Viele Kommunen sind zwar mit der Unterbringung von Geflüchteten aktuell stark beansprucht - jedoch nicht pauschal überlastet. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Analyse des Mediendiensts Integration. Rund 1,2 Millionen Menschen suchten demnach 2022 Schutz in Deutschland. Etwa eine Million davon kam aus der Ukraine, 200.000 kamen aus anderen Ländern.

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Die Aufnahme so vieler Menschen in so kurzer Zeit stelle Bund, Länder und Kommunen vor zahlreiche Herausforderungen, schrieben die Autoren der Analyse. Es ergebe sich jedoch ein heterogenes Bild der kommunalen Belastungen. Die Spanne reicht demnach "von öffentlich beklagtem Notstand, herausfordernden, aber leistbaren Anforderungen bis hin zu relativ entspannten Situationen".

Auch ob Unterbringungskapazitäten aufgebraucht sind, lässt sich den Angaben zufolge nur schwer beantworten. Diese seien keine fixe, vorgegebene Größe, führen die Experten aus. Sie müssten vielmehr laufend neu gebaut, akquiriert, angemietet, übergeben und umgeschichtet werden. Wie gut Kommunen aktuell zurechtkommen, hänge auch davon ab, wie aktiv und konstruktiv sie bei der Suche nach Wohnungen vorgehen.

Die Rekordzahlen ankommender Geflüchteter im vergangenen Jahr konnten der Untersuchung zufolge nur dank der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und der Freiheit ukrainischer Geflüchteter, ihren Wohnort frei zu wählen, bewältigt werden. Ein Festhalten am üblichen Verteilsystem hätte die Kommunen hingegen massiv überlastet.

Die Unterbringung Geflüchteter wird laut Bericht "ein Dauerthema bleiben". Die Experten empfehlen deshalb ein "atmendes System", welches kleine und mittelgroße Aufnahmewellen abfedern könnte. Die Unterbringung werde zudem umso besser gelingen, je weniger angespannt die allgemeine Lage auf dem Mietmarkt im niedrigen Preissegment ist.

Die Auswertung basiert unter anderem auf Statistiken und Umfragen, wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunen. Die beiden Autoren Boris Kühn und Julian Schlicht sind Integrationsbeauftragte in baden-württembergischen Kommunen.  © AFP

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