Nach den Vorfällen rund um den G20-Gipfel verteidigt der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer den Einsatz seiner Behörde. Laut seinen Angaben haben sich zudem mehrere Einheiten geweigert, in das Schanzenviertel vorzurücken. Der Grund erschreckt.
Nachdem die Hamburger Polizei nach den Eskalationen rund um den G20-Gipfel ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war, hat sich nun der Polizeichef ausführlich zu Wort gemeldet.
In einem Interview mit "Spiegel Online" nahm Ralf Martin Meyer seine Truppe in Schutz und wies auch Kritik am taktischen Vorgehen zurück: "Man muss auch die vielen Stadtteile sehen, in denen es ruhig geblieben ist".
Demnach seien durch das Vorgehen der Einsatzkräfte geplante Attacken verhindert worden.
"Besserwisser ohne eigene Verantwortung"
Der Polizei wurde in Teilen eine unverhältnismäßige Härte vorgeworfen. 35 Ermittlungsverfahren wurden bislang gegen einzelne Beamte eröffnet.
Meyer hält diese Zahl angesichts der massenhaften Konfliktsituationen für gering. Auch die Kritik am angeblichen Kommunikationschaos, die wohl teilweise auch aus den eigenen Reihen kam, wollte er nicht bestätigen.
"Solche Kommentare gibt es immer. Besserwisser ohne eigene Verantwortung", sagte der Polizeipräsident und räumte dennoch ein, dass man auf manche Situationen nicht vorbereitet war.
"Der Freitag war der Tag angekündigter Blockaden des Gipfels in der City. Das bereits auf dem Weg zum Gipfel Gruppen massiv Dinge beschädigen, war eine Überraschung", sagte Meyer. Zudem machte das ständige Wechseln der Kleidung Probleme bei der Identifizierung der Gewalttäter.
Meyer: Lebensgefahr für Einsatzkräfte
Besonders unerwartet war die hohe Gewaltbereitschaft im Schanzenviertel. Als Polizisten vorrücken sollten, weigerten sich Mayer zufolge verschiedene Einheiten: "Wir hatten Hinweise darauf, dass wir in eine Falle gelockt werden. Wir haben Angriffe von oben mit Zwillen, Molotowcocktails und anderem gesehen, von verschiedenen Dächern herab."
Da für die Einsatzkräfte Lebensgefahr bestanden hätte, mussten erst Spezialeinheiten zusammengezogen werden, die ursprünglich nicht für den Demo-Einsatz vorgesehen waren.
Rund um den G20-Gipfel vergangener Woche war es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen gewaltbereiten Demonstranten und der Polizei gekommen. Vor allem das Hamburger Schanzenviertel war von den Krawallen betroffen. Neben zerstörten Straßen und geplünderten Geschäften kam es hier auch zu blutigen Straßenschlachten mit der Polizei.
Rund 200 Polizisten wurden bei den Einsätzen verletzt. In den vergangenen Tagen kam aber auch vermehrt Kritik an den Einsatzkräften, dem taktischen Vorgehen und der strengen Hamburger Linie auf. (mhe)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.