• 67 Prozent der Deutschen wollen, dass die drei noch laufenden Atomkraftwerke weiterbetrieben werden.
  • Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.
  • 20 Prozent sind für einen Weiterbetrieb bis 2024. 47 Prozent wollen, dass die Kraftwerke auf unbestimmte Zeit am Netz bleiben.
  • Eine gegenläufige Tendenz gibt es nur unter Wählerinnen und Wählern der Grünen.

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Ende dieses Jahres wollte Deutschland sich eigentlich endgültig von der Atomenergie verabschieden. Zum 31. Dezember sollten die letzten drei Atomkraftwerke (AKW) vom Netz gehen. Doch Russlands Krieg in der Ukraine und der russische Gas-Lieferstopp haben die Energieversorgung vor neue Herausforderungen gestellt.

Die Mehrheit der Deutschen spricht sich nun für einen Ausstieg aus dem Ausstieg aus. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag unserer Redaktion, für die das Meinungsforschungsinstitut Civey vom 6. bis 9. September die Antworten von 5.049 Befragten ausgewertet hat.

15 Prozent für Notreserve

„Wie sollte Ihrer Meinung nach mit den drei derzeit noch laufenden deutschen Atomkraftwerken verfahren werden?“, lautete die Frage. In der Diskussion sind derzeit vor allem folgende Optionen:

  • Die drei Atomkraftwerke gehen zum Jahresende vom Netz – so wie es das Atomgesetz bisher vorsah.
  • Zwei der drei Atomkraftwerke werden als Notreserve vorgehalten, damit sie im Fall von Engpässen doch noch Strom produzieren können. Das ist derzeit der Plan von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Er will im Notfall auf die Meiler in Neckarwestheim und Isar II zurückgreifen können. Betreiber und Experten kritisieren dieses Modell jedoch als unzureichend.
  • Die drei Atomkraftwerke werden für eine begrenzte Zeit weiterbetrieben - zum Beispiel bis zum Ende des kommenden Jahres.
  • Die drei Atomkraftwerke werden für eine unbestimmte Zeit weiterbetrieben.

Insgesamt 67 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Laufzeitverlängerung aus. 20 Prozent wollen, dass die Kraftwerke bis 2024 am Netz bleiben, 47 Prozent sprechen sich sogar für einen Weiterbetrieb auf unbestimmte Zeit aus. Hinter Habecks Plan, einzelne AKW als Notreserve vorzuhalten, stellen sich nur 15 Prozent. 16 Prozent wollen, dass es beim Ausstieg zum Jahresende bleibt.

Mehrheit für Laufzeitverlängerung in allen gesellschaftlichen Gruppen

Auch beim Blick auf die Ergebnisse in den gesellschaftlichen Gruppen ergibt sich ein klares Bild: Praktisch überall ergeben sich Mehrheiten für einen begrenzten oder unbegrenzten Weiterbetrieb. Überdurchschnittlich groß ist die Zustimmung zu einem Weiterbetrieb auf unbestimmte Zeit zum Beispiel unter Arbeitern (61 Prozent), Selbstständigen (51 Prozent), Arbeitslosen (52 Prozent) oder in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen (50 Prozent). Geringer fällt die Zustimmung zum Beispiel unter Studierenden aus (30 Prozent). Auch bei ihnen sind jedoch ebenfalls 30 Prozent für einen begrenzten Weiterbetrieb bis 2024.

Grünen-Anhänger bleiben kritisch

Auffällig sind allerdings die Unterschiede unter den potenziellen Wählerinnen und Wählern der Parteien. Die Grünen sind unter anderem aus der Anti-AKW-Bewegung entstanden. Unter ihren Anhängerinnen und Anhängern sprechen sich insgesamt nur 24 Prozent für eine Laufzeitverlängerung aus. 42 Prozent wollen dagegen an der Abschaltung festhalten, 32 Prozent finden, dass Habecks Notreserve die beste Lösung ist.

Etwas atomkritischer als der Durchschnitt sind auch die potenziellen Wählerinnen und Wähler von SPD und Linken. Doch auch unter ihnen gibt es knappe Mehrheiten für eine Laufzeitverlängerung.

In der Anhängerschaft von CDU/CSU, FDP und AfD ist das Meinungsbild sehr deutlich: Dort sprechen sich jeweils mehr als 90 Prozent dafür aus, die AKW begrenzt oder auf unbestimmte Zeit weiterzubetreiben. (fab)

Informationen zur Methode: Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey die Antworten von 5.049 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war der 6. bis 9. September 2022. Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte.
Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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