Auf den Feldern sollen nach Plänen des Bundesagrarministeriums weniger chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Erreicht werden soll dies mit einem Mix unter anderem aus finanziellen Anreizen, Forschungsförderung und rechtlichen Regelungen, wie es in einem am Mittwoch vorgestellten Papier mit Eckpunkten heißt. Ziel sei, die Verwendung und das Risiko chemischer Mittel bis 2030 um 50 Prozent zu verringern. "Wir brauchen hierfür einen breiten Konsens", betont das Ministerium in dem Papier. Daher solle es "einen umfassenden Beteiligungsprozess" geben. Ein Programm soll dann im Sommer vorgestellt werden.
Stoßrichtung ist demnach, den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel auf allen Flächen "ambitioniert" zu reduzieren, Rückzugsräume für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu schaffen und Schutzgebiete wirksam auszugestalten. Konkret schlägt das Ministerium etwa vor, die Züchtung widerstandsfähigerer Pflanzensorten zu unterstützen. Ausgebaut werden sollen Förderanreize. So könnte die Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel daran gebunden werden, dass es auch Rückzugsflächen für Tiere und andere Pflanzen gibt. Genannt wird auch das Ziel, den Flächenanteil des Ökolandbaus bis 2030 auf 30 Prozent auszudehnen.
Gefördert werden sollen auch Modellprojekte. Biologische Pflanzenschutzverfahren sollen besser verfügbar werden. Beim umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat sollen bestehende Anwendungseinschränkungen weitergeführt werden. Für Hobbygärtner ist eine Informationskampagne für alternative Verfahren angedacht. Parallel soll auch ein Verbot chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel für Haus- und Kleingärten geprüft werden. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen für ein "weniger perfektes Aussehen von Gemüse und Obst" sensibilisiert werden.
Mehrere Verbände der Land- und Ernährungswirtschaft forderten das Ministerium auf, die Vorschläge zurückziehen. Das Programm ignoriere Technik und Innovation und fokussiere einseitig auf Ordnungsrecht und eine pauschale Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, teilte der Bauernverband mit. Nötig sei ein nachhaltiger, fachlich fundierter Schutz von Pflanzen vor Schädlingen und Krankheiten. Die Verbände warnten vor Produktionsverlagerungen ins Ausland. Das Ministerium widersprach dieser Kritik und betonte, das Ideenpapier sehe keine gesetzlichen Maßnahmen vor. © dpa
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