panama, das dort ankerte, als sich der Taifun näherte. Ein Mensch an Bord kam ums Leben, vier Besatzungsmitglieder wurden am Sonntag gerettet, wie japanische Medien berichteten. Sieben Menschen galten als vermisst. (awa/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.